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Selection

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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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vor meiner Mutter oder May –, aber das war hier wohl unvermeidbar. Diese drei würden mir bei allem behilflich sein; ich musste sie also ertragen, bis ich den Palast verließ. Ich fragte mich, was man danach mit ihnen vorhatte. Würden sie anderen Mädchen zugeteilt werden, die mit dem Voranschreiten des Castings mehr Betreuung brauchten? Oder hatten sie normalerweise andere Aufgaben im Palast? Ich stellte ihnen diese Fragen jedoch nicht, weil es mir unhöflich erschienen wäre.
    Nach dem Bad föhnte Anne mir die Haare und machte mir eine Frisur mit Bändern, die ich von zu Hause mitgebracht hatte. Sie waren blau und harmonierten mit den blauen Blumen auf einem der Tageskleider, die meine Zofen für mich genäht hatten. Mary schminkte mich – ebenso dezent wie am Vortag –, und Lucy rieb meine Arme und Beine mit Lotion ein.
    Es gab eine große Auswahl an bereitgestelltem Schmuck, aber ich bat um meine eigene Schachtel und holte eine zarte Kette mit einem Vogelanhänger heraus, die ich von meinem Vater bekommen hatte. Sie war aus Silber und passte gut zu meinem Namensschild. Aus dem Palastangebot wählte ich die lediglich Ohrringe – die kleinsten.
    Anne, Mary und Lucy begutachteten das Ergebnis und lächelten. Das deutete ich als Zeichen dafür, dass ich hübsch genug war, um zum Frühstück zu erscheinen. Als ich das Zimmer verließ, knicksten die drei und wünschten mir alles Gute. Lucys Hände zitterten wieder, fiel mir auf.
    Ich ging zum Treppenabsatz, wo wir uns am Vortag versammelt hatten. Da ich offensichtlich die Erste war, setzte ich mich auf ein kleines Sofa. Nach und nach trafen die anderen ein, und sie sahen allesamt umwerfend aus. Sie hatten raffiniert geflochtene Zopffrisuren oder nach hinten gesteckte Locken und ein perfektes Make-up aufgetragen, und ihre Kleider waren tadellos gebügelt.
    Ich hatte mich für mein schlichtestes Kleid entschieden; alle anderen trugen etwas Glitzerndes. Zwei Mädchen waren beinahe gleich gekleidet und gingen sofort wieder, um sich umzuziehen.
    Die anderen sahen allesamt aus wie Einser. Ich dagegen sah aus wie eine Fünf in einem netten Kleid.
    Wenn ich schon lange für meine Vorbereitung gebraucht hatte, war das jedoch kein Vergleich mit den anderen. Als Silvia erschien, um uns nach unten zu geleiten, mussten wir nämlich auf Celeste und Tiny warten, die ihr Kleid noch enger nähen ließen.
    Nachdem wir endlich vollzählig waren, begaben wir uns nach unten. An der Wand hing ein Spiegel mit Goldrahmen, in den alle noch rasch einen letzten Blick warfen. Ich ging neben Marlee und Tiny und fand, dass ich extrem schlicht aussah.
    Aber wenigstens wie ich selbst und das war tröstlich.
    Silvia brachte uns nicht in den Speisesaal, wie wir erwartet hatten, sondern in den Großen Saal. Dort fanden wir Stühle und mehrere gedeckte Tische, aber kein Essen vor. Es roch nicht einmal nach Frühstück. In einer Ecke sah ich eine kleinere Sitzgarnitur mit Sofas und im ganzen Raum Kameraleute, die unser Eintreffen filmten.
    Es gab keine Platzkarten, wir durften frei wählen, wo wir sitzen wollten. Marlee ließ sich am Tisch vor mir nieder, Ashley setzte sich zu meiner Rechten. Soweit ich sehen konnte, hatten die meisten Mädchen eine Verbündete gefunden, so wie Marlee und ich uns gefunden hatten. Da Ashley sich neben mich gesetzt hatte, nahm ich an, dass sie Kontakt zu mir suchte, auch wenn sie noch immer nichts sprach. Vielleicht war sie immer noch böse wegen des Berichts vom Capitol. Andererseits war sie auch recht still gewesen, als ich sie kennengelernt hatte. Vielleicht entsprach das Schweigen einfach ihrem Naturell. Deshalb entschloss ich mich, sie wenigstens anzusprechen.
    »Du siehst zauberhaft aus, Ashley.«
    »Oh, danke«, sagte sie leise. Wir versicherten uns beide, dass die Kameras weit genug entfernt waren. Wir wollten zwar keine Geheimnisse erörtern, aber die Fernsehleute mussten ja nicht alles mitbekommen. »Ich finde es toll, diesen Schmuck zu tragen. Wolltest du keinen?«
    »War mir zu schwer«, antwortete ich. »Ich hab mich für was Zarteres entschieden.«
    »Stimmt, er ist wirklich ziemlich schwer! Kommt mir vor, als hätte ich zwanzig Pfund auf dem Kopf. Aber ich konnte nicht widerstehen. Wer weiß, wie lange man noch hier ist.«
    Ihre Worte erstaunten mich, denn Ashley hatte von Anfang an sehr selbstsicher gewirkt. Mit ihrem Aussehen und ihrer Haltung war sie die geborene Prinzessin.
    »Aber glaubst du denn nicht, dass du Siegerin wirst?«, flüsterte

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