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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mattfeldt
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von der Schule kam, sah er schon von Weitem den Krankenwagen vor dem Haus stehen. Er rannte in Panik los, denn er befürchtete, auch noch seine Mutter verloren zu haben. Sein Großvater war ihm damals entgegengekommen und hatte ihm erklärt, dass er eine Zeitlang bei ihm und seiner Großmutter leben würde, da seine Mutter ins Krankenhaus und erst wieder richtig gesund werden müsse. Falko hatte erst später begriffen, dass sie versucht hatte, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen. Die Zeit bei seinen Großeltern hatte Falko in schöner Erinnerung, und einige Monate nach diesem Vorfall meldete ihn sein Großvater bei dem Karatekurs an, was sein Leben für immer verändern sollte.
    Als seine Mutter die diversen Therapien und Reha-Maßnahmen beendet hatte, dauerte es noch einmal fast ein Jahr, bis er wieder zu ihr zog. Vieles hatte sich verändert. Sie war noch immer labil, was Falko aber nur dann mitbekam, wenn er sie abends in ihrem Schlafzimmer weinen hörte. Doch sie kochte wieder für ihn und gab sich alle Mühe, am Leben ihres Sohnes Anteil zu nehmen. Aber für Falko blieb diese fast unerträgliche Anspannung, eines Tages nach Hause zu kommen und sie mit einer Medikamentenüberdosis aufzufinden. Die Angst wurde sein ständiger Begleiter.
    Wann immer er konnte, ging er zum Karatetraining. Auch sein Lehrer bot ihm intensive Hilfe an. Doch die ständige Sorge um seine Mutter brachte ihn fast um den Verstand. Er sackte in der Schule ab, kaute Fingernägel, war fahrig und unkonzentriert. Sein Trainer war es schließlich, der ihn zur Seite nahm und anbot, ihn in verschiedene Techniken der Autosuggestion einzuführen. Dieser Zeitpunkt veränderte Falkos Leben. Mit jedem Mal spürte er, dass er sich besser kontrollieren konnte, fühlte, dass er sein Leben in den Griff bekam. Wann immer Ängste sich ihren Weg an die Oberfläche bahnten, zählte er sich herunter, atmete tief, ging gedanklich in seinen Körper hinein und suggerierte sich selbst Stärke und positive Gefühle. Und auch im Kampf half ihm die Technik, sich mehr und mehr zu konzentrieren, gab ihm Ruhe, den Gegner und dessen Bewegungen zu lesen. Seine schulischen Leistungen verbesserten sich, er wurde selbstbewusster und ruhiger. Er erkannte immer mehr, dass die Autosuggestion ihn in die Lage versetzt, aufmerksamer zu sein und Dinge wahrzunehmen, die seinen Mitschülern scheinbar entgingen. In der Verbindung mit dem Karate lernte er immer besser, die Körpersprache der Menschen zu lesen, achtete auf jede Geste. Seine Konzentrationsfähigkeit steigerte sich, und plötzlich merkte er, dass seine Veränderung auch von den Mädchen seines Alters nicht unbemerkt geblieben war. Auf einmal schien ihm alles möglich, ganz ungeachtet seiner häuslichen Situation. Zu dieser Zeit entwickelte er auch den Wunsch, eine Ausbildung bei der Polizei zu machen. Er wollte helfen, etwas bewirken, vor allem aber Menschen dingfest machen, die anderen, oftmals Schwächeren, etwas antaten. So absolvierte er sein Abitur und machte einen Einstellungstest bei der Polizei. Nachdem er angenommen wurde, folgten Fachhochschulstudium und Praktika. Wenn er jetzt an diese Zeit zurückdachte, fühlte er sich so stark wie nie zuvor. Alles schien ihm zu gelingen. Obwohl er es durch das Erbe seines Vaters nicht gebraucht hätte, nahm er nebenher in den Abendstunden einen Job als Barkeeper an. Es reizte ihn, unterschiedliche Menschen kennenzulernen und zu testen, inwieweit er diese einschätzen konnte. Zu dem Zeitpunkt zog er zu Hause aus und nahm sich eine eigene Wohnung. Hätte er geahnt, was dies für seine Mutter bedeutete, hätte er es vermutlich nicht getan. Es war nicht einmal zwei Wochen nach seinem Auszug, als er von der Nachbarin seiner Mutter einen Anruf erhielt. Es war ihr komisch vorgekommen, dass die Jalousien am Mittag noch immer heruntergelassen waren. Mit dem Zweitschlüssel, den seine Mutter ihr vor Jahren schon gegeben hatte, hatte sie sich Zutritt zum Haus verschafft und so den leblosen Körper im Badezimmer gefunden. Der Notarzt hatte sofort mit der Reanimation begonnen. Im Krankenhaus war seiner Mutter der Magen ausgepumpt worden. Die leeren Tablettenschachteln neben der Badewanne hatten den Ersthelfern gezeigt, dass sie es mit einem Selbstmordversuch zu tun hatten.
    Falko war sofort zum Krankenhaus gefahren und hatte am Bett seiner Mutter ausgeharrt, bis diese wieder aufgewacht war. Doch die Befürchtung der Ärzte, dass ein irreparabler Schaden am Gehirn entstanden war,

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