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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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nicht wie ihre Molly. Oh, mein Kind, was haben sie mit dir gemacht?
    »Molly?« War das ihre Stimme? »Einen wunderschönen, guten Morgen, Molly, und auch von Mr. McGreevey und Kevin.« Sollte sie Bernie Golden erwähnen? Vielleicht besser nicht.
    Molly schlug flatternd die Augen auf, aber das waren nicht ihre Augen, leblos und leer. Sie drehte den Kopf auf die Seite und betrachtete Brigid ausdruckslos. Die Lippen, blaß wie der Tod, lächelten nicht. Brigid umschloß die heile Hand mit ihren beiden, sie war nicht warm.
    »Mr. McGreevey sagt, Thrall habe es unversehrt überstanden.« Sie erwähnte nicht die Meinung des Tierarztes, daß er emotionelle oder psychische Beeinträchtigungen nicht beurteilen könne. »Sie haben ihn heute morgen leicht gearbeitet.« Sollte sie sagen, daß Kevin berichtet hatte, der Dreijährige hätte sein Temperament verloren und wolle nicht fressen? »Thrall wird dich sehr vermissen, Molly.«
    »Das ist mir gleich.«
    Hatte sie richtig gehört? »Schwester Grace sagte, du hättest einen ziemlichen Schock gehabt, aber ganz gut überstanden …«
    »Es ist mir gleich, ob er mich vermisst oder nicht.«
    Brigid erinnerte sich an Gregory McGreeveys Kommentar am Telefon: ›Das Mädchen hat getan, was es für richtig hielt, um das Pferd zu retten. Sie hat versucht, es wegzuführen, aber das Tier war in Panik.‹
    »Ich will ihn nie mehr sehen.« Die Stimme klang flach und unmoduliert. »Nie mehr.«
    Sie glaubte, das Pferd hätte sich gegen sie gewandt. »Molly, du kennst dich doch mit Pferden aus und weißt …«
    »Tante Brigid, ich hasse ihn!«
    Nun war Brigid sprachlos. Wie gern hätte sie den Mantel des Verständnisses über das Kind gebreitet und es aus seiner Abwehrhaltung gerissen. Doch mit der Zeit …
    Wenn JD Edwards sich auf der Rennbahn aufhielt, war er bestimmt nicht in der Nähe von Also Ran und seiner Box, und zwar aus einem guten Grund: Sosehr er es auch überspielte und so selbstsicher er sich auch gab – der große, athletische Footballstar hatte eine Heidenangst vor Pferden. In nächster Nähe, wie beispielsweise im Stall, wurde er vor Angst fast verrückt. Almeta hatte in einem Rennjournal gelesen, daß Pferde die Angst riechen.
    Wenn JD auf der Rennbahn war, dann spielte er, Craps, Siebzehn und vier, Poker, es kam ihm nicht darauf an. Er war ein so genannter degenerierter Spieler, der nur wegen des Spielens spielte und desto todsicherer verlor. Sie wünschte manchmal, einen Alkoholiker wie seinen Vater geheiratet zu haben oder eine Süchtige wie seine Mutter. Aber nein, sie war an dem großen Helden JD hängen geblieben.
    Sie wartete in einem Schnellimbiss in der Nähe des Motels auf ihr Frühstück, denn es war spät, und sie hatte einen Bärenhunger. Er hatte nicht angerufen, und so wußte sie nicht einmal, ob er von dem Feuer erfahren hatte. Von dem Leben mit JD hatte sie allmählich die Schnauze bis oben voll. Und plötzlich tauchte er auf, setzte sich auf den gegenüberliegenden Platz in der Nische, unrasiert, mit rotumränderten Augen und dem verlassenen Ausdruck.
    »Er sagte, er hätte im Motel angerufen. Wollte er dich wegen des Feuers sprechen?«
    Nicht einmal guten Morgen oder wie hast du geschlafen? sagte er und war unleidlich wie immer und sauer wegen Matt Haslam.
    »Klar hat er angerufen. Woher sollte ich sonst wissen, wo du steckst? Er sagte, wir brauchten nicht zur Rennbahn zu kommen.«
    JD schüttelte unwillig den Kopf: »Das kann er doch nicht bestimmen.« Der junge weiße Kellner kam mit dem Frühstückstablett und schaute JD bewundernd an.
    »Wahrscheinlich«, sagte sie, »wollte Mr. Haslam uns das Durcheinander ersparen.«
    »Du meinst, dir«, brummte er. »Aber er hätte mich anrufen sollen, und das habe ich ihm auch gesagt.«
    Sie trank von ihrem Saft. »Woher sollte er wissen, wo du zu erreichen bist?« Aber Vernunftargumenten war er nicht besonders zugänglich.
    »Ich habe ein paar Scheine gewonnen, Süße.« Lügner. »Was isst du denn da, schon wieder Grütze?«
    »Ich bin ebenso wie du in Manhattan aufgewachsen, aber mir schmeckt Grütze, und deshalb frühstücke ich hier, weil sie die hier haben. Und deshalb hast du mich auch gefunden. Eine Menge Leute mögen Grütze, Schwarze und Weiße.«
    Er bestellte Schinken und Ei und Pommes frites und knurrte dann: »Weißt du, Meta, wenn dieser Kerl mich weiter Sir nennt in jedem Satz, dann feure ich ihn.«
    »Wenn du das tust, was bringt es? Wir stehen dann mit einem Pferd ohne Trainer da, und das

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