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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mattfeldt
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das Buch erschienen war. Warum? Weshalb die Eile? Hier ergab sich eine neue Situation. Warum? Warum? Falkos Herz schlug schneller. Eilig klappte er das Buch zu. Er wusste jetzt, dass er mit dem letzten Buch, nicht mit dem ersten anfangen musste. Die Viktimologie chronologisch aufbauen zu wollen, war in diesem Fall falsch. Das würde er seinem Team überlassen. Er selbst musste noch einmal zum Tatort, bevor dieser freigegeben würde und die Beweise, die später gefunden wurden, vor Gericht nicht mehr zugelassen würden beziehungsweise infrage gestellt werden könnten. Und er müsste das Modell bauen. Sein Modell. Nur so könnte er sich ganz und gar einfühlen. Sein Blick fiel auf die Digitalanzeige am Videorekorder. Vier Uhr vorbei. Wenigstens etwas Schlaf müsste er noch bekommen.
    Nach nicht einmal einer Stunde unruhigen Wegdämmerns wachte er wieder auf. Sofort wusste er, dass an mehr Schlaf nicht mehr zu denken war. Er schlug die Sofadecke beiseite und stand auf. Seine Gedanken waren sofort bei Rebecca Ganter. Er nutzte das Gästebad im Erdgeschoss, duschte und ging leise in den Ankleideraum neben dem Schlafzimmer, um Heike nicht zu wecken. Mechanisch kleidete er sich an und machte sich, ohne etwas zu essen oder zu trinken, auf den Weg ins Präsidium. Er wollte die Fotos vom Tatort noch einmal begutachten. Dazu brauchte er Ruhe, die er um diese Zeit mit Sicherheit dort haben würde.
    Cornelsen mochte die besondere Ausstrahlung, die Orte vermittelten, wenn sie noch unbelebt waren und der Alltag noch Stunden entfernt schien. Das Gelände auf der Hude war ein großer bebauter Komplex. Den ganzen Tag über herrschte hier ein reges Treiben, und die angrenzenden Hallen, die als Lagerräume von verschiedenen Firmen genutzt wurden, taten ihr Übriges. Er betrat das Gebäude und spürte, wie er bei jedem Schritt tief einatmete und die Kraft ihn durchströmte. Er ging zum Aufenthaltsraum, füllte Kaffeepulver in den Filter, goss Wasser ein und drückte den Knopf. Sofort nahm die Maschine mit gurgelnden Geräuschen ihren Dienst auf. Eine leichte Nervosität hatte seit heute Nacht von ihm Besitz ergriffen. Im dämmrigen Licht des Tagesbeginns stellte sich noch ein weiteres Gefühl ein, das er unbedingt zu unterdrücken versuchte: Jagdfieber. Er wurde ungeduldig. Über so viele Jahre hinweg hatte er an diesem Manko gearbeitet. In den Anfängen seiner Karriere hatte er immer wieder einmal voreilige Schlüsse gezogen und in einem Fall auch einen Mann über mehrere Wochen hinweg festgehalten, da er sich ausschließlich auf die Beweise gegen ihn konzentriert hatte, ohne weiter zu ermitteln. So wäre ihm der wirkliche Täter fast durchgerutscht, wäre nicht einem erfahreneren Kollegen eine Ungereimtheit bei den Aussagen aufgefallen. Das war Falko eine Lehre gewesen, und er zwang sich regelrecht dazu, Ruhe zu bewahren und sich auf die Fakten im Fall Ganter zu konzentrieren. Das neue Buch war zum Zeitpunkt des Mordes noch nicht auf dem Markt. Nur Ganters Agent und die Mitarbeiter des Verlages kannten den Inhalt. Entweder war der Mörder in diesen Kreisen zu suchen, oder aber die Tat hatte nichts mit ihrem letzten Buch zu tun und es gab gar keine Verbindung zwischen dem Inhalt des Romans und ihrem Tod. Doch diesen Gedanken verwarf Cornelsen sofort. Es gab eine Verbindung, davon war er überzeugt.
    Ein Zischen riss ihn aus seinen Gedanken. Ein kurzer Fluch kam über seine Lippen. Er hatte vergessen, die Kaffeekanne unter den Filter zu stellen, der nun übergelaufen war und die schwarze Brühe auf die heiße Platte laufen ließ. Eilig nahm er sich einen Lappen, wischte alles weg und schob die Kanne an ihren Platz.
    »Guten Morgen, Falko!« Sarah stand im Türrahmen. »Aus dem Bett gefallen?«
    »Morgen. Das könnte ich dich auch fragen.« Er hatte es freundlich gemeint, doch klang es eher zurückweisend.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Neue Woche, neues Glück. Ich werde mich gleich noch mal ausgiebig mit der Biografie des Opfers beschäftigen.«
    »Ja, mach das. Und ich werde noch mal zum Tatort rausfahren.«
    »Willst du die Fotos mitnehmen?«
    Cornelsen grinste. »Du kennst mich wirklich gut.«
    »Bin ja nicht erst seit gestern hier. Ich habe einen zweiten Satz kopiert. Nur für alle Fälle.« Sarah wusste, dass es verboten war, Tatortfotos aus dem Präsidium mitzunehmen. Doch ihr Chef schien sie aus irgendeinem Grund für seine Arbeit zu brauchen, obwohl ihr nicht klar war, wofür. Es war schon eine Zeit her, dass sie ihn dabei

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