Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
mitschwang.
»Nur die beste Mutter darf leben! Nur die aller-, allerbeste!«, brüllte er plötzlich. Die Frauen zuckten zusammen.
»Ich werde die beste Mutter sein! Du weißt es!«, sagte Kerstin Sommer mit fester Stimme.
»Nein, ich«, sagte die andere rasch.
Falko schloss für einen kurzen Moment die Augen. Die Frauen schienen begriffen zu haben, dass nur eine von ihnen überleben konnte. Erst zögerlich, dann immer heftiger beschimpften sie sich, versuchten sich in den Augen des Entführers zu überbieten.
»Ich bin die Beste, weil ich jeden hier töten würde, um mein Kind zu schützen.« Die Worte waren aus dem Mund Kerstin Sommers gekommen, und Falko konnte die Bestürzung in ihrem Blick lesen über das, was sie gesagt hatte.
Die andere Frau wollte noch etwas erwidern, doch der Entführer kam ihr zuvor.
»Ding, ding, ding«, brüllte er, als läute er mit einer Glocke. »Ich denke, wir haben eine Siegerin.« Seine Stimme verriet Begeisterung. »Nicht wahr, Becci? Du siehst das genauso?« Mit einem Klicken ging die Kamera aus.
Einen Moment später klingelte Falkos Handy. Er musste sich räuspern, ehe er sprechen konnte. »Cornelsen?«
»Harald hier. Ihr habt es auch gesehen, nehme ich an?«
»Ja.«
»Deine Einschätzung: Wird er die Verliererin umbringen?«
»Ja. Ich denke, ihr werdet bald eine neue Leiche finden.«
»Verdammte Scheiße.«
»Harald, ich gehe nur kurz in mein Büro und rufe dich von dort aus wieder an.«
Falko musste sich sammeln, ehe er zum Hörer greifen konnte.
»Ich bin’s«, sagte er nur, nachdem Kunst sich gemeldet hatte.
»Was ist das nur für ein perverses Schwein?«, schnauzte Kunst. »Selbst wenn er Kerstin Sommer nicht umbringen sollte, wird sie ihr Leben lang das Gefühl haben, am Tod der anderen schuldig zu sein.«
»Er ist kontrollsüchtig und agiert manipulativ. Das verleiht ihm Macht.«
»Mal sehen, wie mächtig er sich noch fühlt, wenn wir ihn fassen und ich ihm höchstpersönlich den Arsch aufreiße. Entschuldige, aber ich verliere langsam die Nerven.«
»Verständlich«, urteilte Falko knapp, wollte seinen Kollegen aber auf ein sachliches Maß zurückbringen. »Aber vielleicht sind wir ein Stück weitergekommen«, kündigte Falko an und berichtete Harald, was Rolf über das Leben Rebecca Ganters alias Rebecca Wagner in Erfahrung gebracht hatte. Als er endete, hörte er Harald am anderen Ende der Leitung Luft durch die Zähne pressen.
»Was für ein verfluchter Dreck!«
»Das kannst du laut sagen. Insofern alles Motive für die Rache an den Pflegern, der Krankenschwester und der Gutachterin. Alles Berufe, die sie für ihr Leid verantwortlich macht. Und es erklärt auch die Suche nach der perfekten Mutter.«
»Aber ihr wisst noch nichts Genaueres darüber, was eine Krankenschwester und eine Gutachterin direkt damit zu tun haben?«
»Nein, noch nicht. Aber diese Jugendamtsmitarbeiterin konnte ja auch nur das sagen, was sie noch wusste. Weiß der Himmel, was da noch alles gelaufen ist.«
»Und du glaubst, der Junge, der sie damals geschwängert hat, ist unser Täter?«
»Das, oder ein anderer Mann, der ihr hörig ist und für sie diese Taten begeht. Ein Kollege aus meinem Team ist bereits dabei, die Identität des Jungen zu ermitteln. Der Mann muss heute etwa vierunddreißig oder fünfunddreißig Jahre alt sein. Sobald wir seinen Namen haben, melde ich mich.«
»Hoffentlich geht das schnell genug. Vielleicht können wir dann noch das Leben der Verliererin retten.«
»Bis dann«, sagte Falko und legte auf. Er konnte die Hoffnungen Haralds nicht teilen. Ein Gefühl sagte ihm, dass die Frau bereits kurz nach der Aufnahme getötet wurde.
x x x
Kerstin konnte ihr Schluchzen nicht mehr unterdrücken, obwohl er es ihr ausdrücklich verboten hatte. Was hatte sie nur getan?!
Nicoles Augen waren vor Angst geweitet. Sie wimmerte ununterbrochen, und ihr ganzer Körper zitterte unkontrolliert.
»Bitte, tu’s nicht!«
Kerstin wusste nicht, was sie antworten sollte. Als er die Kamera ausgeschaltet hatte, setzte er sie fast höflich in Kenntnis, dass er ihrem Wunsch nachkommen und ihr die Gelegenheit geben würde, Nicole zu töten.
»Und dann komme ich frei?«
Nicole kreischte auf, als Kerstin dies fragte, woraufhin der Peiniger ihr einen Faustschlag mitten ins Gesicht verpasst hatte.
»Schrei hier nicht so rum, du schlechte Mutter, du! Sie hat gesagt, sie würde dich für ihr Kind töten, also soll sie’s tun.« Er lächelte breit. Vergnügt rieb er
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