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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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nicht unterstützen konnten, aber so lief es nun mal. Und wir konnten überhaupt von Glück sagen, dass wir in Sicherheit waren. »Es war wohl damals nicht anders möglich.«
    Er blieb stumm. Ich seufzte, hob die Leinwand auf und stellte sie wieder auf die Staffelei. Auch Gerad konnte Hindernisse nicht einfach aus seinem Leben verschwinden lassen.
    »Du musst deine Hobbys nicht aufgeben, Brüderchen. Aber du willst doch Mom und Dad helfen und erwachsen werden und irgendwann einmal heiraten, oder?« Ich pikte ihn in die Seite.
    Er streckte mir im Spaß die Zunge heraus, und wir kicherten beide.
    »America!«, hörte ich meine Mutter rufen. »Wo steckst du denn?«
    »Ich komme!«, schrie ich und wandte mich wieder Gerad zu. »Ich weiß, es ist nicht leicht, aber so ist es nun mal. Okay?«
    Doch insgeheim wusste ich, dass an dieser Situation nichts okay war. Gar nichts.

    Mom und ich gingen zu Fuß zum Bürgeramt. Wir fuhren nur vor einem Auftritt mit dem Bus oder wenn die Strecke zu weit war. Es machte keinen guten Eindruck, wenn man verschwitzt im Haus von Zweiern eintraf. Die blickten ohnehin schon auf uns herab. Aber heute war gutes Wetter, und wir hatten es nicht weit.
    Offenbar waren wir nicht die Einzigen, die ihre Unterlagen auf direktem Weg einreichen wollten. Vor dem Bürgeramt der Provinz Carolina standen lange Viererschlangen bis fast um das gesamte Gebäude herum. Es sah aus, als wollten sich alle Mädchen aus der gesamten Provinz bewerben. Sogar einige Mädchen aus meiner Nachbarschaft. Ich wusste nicht, ob ich das erschreckend oder erfreulich finden sollte.
    »Magda!«, rief jemand. Wir drehten uns beide um, als wir den Namen meiner Mutter hörten.
    Celia und Kamber liefen auf uns zu, mit Aspens Mutter. Sie hatte sich offenbar freigenommen, um ihre Töchter zu begleiten. Die beiden trugen ihre besten Sachen und sahen sehr adrett aus. Die Kleider waren schlicht, aber wie ihr Bruder wirkten auch Celia und Kamber immer umwerfend. Auch sie hatten schwarze Haare und ein hinreißendes Lächeln.
    Aspens Mutter lächelte mich an, und ich erwiderte das Lächeln. Ich fand sie wunderbar. Wir sahen uns nicht oft, aber sie war immer nett zu mir. Und ich wusste, dass es nichts mit meiner höheren Kaste zu tun hatte; sie gab auch Kleider, die ihren Kindern nicht mehr passten, an bettelarme Familien weiter. Sie war einfach eine gütige Frau.
    »Hallo, Lena. Kamber, Celia, wie geht’s euch?«, begrüßte meine Mutter die drei.
    »Gut!«, antworteten die beiden Mädchen wie aus einem Mund.
    »Ihr seht toll aus«, sagte ich und strich Celia eine Locke über die Schulter.
    »Wir haben uns für das Foto hübsch gemacht«, erklärte Kamber.
    »Foto?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete Aspens Mutter leise. »Ich habe gestern bei einem der Stadträte geputzt. Und da habe ich erfahren, dass in der Vorrunde gar nicht wirklich ausgelost wird. Die machen vielmehr Fotos und versuchen so viele Informationen wie möglich zu kriegen. Weshalb sollte es denn wichtig sein, wie viele Sprachen man spricht, wenn am Ende das Los entscheidet?«
    Das hatte mich auch gewundert, aber ich hatte angenommen, man bräuchte diese Informationen nach der Auslosung.
    »Es scheint sich teilweise rumgesprochen zu haben«, sagte Aspens Mutter. »Schaut euch nur mal um, viele hier sind wirklich ganz schön aufgetakelt.«
    Ich betrachtete die anderen Bewerberinnen. Lena hatte recht – man konnte deutlich erkennen, wer Bescheid wusste und wer nicht. Hinter uns stand ein Mädchen, offenbar eine Sieben, das noch seine Arbeitskleidung trug. Die schmutzigen Stiefel kamen vielleicht nicht aufs Bild, aber ihr staubiger Overall wahrscheinlich schon. Eine andere Sieben etwas weiter hinten trug einen Werkzeuggürtel. Ihr einziger Vorzug bestand darin, dass ihr Gesicht sauber war.
    Ein Mädchen vor mir dagegen hatte die Haare hochgesteckt, und zarte Löckchen umrahmten ihr Gesicht. Die Bewerberin daneben, den Kleidern nach zu schließen eine Zwei, schien die gesamte Welt in ihrem Dekolleté versenken zu wollen. Einige waren so stark geschminkt, dass sie in meinen Augen fast wie Clowns aussahen. Wie auch immer – sie hatten sich jedenfalls angestrengt.
    Ich sah ansehnlich aus, hatte mir aber nicht solche Mühe gegeben. Wie die beiden Siebener hatte ich nichts von dem wirklichen Verfahren bei der Vorrunde geahnt, und nun machte ich mir plötzlich Sorgen.
    Wieso überhaupt? Ich zwang mich zum Nachdenken.
    Ich wollte das alles doch gar nicht. Wenn man mich nicht hübsch

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