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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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müssen. Waren ihre Freundinnen neidisch gewesen, als sie ausgewählt wurde? Und wenn ich wirklich enge Freundinnen hätte – wären sie dann auch neidisch auf mich?
    So ein Blödsinn. Ich würde doch ohnehin nicht erwählt werden.
    Ich konzentrierte mich auf die Rede des Königs.
    »Heute früh hat ein weiterer Angriff in New Asia unseren Staat erschüttert. Unsere Truppen wurden leicht dezimiert, aber wir sind überzeugt davon, dass durch die neuen Rekruten im nächsten Monat der Kampfgeist gestärkt werden wird und wir erneut mit voller Kraft antreten können.«
    Ich hasse Krieg. Aber leider ist unser Land noch so jung, dass wir uns nach allen Richtungen verteidigen müssen. Dieses Land würde keine weitere Invasion überstehen.
    Als Nächstes berichtete der König von einem Angriff auf ein Rebellenlager, der Finanzausschuss gab den letzten Stand der Staatsverschuldung bekannt, und der Sprecher des Komitees für Infrastruktur erklärte, dass man in zwei Jahren mit dem Beginn der Sanierung diverser Autobahnen beginnen wolle, die seit dem Vierten Weltkrieg beschädigt waren. Als Letzter trat schließlich der Pressesprecher ans Mikrofon.
    »Guten Abend, meine verehrten Damen und Herren von Illeá. Wie Sie alle wissen, wurden kürzlich Einladungen zur Teilnahme am Casting verschickt. Die ersten Bewerbungen sind bereits bei mir eingegangen, und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass fast eine Million der schönen jungen Frauen von Illeá sich für die Vorauswahl zum Casting angemeldet haben!«
    Maxon schien unruhig zu werden. Brach ihm etwa der Schweiß aus?
    »Im Namen der Königsfamilie möchte ich Ihnen für Ihren Einsatz und Ihren Patriotismus danken. Mit etwas Glück werden wir an Neujahr die Verlobung unseres verehrten Prinz Maxon mit einer bezaubernden, begabten und klugen Tochter von Illeá feiern können!«
    Die Berater klatschten Beifall. Maxon lächelte, wirkte aber nicht fröhlich dabei. Als der Applaus verebbte, setzte der Sprecher seine Rede fort.
    »Es wird natürlich eine ausführliche Berichterstattung über diese jungen Frauen sowie Sondersendungen über ihr Leben im Palast geben. Und niemand würde sich besser eignen, um uns durch diese spannende Zeit zu geleiten, als der allseits geschätzte Mr Gavril Fadaye!«
    Wieder gab es Applaus, aber diesmal kam er von Mom und May. Gavril Fadaye war eine lebende Legende. Seit annähernd zwanzig Jahren berichtete er von den Dankbarkeitsfesten und Weihnachtsfeiern und sämtlichen Ereignissen aus dem Palast. Ich hatte noch nie ein Interview mit Mitgliedern der Königsfamilie oder deren Freunden und Verwandten gesehen, das nicht er geführt hätte.
    »Oh, America, vielleicht lernst du Gavril kennen!«, seufzte Mom schwärmerisch.
    »Schsch, da kommt er!«, rief May und fuchtelte aufgeregt mit den Armen.
    Gavril schlenderte in einem makellosen blauen Anzug auf die Bühne. Er musste mittlerweile schon Ende vierzig sein und war immer tadellos gekleidet. Als er zum Sprechpult schritt, glänzte die goldene Anstecknadel in Form eines Forte-Zeichens an seinem Revers.
    »Guuuuuten Abend, Illeá!«, begann er. »Ich fühle mich ungemein geehrt, am Casting teilhaben zu können. Wird mir doch das große Glück zuteil, fünfunddreißig bezaubernde junge Frauen zu treffen! Wer würde schon so einen Job ablehnen?« Er zwinkerte in die Kamera. »Aber bevor ich die reizenden jungen Damen kennenlerne, von denen eine unsere künftige Prinzessin sein wird, habe ich das Vergnügen, mit dem Mann der Stunde zu sprechen: unserem Prinz Maxon.«
    Maxon erhob sich und schritt über die mit Teppich ausgelegte Bühne zu den Barhockern, die man für ihn und Gavril bereitgestellt hatte. Dabei rückte er seine Krawatte zurecht und strich über seinen Anzug, als müsse er wahrhaftig noch makelloser aussehen. Er schüttelte Gavril die Hand, setzte sich ihm gegenüber und griff nach dem Mikrofon. Einen Fuß hakte er in die Querstrebe des Hockers, was ihn gleich ein wenig lässiger wirken ließ.
    »Freut mich, Sie wieder einmal zu sehen, Eure Hoheit.«
    »Danke, Gavril. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Maxons Stimme war so gemessen wie seine gesamte Ausstrahlung. Er strahlte eine ungeheure Förmlichkeit aus. Ich verzog unwillkürlich das Gesicht bei der Vorstellung, auch nur im selben Raum mit ihm zu sein.
    »In knapp einem Monat werden fünfunddreißig junge Frauen bei Ihnen einziehen. Wie ist Ihnen bei dieser Vorstellung zumute?«, fragte Gavril.
    Maxon lachte. »Offen

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