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Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Titel: Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael M. Bonelli
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greifen den jungen Krankenschwestern manchmal unverschämt ins Dekolleté, weil sie die innere Bremse des Frontalhirns verloren haben, die das aus der Erkenntnis der Würde der anderen Person bisher verhindert hat. Die bremsenden Hirnteile kann man übrigens auch durch eine größere Menge Alkohol ganz gut ausschalten.
    Neuroanatomisch ist der »Bauch« – also die Emotion – im Inneren des Großhirns, im limbischen System, einem entwicklungsbiologisch alten Hirnanteil unter und hinter dem Stirnlappen, anzusiedeln. Dieser Bereich ist dem Stirnlappen direkt benachbart und hat viele Verbindungen zur Hirnstruktur der Vernunft, aber auch zum Hormonsystem. Die Amygdala (Mandelkern) spielt für das Lernen, das Gedächtnis und die Verarbeitung von Gefühlen eine wichtige Rolle. Der Mandelkern koordiniert zudem die Antwort des Körpers auf Angst und Aggression. Der Parahippocampus (direkt neben dem Hippocampus) ist aktiv, wenn wir Orte oder Landschaften betrachten. Der Hypothalamus (unter dem Thalamus) ist die Hauptverbindung zwischen dem Nervensystem und dem Hormonsystem. Der Riechkolben besteht aus einem Bündel von sensorischen Nervenfasern, die von der Nasenhöhle aus ins Innere des Gehirns führen. Sie verarbeiten die Geruchsinformationen teilweise, bevor sie bewusst werden. Der Mamillarkörper ist eine Ansammlung von Nervenzellen, die Signale an den Thalamus weiterleiten und an der Aufmerksamkeit sowie an der Erinnerungsbildung beteiligt sind. Der Gyrus cinguli (die Gürtelwindung) ist Teil des limbischen Kortex.
    Das Herz schließlich ist neuroanatomisch am schwersten auf eine spezifische Hirnstruktur begrenzbar. Nach Kornhuber und Deeke (2009) ist selbst der Wille, ein Teil des Herzens, »eine komplexe, umfassende Hirnfunktion; ein enger Begriff verfehlt große Teile«. Einerseits sind die Areale für die Willkürbewegung (»motorischer und prämotorischer Kortex«, Sprache usw.) weitgehend klar. Der motorische Kortex zum Beispiel liegt direkt hinter dem Stirnlappen. Bei essenzielleren Willensentscheidungen, die über die Bewegungen des rechten Zeigefingers hinausgehen, dürfte andererseits eine Gesamtfunktion des frontalen, temporalen und parietalen Neokortex aktiviert werden. Das sind übrigens genau die Strukturen, die nach Cloninger für den Charakter zuständig sind.
    Der exakte anatomische Sitz des menschlichen Willens ist allerdings bis heute neurowissenschaftlich ungeklärt. Und wird es wahrscheinlich immer bleiben. Der Wille ist keine Automatik der Hirnphysiologie, sondern entwickelt sich durch Lernen, eigene Initiative und Besinnung auf sich selbst. Im Willen und in seiner Wirkung auf das Denken und Handeln sind Kreativität und Freiheit begründet. Weil das Herz – und mit ihm der Wille – am freiesten ist, kann man es naturwissenschaftlich am schwersten fassen. Neuroanatomisch liegen jedenfalls alle diese Strukturen relativ nahe beieinander.
    Im Zusammenspiel mit dem in den Vorkapiteln Dargestellten ist der Bauch die Sammelstelle des Determinierten (siehe Kapitel 4). Nichts ist so unfrei wie der Bauch. Der Kopf wiederum wird inhaltlich durch die Umwelt gespeist und verarbeitet die Informationen mit der Intelligenz, die teilweise genetisch determiniert ist. Trotzdem hat die vernunftmäßige Informationsaufarbeitung eine gewisse Freiheit (Bildung). Das Herz schließlich ist die Freiheit, die der Neokortex ermöglicht, und macht den Charakter aus (siehe Herzensbildung, Kapitel 5).
FALL 34: Susanne K., 43 Jahre alt, kommt mit dem Problem der chronischen Selbstverletzung in die psychiatrische Praxis. Sie arbeite als Rezeptionistin in einem Hotel, verbringe aber ihre Urlaube seit fünfzehn Jahren jeweils in einer Borderline-Klinik. Nach neun Monaten ohne Selbstverletzung kommt es zu einem dramatischen Rückfall, in dem sie sich eine Woche lang die Unterarme am Türstock blau und blutig schlägt. Nachdem ihr bisheriges »Notfallmedikament« – ein Antipsychotikum – nicht mehr hilft, greift sie zu einem Beruhigungsmittel mit dem Namen Praxiten®, das sie sich vom Hausarzt verschreiben lässt. Der Psychiater ist davon nicht begeistert und will das Mittel nach zwei Wochen wieder ausschleichen, um einen Gewöhnungseffekt zu verhindern. Erbitterter Widerstand der Susanne K. ist die Folge. Sie droht ihm mit Suizid, wenn er kein Rezept ausstellt (das war die Bedingung des Hausarztes). Dabei vermeidet sie den Augenkontakt.
Erst später kann sie ihre Ambivalenz beschreiben: Eine innere Stimme in ihr schreie

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