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los«, flüsterte Aspen.
»Aber ich will, dass du bleibst«, raunte ich an seinem Ohr. Ich roch wieder den Duft seiner Seife.
»America Singer, bald wirst du jeden Abend in meinen Armen einschlafen. Und jeden Morgen von meinen Küssen geweckt werden.« Ich biss mir auf die Lippe bei dieser Vorstellung. »Aber ich muss jetzt gehen. Wir fordern sonst unser Glück heraus.«
Ich seufzte und ließ ihn los. Er hatte ja recht.
»Ich liebe dich, America.«
»Ich liebe dich auch, Aspen.«
Diese heimlichen Momente würden mir dabei helfen, alles durchzustehen, was auf mich zukam. Moms Enttäuschung, wenn ich nicht Siegerin würde, die viele Arbeit, die mir bevorstand, um Aspen zu helfen, das Chaos, das ausbrechen würde, wenn Aspen bei Dad um meine Hand anhielt, und alle möglichen Probleme, die lauerten, wenn wir erst verheiratet waren. Doch das würde alles nicht schlimm sein. Solange Aspen an meiner Seite war.
5
Eine Woche später gelang es mir abends, vor Aspen im Baumhaus zu sein.
Es war ein bisschen mühselig, alle Sachen möglichst lautlos nach oben zu befördern, aber es gelang mir. Ich rückte gerade die Teller zurecht, als ich jemanden heraufklettern hörte.
»Buh.«
Aspen erschrak und lachte dann. Ich zündete die neue Kerze an, die ich für uns gekauft hatte. Er kam zu mir und küsste mich. Dann berichtete ich ihm von meinen Erlebnissen in der letzten Woche.
»Ich hab dir noch gar nicht von der Anmeldung erzählt«, sagte ich.
»Wie war es denn? Mom meinte, es sei extrem voll gewesen.«
»Es war der reine Wahnsinn, Aspen. Du hättest mal sehen sollen, wie aufgedonnert die Mädchen waren! Wahrscheinlich hast du ja auch mitbekommen, dass in der ersten Runde nicht wirklich ausgelost wird. Ich hatte also von Anfang an recht. Es gibt viel interessantere Mädchen in Carolina als mich. Alles für die Katz.«
»Trotzdem: vielen Dank, dass du es durchgezogen hast. Das bedeutet mir wirklich viel.« Er sah mich unverwandt an. Er hatte sich nicht einmal richtig umgeschaut, sondern nur mich wahrgenommen, wie immer.
»Das Beste daran ist jedenfalls, dass meine Mutter mich bestochen hat, damit ich teilnehme. Weil sie ja nicht wusste, dass ich schon dir versprochen bin.« Ich lächelte zufrieden. Viele Familien hatten in dieser Woche schon Feste gegeben, weil sie sicher waren, dass ihre Tochter die Gewinnerin des Castings sein würde. Ich war bei sieben Partys aufgetreten, manchmal sogar bei zwei an einem Abend, um Geld ranzuschaffen. Und Mom hielt Wort. Es fühlte sich großartig an, finanziell unabhängig zu sein.
»Bestochen? Womit denn?«, fragte Aspen aufgeregt.
»Geld natürlich. Schau, ich hab ein Festessen für dich gemacht!« Ich griff nach einem Teller. Ich hatte an diesem Abend mehr gekocht, damit etwas für ihn übrig blieb, und seit Tagen buk ich Kuchen. May hatte – wie ich – ohnehin eine furchtbare Schwäche für Süßes und war nun selig, dass sie so von meinen zusätzlichen Einnahmen profitieren konnte.
»Was ist das alles?«, fragte Aspen.
»Leckereien. Hab ich für dich gemacht«, sagte ich stolz. Heute Abend würde Aspen endlich einmal satt werden. Aber sein Lächeln verblasste, als er die vielen Speisen betrachtete.
»Stimmt was nicht?«, fragte ich.
»Ja. So geht das nicht.« Er schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab.
»Wie meinst du das?«
»America, ich sollte für dich sorgen. Es ist demütigend für mich, das alles vorgesetzt zu bekommen.«
»Aber ich bringe dir doch immer was zu essen.«
»Ja, Reste. Meinst du vielleicht, ich merke das nicht? Ich habe kein Problem damit, etwas anzunehmen, was du nicht mehr magst. Aber dass du … ich sollte?…«
»Aspen, du bringst mir doch ständig Sachen mit. Du sorgst immer für mich. Ich habe alle meine Pen«
»Die Pennys? Findest du das passend, die genau jetzt zu erwähnen? Ganz im Ernst, America, weißt du nicht, wie sehr ich das verabscheue? Dass ich dich so gerne singen höre, dich aber nicht dafür bezahlen kann, wie alle anderen?«
»Du solltest mich überhaupt nicht dafür bezahlen! Ich schenke dir meinen Gesang! Du kannst alles von mir haben, was du willst!« Ich wusste, dass wir leise sprechen mussten, aber in diesem Moment war es mir egal.
»Ich bin kein Almosenempfänger, America. Ich bin ein Mann. Der dich ernähren sollte.«
Er fuhr sich aufgeregt durch die Haare und versuchte sich zu beruhigen. Ich merkte, dass er seine Gedanken ordnen wollte, wie immer bei einer Auseinandersetzung. Aber diesmal war etwas
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