Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
wegwerfende Handbewegung. »Alle paar Monate wird einem so was aufs Auge gedrückt. Na ja, die Staatskasse zahlt wenigstens pünktlich. Was haben Sie für mich, Cornelsen?«
»Der Verdächtige ist wegen mehrfacher Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz aktenkundig.«
»Er ist ’n Drogi. Weiß ich schon. Und?«
»Sein Fingerabdruck wurde auf der Uhr eines Mordopfers gefunden.«
»Und?«
Cornelsen konnte die Arroganz, mit der Klock die wenigen Worte sprach, schlecht ertragen.
»Und deshalb ist er hier«, brachte Falko so freundlich es ihm möglich war hervor.
»Wegen eines Fingerabdrucks auf einer Uhr? Das ist doch lachhaft.«
»Nicht, wenn die Besitzerin der Uhr bestialisch ermordet wurde.«
»Sie wollen das wirklich durchziehen, Cornelsen? Sie wissen genau, dass ich meinen Mandanten im Handumdrehen hier raushabe.«
Falko überlegte, ob er auch den Mord an der Krankenschwester, mit der Langer immerhin verlobt und die Verbindung somit offenkundig war, ins Spiel bringen sollte. Klocks zynischer Gesichtsausdruck zeigte ihm jedoch, dass dieser auch die weiteren Argumente gnadenlos abschmettern würde und nicht im Geringsten daran dachte, hier eine gewisse Vernunft an den Tag zu legen. Also stellte er seine Taktik um. »Er ist in der Zelle dort.« Falko deutete mit der Hand. »Reden Sie mit ihm.«
»Sie können ihn auch gleich rauslassen. Ich nehme ihn mit und unterhalte mich in aller Ruhe mit ihm in meiner Kanzlei.«
»Daraus wird wohl nichts.«
Klock verzog amüsiert das Gesicht. »So? Und weshalb nicht, wenn ich fragen darf?«
»Der Beschuldigte hat während seiner Befragung, in der bisher lediglich die Personalien festgestellt werden konnten, mehrfach suizidale Gedanken geäußert. Ich sehe eine Eigengefährdung vorliegen und habe die Amtsärztin bereits informiert. Sobald sie es einrichten kann, kommt sie vorbei. Wenn ich mich getäuscht haben sollte, können Sie Ihren Mandanten danach mitnehmen. Ansonsten wird er vorerst in die geschlossene psychiatrische Abteilung überstellt, bis wir sicher sein können, dass er nicht vorhat, seinem Leben ein Ende zu setzen.«
»Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt? Dann hätte ich mir den Weg hierher sparen können. Ich hab noch andere Fälle.« Klock sah ihn wütend an, dann veränderte sich seine Miene. »Oder haben Sie dieses angeblich suizidale Gedankengut meines Mandanten gerade eben erst aus dem Hut gezaubert?«
»Solch ein Vorgehen dürfte eher in Ihren Kreisen üblich sein. Ich halte mich an die Fakten.« Cornelsen atmete ruhig ein und aus, um seine Gelassenheit zurückzuerlangen. Er besann sich auf seine Erfahrung und seine souveräne Ausstrahlung, mit der es ihm noch immer gelungen war, sein Gegenüber zu verunsichern.
Klock sah ihm einen Moment lang in die Augen, schien abschätzen zu wollen, ob er ihm trauen konnte. Schließlich streckte er Cornelsen die Hand entgegen. »Na dann, jeder macht eben seinen Job. Unterrichten Sie bitte mein Büro, wenn Sie Näheres wissen. Im Augenblick macht es wohl keinen Sinn, mit meinem Mandanten sprechen zu wollen. Ich kann darauf verzichten, dass mir ein Drogenabhängiger aufs Sakko kotzt.«
Cornelsen schüttelte ihm die Hand, sah ihm kurz nach, wie er mit selbstbewussten Schritten in Richtung Ausgang ging. Dann kehrte er selbst eilig in sein Büro zurück. Sofort schwang er sich ans Telefon, um die Amtsärztin zu informieren. Schließlich konnte es sein, dass zu einem späteren Zeitpunkt nachgeprüft wurde, wann Cornelsen sie kontaktiert hatte. Er wollte die Differenzzeiten nach Möglichkeit nicht erklären müssen.
Es dauerte keine zwei Stunden, bis bei Rafael Langer eine mögliche Eigengefährdung diagnostiziert und er im Polizeifahrzeug direkt in die Psychiatrische Klinik Lüneburg eingeliefert wurde. Cornelsen war zufrieden. Ihm verschaffte das die nötige Zeit, nochmals alle Fälle durchzugehen, sich mit den Kollegen aus Düsseldorf in Verbindung zu setzen und nach Parallelen zu suchen. Wenn Langer ihr Mann war, würden sie auf irgendetwas stoßen. Täter machten immer einen Fehler. Sie mussten ihn nur finden.
Er saß schon drei Stunden über den Akten, als sein Telefon klingelte. Der Anrufer stellte sich als Harald Kunst vor, Oberkommissar bei der Kripo Düsseldorf.
»Wie schön, dass ich Sie noch erreiche. Es scheint, als hätten Sie dort oben die gleichen Arbeitszeiten wie wir.«
Falko lachte. »Ja, das ist wohl überall das Gleiche.«
»Ich rufe noch mal wegen der Suchanfrage an, die
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