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Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Titel: Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael M. Bonelli
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hochsensibel gewesen, hätte jemand anderer versucht, ihm bestehende Rechte streitig zu machen. Hier hätte er sich sicherlich auf die »Gerechtigkeit« und sogar auf die »Moral« berufen.
    Es ist unsere Tat nur dann böse, wenn wir uns auch für das Gute entscheiden hätten können. Heiko Ernst legt sich da unmissverständlich fest: »Die Fähigkeit zum Bösen ist ohne Zweifel auch heute in uns – und wir haben die Wahl, ob wir eine Grenze überschreiten oder nicht.« Das Phänomen des menschlichen Bösen besteht tatsächlich darin, dass es zur Wahl steht und wir uns dafür oder dagegen entscheiden. Wir wählen das Böse, obwohl wir das Gute hätten tun können. Das menschliche Böse setzt also die Freiheit voraus, die der Mensch im Normalfall auch hat. Die Entscheidung für das Böse ist aber immer auch eine Entscheidung für die Unfreiheit. Richard wird von seinen Taten immer weiter gehetzt, er verliert die Kontrolle und schließlich auch die erschlichene Krone.

    ZUSAMMENFASSUNG: Im Grunde besteht ein gesellschaftlicher Konsens, dass es Gut und Böse gibt. Nicht nur die Gesellschaft, auch jeder Einzelne hat dieses Schema in seinem Kopf und bewertet danach seine und fremde Handlungen. Fremde mitunter sensibler als eigene. Und der Mensch hat letztlich die Freiheit, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden.

6. Kapitel
    Verbitterung oder Vergebung
    Michael Kohlhaas auf der Couch
    P eter Handke schrieb im Jahr 1972 die traurige Biographie seiner Mutter, die vom Schicksal, von ihrer Umwelt, ihrem Vater und ihrem Mann oft ungerecht behandelt wurde. Sie wurde so immer mehr ins Unglück gedrückt, aus dem sie sich letztlich nicht mehr herausbewegen konnte. Handke nannte seinen biographischen Roman »Wunschloses Unglück«. Das bezeichnet ziemlich genau den Gefühlszustand der Verbitterung, bei dem man schon die Hoffnung aufgegeben hat, dass sich noch irgendetwas ändern könnte. Im ersten Teil haben wir hauptsächlich die eigene Schuld thematisiert, die man selbst so gerne ausblendet. Dieses Kapitel handelt nun vom Umgang mit der fremden Schuld. Von der Ungerechtigkeit, die einem angetan wird. Und dem Handlungsspielraum, der einem auch in solchen Situationen noch bleibt.
    Sokrates sagt im Gespräch mit Polos, es sei besser, Unrecht zu erleiden, als Unrecht zu tun. Das ist edel. Aber ist es machbar? Sokrates selbst endete tragisch. Weil er die Götter verachte und die Jugend verderbe – zwei Vorwürfe, die Denkern rasch gemacht werden können –, wurde er zum Tod verurteilt. Er achtete das Urteil und nahm deshalb eine gebotene Fluchtmöglichkeit nicht an. Sokrates entscheidet sich also, Ungerechtigkeit zu erleiden. Ein historisch-literarisches Beispiel, wie weit man umgekehrt als »Gerechtigkeitsfanatiker« gehen kann, um sich gegen erlittenes Unrecht zu wehren und für sein Recht zu rebellieren, schildert Heinrich von Kleist in seiner Novelle »Michael Kohlhaas«.
    Der Gerechtigkeitsfanatiker
    Der 32-jährige Michael Kohlhaas lebt als ehrbarer, korrekter und etwas zwanghafter Pferdehändler in Berlin. Eines Tages reist er mit mehreren Pferden nach Sachsen, um sie dort zu verkaufen. Auf sächsischem Gebiet wird ihm im Namen des Junkers Wenzel von Tronka ein Passierschein abverlangt. Kohlhaas verspricht unterwürfig, sich einen solchen in Dresden zu besorgen. Als Pfand verlangt der Junker zwei Rappen, die der biedere Kohlhaas in der Obhut eines Knechts zurücklässt. In Dresden erfährt er jedoch, dass die Forderung des Junkers ein Akt der Willkür ohne Rechtsgrundlage ist. Er beginnt zu verstehen: Hier wird gegen ihn Unrecht begangen. Er ist empört: Der darf das gar nicht! In ihm entsteht ein unbändiges Gerechtigkeitsgefühl: »Mit mir nicht!«
    Damit nicht genug: Zu seinem Entsetzen findet er bei der Rückkehr die Pferde krank und bis auf die Knochen abgemagert vor. Man hatte sie zur schweren Feldarbeit eingesetzt, zuvor noch dazu Kohlhaas’ Knecht misshandelt und verjagt. Kohlhaas schäumt vor Wut und verweigert die Rücknahme der Pferde, weil sie jetzt wertlos seien. Das ist zwar gut nachvollziehbar, war aber unklug angesichts dieses mächtigen Raubritters. Er möchte das demütigende Unrecht nicht auf sich sitzen lassen, ein unangenehmer Gegner sein und erhebt in Dresden Klage gegen Wenzel von Tronka. Seine Sache ist gerecht! Einflussreiche Dresdner Verwandte des Beklagten erreichen jedoch bei Gericht, dass die Klage abgewiesen wird. Das Unrecht weitet sich aus. Der Konflikt schaukelt sich auf. Kohlhaas

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