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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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herunterzuziehen.
    Das ging schnell, aber es war schwieriger, sie zu fixieren. Ich hatte es gerade geschafft, die Lasche zu befestigen, als von außen etwas mit voller Wucht gegen das Metall prallte. Mit einem Aufschrei taumelte ich rückwärts, stolperte über den umgefallenen Stuhl und stürzte zu Boden.
    Sofort tauchte Maxon an meiner Seite auf.
    »Sind Sie verletzt?«
    Ich hatte Angst und hatte mir vermutlich eine Prellung an der Hüfte zugezogen, aber mehr schien nicht passiert zu sein. »Nein, alles in Ordnung.«
    »Gehen Sie zur hinteren Wand. Sofort!«, befahl Maxon, als er mir aufhalf. Dann rannte er zu den anderen Mädchen, die starr vor Schreck stehen geblieben waren, und scheuchte sie ebenfalls nach hinten.
    Ich lief ihm nach und stellte mich zu den kleinen Gruppen, die sich ängstlich zusammendrängten. Einige Mädchen weinten, andere starrten schockiert ins Leere. Tiny war in Ohnmacht gefallen. Nur König Clarkson war ein beruhigender Anblick. Er sprach mit einem Wachmann, so weit entfernt von uns, dass wir nichts hören konnten, und hatte den Arm um die Königin gelegt, die aufrecht und gefasst neben ihm stand.
    Wie viele Angriffe hatte sie schon erlebt? Wir hatten gehört, dass in jedem Jahr mit mehreren Rebellenattacken gerechnet wurde. Das musste schlimm sein. Und es sah wohl jedes Mal schlechter aus für die Königin, ihren Gemahl und ihr einziges Kind. Irgendwann würden die Rebellen Mittel und Wege finden, um ihr Ziel zu erreichen. Dennoch bewahrte die Königin auch in dieser Lage ihre würdevolle Haltung und Gelassenheit.
    Ich sah mich um. War eines der anwesenden Mädchen stark und mutig genug, um Königin zu werden? Tiny war immer noch bewusstlos. Celeste und Bariel unterhielten sich. Ich wusste, wie Celeste aussah, wenn sie entspannt war – und jetzt war sie es definitiv nicht. Im Vergleich zu den anderen wirkte sie jedoch noch halbwegs gefasst. Einige Mädchen waren am Rande der Hysterie, kauerten am Boden und wimmerten vor Angst. Andere standen unter Schock, hatten vollkommen abgeschaltet, um das alles nicht bewusst miterleben zu müssen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, und sie rangen mechanisch die Hände. Marlee weinte ein bisschen, wirkte aber nicht total verstört. Ich packte sie am Arm und zerrte sie hoch.
    »Wisch dir die Tränen ab und steh aufrecht«, befahl ich ihr.
    »Was?«, krächzte sie.
    »Vertrau mir. Tu, was ich dir sage.«
    Marlee wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht ab und richtete sich auf. Dann betastete sie ihr Gesicht, vermutlich um verwischtes Make-up zu entfernen, und sah mich abwartend an.
    »Gut gemacht. Tut mir leid, dass ich so autoritär bin, aber vertrau mir einfach, okay?« Es war mir zuwider, sie mitten in diesem Chaos auch noch herumzukommandieren. Aber sie musste so gefasst wirken wie Königin Amberly. Diese Eigenschaft würde Maxon gewiss erwarten von seiner Gemahlin, und Marlee sollte unter allen Umständen Siegerin werden.
    Sie nickte. »Du hast recht. Ich meine, im Moment sind ja alle in Sicherheit. Ich sollte mich nicht so aufregen.«
    Ich nickte auch, obwohl sie sich zweifellos irrte. Durchaus nicht alle hier waren in Sicherheit.
    Vor den Türen hörte man die Wachen auf und ab marschieren. Immer wieder knallten schwere Gegenstände gegen Außenwände und Fenster. Es gab keine Uhr im Speisesaal. Ich wusste nicht, wie lange der Angriff schon andauerte, und das machte mir noch mehr Angst. Wie würden wir erfahren, ob es den Rebellen gelungen war, in den Palast einzudringen? Womöglich erst, wenn sie an die Türen schlugen? Waren sie vielleicht schon im Gebäude, und wir wussten es nur noch nicht?
    Es war nicht zum Aushalten. Ich starrte auf eine Vase mit exotischen Blumen – von denen ich nicht eine einzige kannte –, kaute an meinen sorgfältig manikürten Nägeln und redete mir ein, diese Blumen seien das Wichtigste auf der Welt.
    Schließlich kam Maxon, um nach mir zu sehen, wie er es mit allen anderen gemacht hatte. Er stellte sich neben mich und starrte ebenfalls auf die Blumenvase. Keiner von uns beiden sprach.
    »So weit alles in Ordnung?«, fragte er schließlich.
    »Ja«, flüsterte ich.
    »Sie sehen aber unwohl aus.«
    »Was wird mit meinen Zofen passieren?« Das war meine größte Sorge. Ich wusste, dass ich in Sicherheit war. Aber wo waren die drei Mädchen jetzt? Ich konnte nur hoffen, dass sie sich nicht außerhalb des Zimmers aufgehalten hatten.
    »Ihre Zofen?«, fragte Maxon verständnislos.
    »Ja.« Mit meinem Blick brachte ich

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