Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Selection

Selection

Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
Vom Netzwerk:
Unsere Freundschaft – wenn man das Wort wirklich benutzen wollte – war zögerlich und schwierig, aber zumindest waren wir beide aufrichtig.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Maxon. »Wollen Sie nach Hause?«
    Wieder prallte etwas gegen die Wände. Die Vorstellung, alldem entkommen zu können, war natürlich verlockend. Bislang hatte ich noch nichts Schlimmeres erlebt, als dass Gerad mir Essen stibitzen wollte. Den Mädchen hier lag nichts an mir, die Kleidung war beengend, Rebellen versuchten uns etwas anzutun, und die ganze Situation war anstrengend und beklemmend. Aber ich tat meiner Familie etwas Gutes, und es war angenehm, zur Abwechslung einmal satt zu sein. Maxon wirkte ein bisschen verloren, und wer weiß, vielleicht konnte ich ihm tatsächlich dabei behilflich sein, seine Prinzessin auszuwählen.
    Ich sah ihn an. »Wenn Sie mich nicht rauswerfen, bleibe ich.«
    Er lächelte. »Gut. Ich würde gern noch weitere Tricks wie dieses Schulterklopfen von Ihnen lernen.«
    Ich lächelte auch. Ja, es fühlte sich alles eigenartig an, aber es hatte auch sein Gutes.
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun, America?«
    Ich nickte.
    »Alle wissen, dass wir gestern Abend eine Weile alleine waren. Falls Fragen gestellt werden – könnten Sie dann den Mädchen erklären, dass ich nicht … dass ich niemals?…«
    »Selbstverständlich. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    »Ich hätte wissen müssen, dass Sie garantiert keine Befehle befolgen werden«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
    Schwere Objekte donnerten gegen die Wände, und einige Mädchen schrien entsetzt auf.
    »Wer sind die? Und was wollen sie überhaupt?«, fragte ich.
    »Wer, die Rebellen?«
    Ich nickte.
    »Das kommt ganz darauf an, wen Sie fragen. Und von welcher Gruppierung die Rede ist«, antwortete er.
    »Sie meinen, es gibt mehrere?« Diese Auskunft machte alles noch bedrohlicher. Wenn das hier nur durch eine einzige Gruppe verursacht wurde, was konnten dann mehrere zusammen anrichten, wenn sie gemeinsame Sache machten? Ich fand es unerträglich, dass man uns all diese Informationen vorenthielt. Bislang war ich immer davon ausgegangen, dass sich die Rebellen nicht unterschieden, aber nun schien es, als seien einige noch gefährlicher als andere.
    »Hauptsächlich die aus dem Norden und die aus dem Süden. Die Nordrebellen greifen wesentlich häufiger an, sie sind nicht so weit entfernt von uns. Sie halten sich in dieser regnerischen Gegend auf, Likely bei Bellingham, etwas weiter nördlich von hier. Dort will niemand leben, weil alles zerstört ist. Dort ist ihre Basis, aber sie ziehen auch umher. Das ist jedenfalls meine Vermutung; aber es will ja niemand auf mich hören. Wenn sie angreifen, dringen sie eher nicht in den Palast ein, und falls doch, richten sie keinen großen Schaden an. Ich vermute, dass sie jetzt hier gerade auch am Werke sind«, sagte Maxon mit erhobener Stimme, um das Getöse zu übertönen.
    »Und wie verhalten sich die Südrebellen?«
    Maxon schien zu überlegen, ob er diese Frage wirklich beantworten sollte, und warf einen raschen Blick in die Runde, um zu sehen, ob uns jemand zuhörte. Ich tat es ihm gleich und merkte, dass uns einige Mädchen beobachteten. Celestes Augen wirkten wie Flammenwerfer, und ich wandte rasch den Blick ab. In Hörweite war jedoch niemand. Maxon war zum selben Schluss gekommen und beugte sich zu mir.
    »Bei deren Angriffen gibt es meist?… Tote«, flüsterte er.
    Ich zuckte erschrocken zusammen. »Tote?«
    Er nickte. »Sie kommen durchschnittlich nur ein- oder zweimal im Jahr, soweit ich das beurteilen kann. Ich glaube, man versucht mich hier vor den Statistiken zu schützen, aber ich bin nicht dumm. Wenn die Südrebellen angreifen, kommen Menschen ums Leben. Leider wirken beide Gruppen auf den ersten Blick ziemlich gleich – schlanke, aber kräftige Männer in abgerissener Kleidung, die sich durch keinerlei Zeichen zu erkennen geben, sodass wir bei einem Angriff nicht ahnen können, was uns bevorsteht.«
    Ich schaute mich um. Wenn Maxon sich irrte, waren nun viele Menschen in Lebensgefahr. Ich dachte wieder an meine armen Zofen.
    »Aber ich verstehe es immer noch nicht«, sagte ich. »Was wollen die denn?«
    Maxon zuckte die Achseln. »Die Südrebellen wollen uns offenbar komplett zerstören. Ich weiß nicht, warum. Vermutlich sind sie unzufrieden und wollen nicht länger ausgegrenzt werden. Ich meine, sie gehören nicht einmal der Kaste Acht an und haben keinerlei Funktion in der

Weitere Kostenlose Bücher