Selection
gestanden, ist mir schon ein klein wenig mulmig. Ich denke mir, mit so vielen Gästen im Haus wird es bei uns erheblich lauter zugehen. Doch zugleich freue ich mich darauf.«
»Haben Sie Ihren lieben Herrn Vater einmal gefragt, wie es ihm seinerzeit gelungen ist, so eine wunderschöne Gattin zu finden?«
Beide schauten zum Königspaar hinüber, und die Kamera folgte ihrem Blick. König und Königin hielten sich an der Hand und sahen einander lächelnd an. Es wirkte aufrichtig, aber man konnte sich natürlich auch täuschen.
»Nein, das habe ich noch nicht getan«, antwortete Maxon. »Wie Sie wissen, ist die Lage in New Asia eskaliert, und wir waren in der jüngeren Zeit vor allem mit militärischen Fragen befasst. Da blieb kaum Zeit, um über Mädchen zu sprechen.«
Mom und May lachten. Wahrscheinlich war die Bemerkung auch irgendwie komisch.
»Unsere Sendezeit neigt sich dem Ende entgegen, aber eine Frage möchte ich noch stellen: Wie stellen Sie sich Ihre Gemahlin vor?«
Maxon sah etwas verdattert aus. Es konnte sogar sein, dass er leicht errötete.
»Offen gestanden weiß ich das gar nicht. Das ist ja das Großartige an dem Casting: Jedes Mädchen, das daran teilnimmt, wird sich äußerlich, in seinem Verhalten und in seinen Vorlieben von allen anderen Mitbewerberinnen unterscheiden. Und ich hoffe, wenn ich alle kennenlerne, wird sich im Laufe der Zeit herauskristallisieren, was genau ich mir wünsche.« Maxon lächelte.
»Vielen Dank, Eure Hoheit. Das war hervorragend formuliert. Und ich denke, ich spreche für alle Bürger von Illeá, wenn ich Ihnen nun viel Glück wünsche.« Gavril streckte dem Prinzen wiederum die Hand hin.
»Danke, Sir.« Die Kamera schwenkte nicht rasch genug beiseite, sodass man noch sehen konnte, wie Maxon einen Blick auf seine Eltern warf, unsicher, ob er sich richtig verhalten hatte. Sofort wurde auf Gavrils Gesicht gezoomt; das Königspaar bekam man nicht mehr zu sehen.
»Ich fürchte, damit sind wir auch schon am Ende der heutigen Sendung angelangt. Danke, dass Sie den Bericht vom Capitol gesehen haben, und bis nächste Woche.«
Die Musik wurde eingeblendet, und der Abspann lief.
»America und Maxon sitzen auf ’nem Baum«, trällerte May. Ich warf ein Kissen nach ihr, musste aber wider Willen lachen bei der Vorstellung. Maxon war so steif und förmlich. Mit so jemandem konnte man unmöglich glücklich sein.
Ich versuchte Mays Sprüche zu überhören und ging auf mein Zimmer, um allein zu sein. Schon der Gedanke, mich in Maxons Nähe aufzuhalten, war mir unangenehm. Deshalb gingen mir Mays Neckereien auch nicht aus dem Kopf, und ich konnte nur schwer einschlafen.
Später erwachte ich von irgendeinem Geräusch, das ich nicht zuordnen konnte. Ich schaute mich im Zimmer um, ob sich jemand hereingeschlichen hatte.
Klopf, klopf, klopf.
Langsam drehte ich mich zum Fenster und sah Aspen, der mich munter angrinste. Ich sprang auf und schloss meine Zimmertür von innen ab. Dann öffnete ich das Fenster über meinem Bett.
Es hatte nichts mit den Sommertemperaturen zu tun, dass mir schlagartig heiß wurde, als Aspen hereingeklettert kam.
»Was machst du hier?«, flüsterte ich, und ein glückliches Lächeln trat auf mein Gesicht.
»Ich musste dich sehen«, raunte er an meinem Hals, als er mich an sich zog und wir gemeinsam aufs Bett sanken.
»Ich hab dir ganz viel zu erzählen, Aspen.«
»Schsch, wir müssen ganz still sein. Wenn uns jemand hört, bricht die Hölle los. Lass mich dich einfach nur anschauen.«
Ich fügte mich und lag reglos da, während Aspen mir in die Augen schaute. Dann barg er sein Gesicht an meinem Hals und in meinen Haaren. Und danach strichen seine Hände immer wieder über meine Taille bis zu meinen Hüften. Er atmete schneller, und mein Körper reagierte darauf.
Seine Lippen begannen über meinen Hals zu streifen, und ich sog unwillkürlich die Luft ein. Dann wanderten sie über mein Kinn und verschlossen meinen Mund, brachten mich zum Verstummen. Ich umschlang Aspen, und unsere Haut war schweißnass von der feuchtwarmen Nachtluft und unserer gierigen Hast.
Gestohlene Momente.
Irgendwann wurde Aspen ruhiger, obwohl ich noch lange nicht bereit war aufzuhören. Aber wir mussten vorsichtig sein. Wenn wir weiter gingen und es einen Beweis dafür gäbe, würden wir beide im Gefängnis landen. Das war die brutale Methode der Familienplanung – und ein weiterer Grund, warum alle in Illeá jung heiraten wollten: Warten ist eine Folter.
»Ich muss
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