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Selbs Justiz

Selbs Justiz

Titel: Selbs Justiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Schlink , Walter Popp
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im Frühjahr versprochen hast.
    Wann kommst du denn vorbei?«
    Ich setzte Gremlich auf die Liste der Verdächtigen.
    Da haben zwei miteinander zu tun, und der eine kommt zu Tode und der andere zu Geld, und der zu Geld kommt, weiß auch noch zuviel – ich hatte keine Theorie, aber das roch fischig.
    Die rcw hatten meinen Ausweis nie zurückverlangt.
    Mit ihm fand ich mühelos einen Parkplatz. Der Pförtner kannte mich noch und hob die Hand an die Mütze.
    Ich ging zum Rechenzentrum und stöberte Tausendmilch auf, ohne Oelmüller in die Hände zu laufen. Es wäre mir unangenehm gewesen, ihm zu erklären, was ich hier tat. Tausendmilch war wach, eifrig und leicht von Begriff wie stets. Er pfiff durch die Zähne.
    »Das sind Dateien von uns. Merkwürdig gemischt.
    Und der Ausdruck ist auch nicht von uns. Ich dachte, wir hätten jetzt wieder Ruhe. Soll ich versuchen rauszufinden, woher der Ausdruck kommt?«
    »Lassen Sie. Aber können Sie mir sagen, was das für Dateien sind?«
    Tausendmilch setzte sich an einen Bildschirm und sagte: »Ich muß ein bißchen blättern.« Ich wartete geduldig.
    »Da haben wir einmal Krankenstände vom Frühjahr und Sommer 1978, dann unsere Erfindungs- und Tan-tiemenverzeichnisse, ganz weit zurück bis vor 1945, und hier ist … da komme ich nicht dran, aber die Ab-195
    kürzungen könnten für andere Chemiefirmen stehen.«
    Er schaltete das Gerät ab. »Ich möchte Ihnen noch sehr danken. Firner hat mich zu sich kommen lassen und mir gesagt, daß Sie mich in Ihrem Bericht lobend er-wähnt haben und daß er noch was mit mir vorhat.«
    Ich ließ einen glücklichen Menschen zurück. Für einen Moment sah ich vor mir, wie Tausendmilch, an dessen Rechter ich einen Ehering bemerkt hatte, heute abend nach Hause kommen und seiner schicken Frau, die ihn mit einem Martini erwartete und auf ihre Weise an seinem Aufstieg arbeitete, vom heutigen Erfolg er-zählen würde.
    Beim Werkschutz suchte ich Thomas auf. An einer Wand seines Büros hing ein halbfertiger Plan des Studiengangs Diplom-Sicherheitswart.
    »Ich hatte gerade im Werk zu tun und wollte mit Ihnen über Ihr freundliches Angebot eines Lehrauftrags reden. Wie komm ich zu der Ehre?«
    »Mich hat beeindruckt, wie Sie unser Datensicher-heitsproblem gelöst haben. Wir vom Werk haben da nur von Ihnen lernen können, besonders Oelmüller. Abge-sehen davon ist es für den Studienplan unumgänglich, einen Selbständigen aus der Sicherheitsbranche dabei-zuhaben.«
    »Was ist als Lehrgegenstand vorgesehen?«
    »Von der Praxis bis zur Ethik des detektivischen Berufs. Mit Übungen und Abschlußklausur, wenn Ihnen das nicht zu viel Mühe macht. Das Ganze soll im Win-tersemester beginnen.«
    »Ich sehe da ein Problem, Herr Thomas. So, wie es 196
    Ihnen vorschwebt und es mir auch allein sinnvoll er-scheint, kann ich die jungen Kommilitonen nur dann ausbilden, wenn ich meine Erfahrung hart am Fall einbringe. Aber denken Sie nur an den Fall hier im Werk, von dem wir gerade gesprochen haben. Auch wenn ich keine Namen nenne und mich um eine gewisse Ver-schleierung bemühe, weiß doch jeder sofort, wo dem Mostl der Bart wächst.«
    Thomas verstand nicht. »Meinen Sie Direktor Moster von der Exportkoordination? Der hat aber doch keinen Bart. Und überhaupt …«
    »Sie haben noch Ärger mit meinem Fall gehabt, hat Firner gesagt.«
    »Ja, das war noch einigermaßen lästig mit Mischkey.«
    »Hätte ich ihn härter anpacken sollen?«
    »Er war ziemlich renitent, als Sie ihn uns überlassen haben.«
    »Nach allem, was ich von Firner gehört habe, wurde er im Werk ja auch wie ein rohes Ei behandelt. Keine Rede von Polizei und Gericht und Gefängnis, das lädt zur Renitenz ein.«
    »Aber Herr Selb, das haben wir dem doch nicht auf die Nase gebunden. Das Problem lag ganz woanders.
    Er hat uns geradewegs zu erpressen versucht. Wir haben nie rausgefunden, ob er wirklich was in der Hand hatte, aber er hat einen ganz schönen Wirbel gemacht.«
    »Mit den alten Geschichten?«
    »Ja, mit den alten Geschichten. Mit der Drohung, zur Presse zu gehen, zur Konkurrenz, zur Gewerkschaft, zur Gewerbeaufsicht, zum Bundeskartellamt. Wissen 197
    Sie, es ist ja hart, so was zu sagen, dieses Ende Mischkeys tut mir auch leid, zugleich bin ich froh, das Problem vom Hals zu haben.«
    Danckelmann trat ein, ohne zu klopfen. »Ah, Herr Selb. Habe heute schon von Ihnen gesprochen. Was machen Sie denn noch rum mit diesem Mischkey? Ihr Fall ist doch längst abgeschlossen. Machen Sie mir mal die

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