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braucht das Geld?«
»Ja.« Ich fühlte mich schlecht, als ich das zugab. Es musste ihm vorkommen, als wolle ich ihn ausnutzen. Was ja in gewisser Weise auch zutraf. Doch das war noch nicht die ganze Wahrheit. »Und … es gibt da auch gewisse Leute bei mir zu Hause«, ich schaute ihn an, »die ich zur Zeit nicht ertragen kann.«
Maxon nickte, blieb aber stumm.
Ich zögerte. Es konnte nichts Schlimmeres passieren, als dass ich sofort nach Hause geschickt wurde. Deshalb sprach ich weiter. »Wenn ich noch eine Weile hierbleiben könnte, auch nur für kurze Zeit, könnte ich Ihnen einen Handel anbieten.«
Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Einen Handel?«
Ich biss mir auf die Lippe. »Wenn ich hierbleiben dürfte?…« Es würde sich alles furchtbar dumm anhören. »Also gut. Sie sind der Prinz. Sie sind von früh bis spät beschäftigt, weil Sie ein ganzes Land regieren müssen, und nun sollen Sie auch noch Zeit haben, von fünfunddreißig oder, na ja, vierunddreißig Mädchen eines auszusuchen. Das ist doch wohl ein bisschen viel verlangt, oder?«
Er nickte, und es war ihm anzusehen, wie anstrengend er die Vorstellung fand.
»Wäre es da nicht besser für Sie, wenn Ihnen ein Insider zur Seite stehen würde? Jemand, der Ihnen helfen kann? Ein Freund sozusagen?«
»Ein Freund?«, wiederholte er.
»Ja. Wenn ich hierbleiben kann, würde ich Ihnen helfen. Als Freundin.« Er lächelte. »Ich scheide doch von vorneherein aus. Sie wissen ja, dass ich diese Art von Gefühlen für Sie nicht haben werde. Aber Sie können immer mit mir reden, und ich werde versuchen, Ihnen zu helfen, die perfekte Frau für sich zu finden. Gestern Abend sagten Sie, dass Sie nach einer Vertrauten Ausschau halten. Nun, bis Sie so jemanden endgültig gefunden haben, könnte ich das sein. Falls Sie wollen.«
Sein Blick war herzlich und zurückhaltend zugleich. »Ich habe schon fast alle jungen Frauen hier im Raum kennengelernt und wüsste keine, die für eine Freundschaft geeigneter wäre als Sie. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie hierblieben.«
Ich war maßlos erleichtert.
»Meinen Sie«, fragte Maxon, »dass ich Sie immer noch ›meine Liebe‹ nennen könnte?«
»Unter keinen Umständen«, raunte ich.
»Ich werde es weiterhin versuchen. Ich bin jemand, der nicht so leicht aufgibt.« Das glaubte ich ihm. Aber ich fand die Vorstellung etwas lästig, dass er von diesem Thema nicht ablassen würde.
»Haben Sie das eigentlich zu allen gesagt?« Ich wies mit dem Kopf auf die anderen Mädchen.
»Ja, und es schien allen zu gefallen.«
»Und genau aus diesem Grund gefällt es mir nicht.« Ich stand auf.
Maxon lachte in sich hinein und erhob sich ebenfalls. Weil die Lage ziemlich komisch war, gelang es mir nicht so recht, böse zu schauen. Maxon verbeugte sich, ich machte einen Knicks und ging zu meinem Platz zurück.
Ich hatte so entsetzlichen Hunger, dass es mir vorkam wie eine halbe Ewigkeit, bis er alle Gespräche beendet hatte. Aber schließlich kehrte auch das letzte Mädchen an seinen Platz zurück, und ich erwartete mit Spannung mein erstes Frühstück im Palast.
Maxon ging zur Mitte des Raums. »Jene Damen, die ich gebeten habe zu warten, bleiben nun bitte sitzen. Alle anderen können Silvia in den Speisesaal folgen. Ich geselle mich in Kürze zu Ihnen.«
Was hatte es zu bedeuten, wenn man warten sollte? War das ein gutes Zeichen?
Vermutlich wollte Maxon mit diesen Mädchen gesondert sprechen. Ashley war unter ihnen, was mich nicht wunderte: Sie wirkte schon auf den ersten Blick wie eine Prinzessin. Die anderen hatte ich noch nicht kennengelernt, und sie hatten sich nicht darum bemüht, meine Nähe zu suchen. Die Kameraleute blieben zurück, um das besondere Geschehen im Damensalon zu dokumentieren, und die anderen gingen hinaus.
Wir betraten den Speisesaal, wo wir König Clarkson und Königin Amberly erblickten, die sehr majestätisch wirkten. Hier hielten sich bereits weitere Fernsehteams auf, um unsere erste Begegnung mit dem Königspaar zu filmen. Ich zögerte einen Moment und fragte mich, ob wir zur Tür zurückkehren und warten sollten, bis wir hereingebeten wurden. Aber die anderen bewegten sich weiter, wenn auch etwas zögerlich, und ich ging rasch zu meinem Platz und hoffte, dass ich das Richtige tat.
Erst jetzt kam Silvia herein und erfasste die Szene mit einem Blick.
»Meine Damen«, sagte sie, »ich fürchte, wir sind in unserer Lektion noch nicht weit genug fortgeschritten. Wenn Sie einen Raum betreten,
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