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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mattfeldt
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sich die Hände.
    »Ich weiß nicht wie«, sagte Kerstin leise. »Ich habe noch nie einen Menschen getötet.«
    »Nicht?« Er schien aufrichtig überrascht. »Nicht mal einen?«, fragte er ungläubig. »Ich habe schon viele getötet.« Sein linkes Auge zuckte. »Und das war schön. Es wird dir gefallen.«
    »Und dann? Lässt du mich dann gehen?«
    »Wohin du willst.«
    Die Art, wie er jetzt mit ihr sprach, war völlig neu für Kerstin. Es überforderte sie, sich darauf einzustellen. Seine Art war freundlich, geradezu freundschaftlich. Es schien ihm großes Vergnügen zu bereiten, sich mit ihr über den bevorstehenden Mord an Nicole zu unterhalten. Was sollte sie nur tun? Was? Sie musste Zeit gewinnen. Zeit, sich etwas einfallen zu lassen.
    Nicole saß zusammengesunken auf dem Stuhl, schluchzte in sich hinein.
    Kerstin schluckte, straffte die Schultern. »Was schlägst du vor?«
    Er sah sie nur fragend an.
    »Wie ich sie töten soll. Du sagtest, du hättest schon viele Menschen getötet. Du weißt, wie es geht. Ich könnte deine Hilfe brauchen.«
    »Ich kann es dir zeigen.« Seine Augen funkelten, als er einen raschen Schritt auf Nicole zumachte. Sie kreischte auf.
    »Nein!«, sagte Kerstin laut. »Das ist nicht dasselbe. Erklär es mir.«
    Sie bemerkte Nicoles Seitenblick. Offenbar hatte sie in diesem Moment begriffen, dass Kerstin nie vorhatte, sie wirklich zu töten, sondern selbst nach einer Lösung suchte.
    »Wie kräftig bist du?«, fragte er und leckte sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Ich habe während unserer gemeinsamen Zeit abgenommen.« Kerstin hatte die Worte genau gewählt.
    »Kehle zudrücken ist schön.« Es klang, als genieße er eine wunderbare Erinnerung.
    Kerstin betrachtete ihn genau, seine Haltung, seine Mimik, seine Art zu sprechen. Sie hatte nichts als ein kleines Kind im Körper eines kräftigen, gutaussehenden Mannes vor sich. Ein Mann, den sie unter anderen Umständen überaus attraktiv gefunden hätte. Er wollte die beste Mutter finden. Sie musste also genau das richtige Maß an Autorität wählen, um ihn lenken zu können.
    »Das ist nichts für mich. Was hast du noch im Angebot?«
    Er schien enttäuscht. »Warum nicht?«, fragte er fast trotzig.
    »Was noch?«, wiederholte sie ihre Frage.
    Beleidigt sah er sie an. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn er im nächsten Augenblick wie ein Dreijähriger, der sein Eis nicht bekommt, mit dem Fuß auf den Boden gestampft hätte. Er biss sich auf die Unterlippe.
    »Vielleicht die Kehle durchschneiden?«, fragte er, offenbar glücklich über seinen Einfall.
    »Schon besser. Aber ich mag das alles am Hals nicht. Dir fällt bestimmt noch etwas Besseres ein.«
    Sie sah, wie der Ausdruck in seinen Augen sich veränderte. Zorn kam auf.
    »Es ist schön, mich so mit dir zu unterhalten«, sagte sie rasch. »Das sollten wir öfter machen.«
    Eben noch wütend, zuckten nun seine Mundwinkel. Es war Überraschung und Freude, die sie nun in seinen Augen lesen konnte. »Ja?«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Aber ja, natürlich. Warum? Gefällt es dir etwa nicht?« Sie tat enttäuscht.
    Seine Augen wanderten umher, unruhig einen Punkt suchend. Wieder zuckten seine Mundwinkel. »Doch, es gefällt mir.«
    »Na dann, lass uns weitermachen.« Sie atmete tief durch, unsicher, ob sie den nächsten Vorstoß wagen sollte. Er war so unberechenbar. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Ich habe eine Idee. Wieso setzt du dich nicht, dann ist es schöner?« Sie deutete auf Nicole. »Bring sie doch einfach zurück in ihre Zelle, bis wir wissen, wie ich es tun soll. Ich warte hier auf dich. Was meinst du?« Sie sah ihn aufmunternd an.
    »Okay«, sagte er nur. »Und du wartest hier?«
    »Natürlich. Sonst können wir uns doch nicht mehr unterhalten.« Sie nickte aufmunternd. Sie hatte keine andere Wahl, als zu warten, schließlich war sie fest an den Sessel gebunden. Er hatte dieses Mal lediglich darauf verzichtet, auch ihren Kopf an dem Möbel zu fixieren.
    Mit Erleichterung sah sie, wie er Nicoles Fesseln löste und ihr vom Stuhl aufhalf. Kurz trafen sich die Blicke der Frauen. Nicoles Lippen formten ein lautloses »Danke«. Dann brachte er sie weg. Kerstin schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie dieses Spiel durchhalten sollte.

20
    Montag, 12 . August, 6 . 35  Uhr
    Entschuldige die frühe Störung, Falko.«
    Er rieb sich die Augen. »Kein Problem, Harald. Ich war sowieso gerade dabei, aufzustehen. Was ist passiert?« Er setzte

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