Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Selection

Selection

Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
Vom Netzwerk:
Ihnen allen für die Teilnahme am Casting eine Aufwandsentschädigung zugesichert wurde.« Seine Stimme klang so souverän und fest, wie ich sie bislang nur einmal gehört hatte – an jenem Abend, als er mir die Erlaubnis gab, in den Garten zu gehen. Es gefiel mir, wenn er so entschieden auftrat. »Es gibt nun jedoch einige Etatänderungen. Zweier und Dreier werden ab sofort keine Entschädigung mehr erhalten, Vierer und Fünfer einen etwas reduzierten Betrag.«
    Einigen Mädchen blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Die Bezahlung war ein Teil der Bedingungen für die Teilnahme am Casting gewesen. Celeste beispielsweise kochte sichtlich vor Wut. Wenn man schon viel Geld besaß, gewöhnte man sich wohl daran, es zu sammeln. Und die Vorstellung, dass jemand wie ich etwas erhielt, was ihr nicht zustand, trieb sie vermutlich zur Raserei.
    »Ich möchte mich hiermit für sämtliche Unannehmlichkeiten entschuldigen. Die Hintergründe für diese Entscheidung werde ich morgen Abend im Bericht vom Capitol erläutern. Diese Neuregelung ist unumstößlich – wer ein Problem mit der neuen Regelung hat und deshalb seine Teilnahme am Casting beenden möchte, kann nach dem Essen abreisen.«
    Maxon setzte sich und suchte erneut das Gespräch mit dem König, der jedoch mehr an seinem Essen interessiert zu sein schien als an den Worten seines Sohnes. Ich war etwas enttäuscht, weil meine Familie nun weniger Geld bekam, aber zumindest ging sie nicht ganz leer aus. Ich versuchte mich auf das Essen zu konzentrieren, überlegte aber fieberhaft, was das alles zu bedeuten hatte. Und damit war ich natürlich nicht allein. Man hörte im ganzen Saal Raunen und Murmeln.
    »Was geht denn hier vor sich?«, fragte Tiny leise.
    »Vielleicht soll es ein Test sein«, mutmaßte Kriss. »Manche Mädchen sind bestimmt nur wegen des Geldes hier.«
    Ich sah, wie Fiona Olivia anstupste und mit dem Kopf auf mich wies. Schnell wandte ich mich ab, damit die beiden nicht bemerkten, dass ich sie beobachtet hatte.
    Die Mädchen ergingen sich in Theorien, und ich behielt Maxon im Auge. Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, damit ich an meinem Ohr zupfen konnte, aber er schaute nicht in meine Richtung.

    Mary und ich waren alleine in meinem Zimmer. An diesem Abend würde ich im Bericht vom Capitol Gavril und der gesamten Nation gegenübertreten. Und natürlich würden alle Mädchen dabei sein und sich gegenseitig beurteilen. Nervosität war gar kein Ausdruck für den Zustand, in dem ich mich befand. Ich zappelte herum, während Mary mir Fragen stellte, die Gavril sich vielleicht ausgedacht haben könnte.
    Wie gefiel es mir im Palast? Was war die romantischste Sache, die Maxon bislang für mich getan hatte? Fehlte mir meine Familie? Hatte ich Maxon schon geküsst?
    Bei dieser Frage warf ich Mary einen prüfenden Blick zu. Bislang hatte ich schnelle Antworten gegeben, aber ich merkte, dass sie die letzte Frage aus reiner Neugierde gestellt hatte. Ihr Lächeln sprach Bände.
    »Nein! Also, das geht nicht!« Ich bemühte mich, aufgebracht zu klingen, aber es war zu witzig, um sich zu ärgern. Ich musste schmunzeln, und Mary kicherte. »Also wirklich«, sagte ich streng zu ihr. »Gehen Sie mir sofort aus den Augen. Irgendwas putzen oder so!«
    Mary lachte lauthals, und bevor ich sie zur Ordnung rufen konnte, kamen Anne und Lucy mit einem Kleidersack hereingestürzt.
    Lucy war so aufgeregt, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte, und Annes Gesichtsausdruck wirkte ziemlich verschwörerisch.
    »Was ist los?«, fragte ich, als Lucy einen überschwänglichen Hofknicks vor mir machte.
    »Wir haben Ihr Kleid für die Sendung fertig genäht, Miss«, antwortete sie.
    Ich runzelte die Stirn. »Schon wieder ein neues? Wieso kann ich denn nicht das blaue tragen? Das ist doch noch ganz neu, und ich finde es wunderbar.«
    Die drei warfen sich bedeutsame Blicke zu.
    »Was ist da drin?«, fragte ich und wies auf den Kleidersack, den Anne an den Haken neben dem Spiegel gehängt hatte.
    »Wir reden viel mit den anderen Zofen, Miss«, begann Anne. »Und man hört so mancherlei. Wir wissen, dass nur Sie und Lady Janelle zwei Treffen mit Seiner Majestät hatten, und wie wir gehört haben, gibt es wohl einen Zusammenhang zwischen Ihnen beiden.«
    »Und was soll das sein?«, fragte ich.
    »Uns ist zu Ohren gekommen«, fuhr Anne fort, »dass Lady Janelle gehen musste, weil sie schlecht über Sie geredet hat. Der Prinz fand das nicht gut und hat sie sofort nach Hause

Weitere Kostenlose Bücher