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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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die Einzigen, die schwatzten. Ein leises Murmeln war von überallher zu hören, und die Kameraleute wanderten durch die Reihen und befragten die Mädchen zu ihrem ersten Tag im Palast, ihren Zofen und so fort. Als sie zu uns kamen, überließ ich Ashley das Reden.
    Ich schaute immer wieder zu der Sitzecke hinüber. Einige Mädchen wirkten ruhig und formvollendet, andere zapplig vor Aufregung. Marlee lief rot an, als sie zu Prinz Maxon trat, und strahlte, als sie zurückkam. Ashley strich mehrmals nervös ihr Kleid glatt.
    Mir brach fast der Schweiß aus, als sie zurückkehrte. Nun war ich an der Reihe, und ich hatte außerdem ein großes Vorhaben. Ich holte tief Luft und machte mich auf den Weg.
    Maxon stand auf und las mein Namensschild, als ich zu ihm trat. »America, nicht wahr?«, sagte er, und ein leises Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Ja. Ihren Namen habe ich schon mal gehört, aber könnten Sie ihn mir noch einmal sagen?« Ich fragte mich, ob es eine gute Idee war, das Gespräch mit einem Scherz zu beginnen, aber Maxon lachte und wies auf die Couch.
    Dann beugte er sich vor und flüsterte: »Haben Sie gut geschlafen, meine Liebe?«
    Ich weiß nicht, wie mein Gesicht aussah, als er das sagte, aber seine Augen glitzerten vergnügt.
    »Ich bin noch immer nicht Ihre Liebe«, erwiderte ich mit einem Lächeln. »Aber danke der Nachfrage: Ja, nachdem ich zur Ruhe gekommen war, habe ich gut geschlafen. Meine Zofen mussten mich förmlich aus dem Bett zerren, so bequem war es.«
    »Es freut mich, dass Sie sich wohlgefühlt haben, meine … America«, korrigierte er sich.
    »Danke.« Ich zupfte an meinem Kleid, während ich nach den richtigen Worten suchte. »Es tut mir leid, dass ich so gemein zu Ihnen war. Beim Einschlafen wurde mir klar, dass ich Ihnen nichts vorwerfen sollte. Sie sind ja nicht schuld daran, dass ich hier gelandet bin, und das Casting ist nicht einmal Ihre Idee. Sie waren so nett zu mir, als es mir schlecht ging, und ich habe mich einfach nur schrecklich benommen. Sie hätten mich letzte Nacht auch nach Hause schicken können und haben es nicht getan. Danke.«
    Maxons Blick war sanft und einfühlsam. Die anderen Mädchen schmolzen wahrscheinlich förmlich dahin, wenn er sie so anschaute. An sich hätte ich diesen Blick beunruhigend gefunden, aber vermutlich war Maxon einfach so. Er schaute einen Moment nach unten. Dann beugte er sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie, als wolle er die Bedeutung seiner Worte unterstreichen.
    »Sie waren bislang sehr offen zu mir, America. Ich bewundere diese Fähigkeit, und ich würde Sie gerne bitten, mir eine Frage zu beantworten.«
    Ich nickte, ein bisschen verunsichert. Er beugte sich noch weiter vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    »Sie sagten, Sie seien aus Versehen hier. Ich nehme also an, dass Sie eigentlich gar nicht hier sein wollen . Gibt es dennoch die Möglichkeit, dass Sie … irgendeine Art von liebevollen Gefühlen für mich entwickeln könnten?«
    Ich wurde unruhig. Es widerstrebte mir, den Prinzen zu kränken, aber es hatte keinen Sinn, unehrlich zu sein.
    »Sie sind sehr gütig, Eure Majestät, und auch sehr attraktiv und einfühlsam.« Er lächelte. »Aber aus guten Gründen muss ich die Frage verneinen, fürchte ich.«
    »Könnten Sie mir das erklären?« Er hatte sich im Griff, aber ich hörte die Enttäuschung in seiner Stimme. Ablehnung war er wohl nicht gewohnt.
    Ich wollte mich eigentlich nicht dazu äußern. Aber er würde bestimmt nichts außer der Wahrheit begreifen. Ganz leise flüsterte ich: »Ich fürchte … ich fürchte, mein Herz ist vergeben.« Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
    »Oh, bitte nicht weinen!«, flüsterte Maxon besorgt. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, wenn Frauen weinen!«
    Das brachte mich zum Lachen, und die Gefahr war gebannt. Die Erleichterung war ihm anzumerken.
    »Möchten Sie, dass ich Sie heute freigebe, damit Sie zum Mann Ihres Herzens zurückkehren können?«, fragte er. Ich spürte, dass ihm diese Frage nicht leichtfiel. Aber anstatt aufgebracht zu sein, zeigte er Mitgefühl, und ich begann ihm zu vertrauen.
    »Das ist es ja … ich will gar nicht nach Hause.«
    »Ach so?« Er strich sich durch die Haare und sah so verwirrt aus, dass ich wiederum lachen musste.
    »Darf ich vollkommen aufrichtig mit Ihnen sein?«
    Er nickte.
    »Ich muss hierbleiben. Wenn ich nur eine Woche hierbleiben könnte, wäre das ein Segen für meine Familie.«
    »Sie meinen, Ihre Familie

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