Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
sich auf die Bettkante.
»Ich wollte dich informieren, dass wir jetzt wissen, wer die andere Frau in dem Video ist. Ihr Name ist Nicole Heinemann, sie ist siebenundzwanzig Jahre alt. Ihr Freund und der Vater ihres Kindes hat sie als vermisst gemeldet.«
»Warum erst jetzt?«
»Die beiden haben sich gestritten, und Nicole Heinemann ist mit Sack und Pack nach Düsseldorf gekommen, weil ihre Eltern hier früher gelebt haben und sie vorübergehend in deren altes Haus gezogen ist. Ihr Freund dachte, sie sei noch immer sauer auf ihn und rufe deshalb nie zurück. Doch irgendwann kam es ihm komisch vor, und er ist hingefahren. Als sie sich dann tagelang in dem Haus nicht blicken ließ, hat er sie als vermisst gemeldet.«
»Ich verstehe. Lass bitte alles überprüfen und befrage vor allem die Nachbarn nach ihrem Tagesablauf. Vielleicht bekommen wir so heraus, wo er sich Nicole Heinemann geschnappt hat.«
»Ist alles schon am Laufen. Ich fahre jetzt erst mal nach Hause und leg mich für ein paar Stunden aufs Ohr. Wir haben die ganze Nacht durchgearbeitet.«
»O Mann. Solche Fälle fordern einem wirklich alles ab. Bis später.«
Rolf Kramer war bereits im Präsidium, als Falko eintraf. Cornelsen steckte den Kopf durch den Türspalt. »Morgen, Rolf. Gibt’s Neuigkeiten?«
»Ich checke gerade meine E-Mails. Aber es ist nichts vom Jugendamt dabei. Die scheinen es nicht besonders eilig zu haben, uns zu unterstützen.«
»Ruf da gleich um acht an und mach noch mal Dampf.«
»Ist gut.«
Cornelsen ging in sein eigenes Büro hinüber und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er hatte vergessen, Rolf darüber zu unterrichten, dass die Identität der anderen Frau nun feststand. Er entschloss sich, noch zu warten, bis der Rest des Teams da war, um alle gleichzeitig auf den neuesten Stand zu bringen. Ganz abgesehen davon spürte er, dass die Kraftanstrengungen der letzten Tage nicht spurlos an ihm vorbeigegangen waren. Er fühlte sich ausgelaugt und hatte das Gefühl, dass seine Knochen mit Blei gefüllt waren. Andererseits war er froh darüber, dass ihn dieser Fall über die Maßen beschäftigte, so dass er keinen weiteren Gedanken an seine kaputte Ehe verschwendete, auch wenn er wusste, dass ihn das Thema noch einholen würde.
Etwa fünfzehn Minuten später waren alle da. Falko ging in das Büro von Rolf Kramer hinüber, wo alle versammelt waren, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
»Ich hatte heute in aller Frühe einen Anruf von Harald Kunst. Sie wissen in Düsseldorf jetzt, wer die andere Frau ist. Ihr Name ist Nicole Heinemann.«
»Geht es euch auch so, dass es manche Fälle gibt, die einem einfach zu viel werden? Ich habe die ganze Nacht die Bilder von diesem Video nicht aus meinem Kopf gekriegt.« Kramer sah in die Runde. Zustimmendes Nicken war die Antwort.
Cornelsen ballte die Faust. »Umso wichtiger ist jetzt, dass wir uns alle noch einmal voll und ganz auf den Fall einlassen. Wir müssen irgendetwas finden, um einen Ansatz zu bekommen.«
»Ich warte auf den Rückruf des Jugendamtsleiters. Hoffentlich kommen wir dann schnell an die alten Akten ran«, sagte Rolf.
»Und wir werden uns noch mal die restlichen Unterlagen von der Ganter vornehmen«, sagte Timo zu Sarah. »Die Frau war ja fast wie ein Gespenst. Irgendwas muss doch da zu finden sein.«
Alle waren hochkonzentriert bei der Sache, arbeiteten unabhängig voneinander und gingen nur wenige Male in die Büros ihrer Kollegen, um eine Information auszutauschen. Sie wurden nur von einem Anruf des Staatsanwalts gestört, der Falko darüber informieren wollte, dass die Anklage gegen Langer nicht auf Mord, sondern Totschlag lauten würde. Es war schon fast Mittag, als es klopfte und Rolf Kramer Falkos Büro betrat.
»Ich könnte kotzen! Entschuldige die Ausdrucksweise, aber so ist es. Das Jugendamt mauert total. Und nicht nur das. Bevor wir uns überhaupt weiter unterhalten, wollen sie erst einmal prüfen, ob die Akten noch vorhanden sind. Kann gut sein, dass die bereits vernichtet wurden.«
»Das darf doch jetzt nicht wahr sein«, schnaubte Falko. »Gib mir mal den Namen und die Nummer von dem Leiter dort. Der kann sich was anhören.«
»Hab mir schon gedacht, dass du so reagierst.« Rolf legte ihm einen Notizzettel hin. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Hier. Hoffentlich kriegst du diesen starrsinnigen Esel zum Einlenken.«
Cornelsen griff schon zum Hörer, als Rolf ihn zurückhielt. »Und noch was. Die Pfleger, die damals der
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