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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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ziemlich schüchtern. Deshalb versuchen sie mir mit irgendwelchen Bemerkungen zuzusetzen.«
    Ich runzelte die Stirn. Wieso tat man so etwas absichtlich?
    »Und jemand, der so still und mysteriös ist wie du –«
    »Ich bin nicht mysteriös«, fiel ich ihr ins Wort.
    »Ein bisschen schon. Und manche Leute können nicht einschätzen, ob jemand, der eher ruhig wirkt, selbstsicher oder ängstlich ist. Sie betrachten einen als Bedrohung, und dann fühlt man sich vielleicht auch so.«
    »Hm«, machte ich. Das klang einleuchtend. Ich fragte mich, ob ich andere vielleicht verunsicherte, ohne es zu merken. »Und wie machst du das? Dass sie nett zu dir sind, meine ich?«
    Marlee lächelte. »Ich beachte die Spitzen einfach nicht. Ein Mädchen aus meiner Lerngruppe wird so sauer, wenn man sich nicht ärgern lässt, dass sie am Ende einfach nur schmollt. Also mach dir keine Sorgen. Sondern lass dir einfach nicht anmerken, wenn du gekränkt bist.«
    »Bin ich ja auch gar nicht.«
    »Ich glaube dir … aber nicht ganz.« Marlees Lachen klang warm und herzlich. »Kannst du dir vorstellen, dass wir ihn morgen kennenlernen?«, fragte sie dann, als wolle sie nun zu wichtigeren Themen übergehen.
    »Nee, irgendwie nicht.« Maxon kam mir vor wie ein Geist – anwesend, aber nie greifbar.
    »Viel Glück morgen«, sagte Marlee, und es klang aufrichtig.
    »Ich wünsch dir noch mehr Glück, Marlee. Prinz Maxon wird bestimmt begeistert von dir sein.« Ich drückte ihr die Hand.
    Ihr Lächeln war aufgeregt und schüchtern zugleich, als sie sich abwandte.
    Als ich den Flur entlangging, sah ich, dass Bariels Tür noch offen stand, und ich hörte sie mit ihren Zofen sprechen. Als sie mich vorbeikommen sah, knallte sie demonstrativ die Tür zu.
    Entzückend.
    Meine eigenen Zofen warteten schon auf mich und halfen mir beim Waschen und Ausziehen. Mein Nachthemd, ein zartes grünes Seidenteilchen, lag auf dem Bett. Zum Glück hatten sie mein Gepäck nicht angerührt.
    Sie gingen bedächtig, aber zielstrebig zu Werke. Man merkte, dass die Handreichungen ihnen vertraut waren, aber sie strahlten keine Eile aus, sondern schienen es eher darauf anzulegen, beruhigend auf mich zu wirken. Ich wollte sie so schnell wie möglich loswerden, aber sie wuschen in aller Ruhe meine Hände, halfen mir aus meinem Kleid und befestigten die silberne Namensbrosche an meinem Nachthemd. Dabei stellten sie mir noch Fragen, die ich möglichst höflich zu beantworten versuchte.
    Ja, ich hatte die anderen Mädchen kennengelernt. Nein, sie waren nicht sehr gesprächig. Ja, das Essen war köstlich gewesen. Nein, den Prinzen würde ich erst morgen kennenlernen. Ja, ich war sehr müde.
    »Und es würde mir helfen, zur Ruhe zu kommen, wenn ich jetzt alleine sein könnte«, fügte ich dann hinzu und hoffte, dass sie den Hinweis verstanden.
    Die drei sahen so enttäuscht aus, dass ich rasch hinzufügte: »Sie sind mir wirklich eine große Hilfe. Ich bin es einfach gewöhnt, ab und an allein zu sein, und ich war heute den ganzen Tag von Menschen umgeben.«
    »Aber wir sollen Ihnen helfen, Lady Singer. Das ist unsere Aufgabe«, sagte die Energischste von ihnen, Anne. Mary war sanfter, und Lucy wirkte fast schüchtern.
    »Ich finde es toll, was Sie für mich tun, und bin froh, wenn Sie mir morgen wieder zur Seite stehen. Aber heute Abend muss ich erst einmal zu mir selbst kommen. Dabei können Sie mir am besten helfen, indem Sie mich alleine lassen. Und wenn Sie Zeit für sich haben, sind wir morgen früh alle schön frisch.«
    Die drei Zofen sahen einander ratlos an. »Ja, wahrscheinlich schon«, sagte Anne dann.
    »Aber eine von uns soll hierbleiben, falls Sie nachts etwas brauchen.« Lucy sah nervös aus, als fürchte sie sich vor meiner Reaktion. Sie schien sogar ein bisschen zu zittern.
    »Ich klingle, wenn ich etwas brauchen sollte. Und ich könnte niemals einschlafen, wenn ich mich beobachtet fühle.«
    Die Mädchen sahen einander wieder zweifelnd an. Ich wusste zwar, wie ich mich jetzt durchsetzen konnte, aber ich machte das sehr ungern.
    »Sie sollen doch jede meiner Anweisungen ausführen, oder?«
    Alle drei nickten hoffnungsvoll.
    »Dann gebe ich Ihnen jetzt die Anweisung, ins Bett zu gehen. Und mir morgen früh wieder zu helfen. Bitte.«
    Anne lächelte. Sie schien mich allmählich zu verstehen.
    »Gut, Lady Singer. Bis morgen früh dann.« Alle drei knicksten und gingen leise hinaus. Anne warf mir noch einen letzten prüfenden Blick zu. Sie schien sich ein bisschen zu

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