Selfmade: erfolg reich leben (German Edition)
überragenden Erfolge ist er nicht abgehoben, sondern auf dem Boden geblieben und ein Musterbeispiel für Verlässlichkeit. Wenn dagegen jemand mit kleinen Schritten in einen Raum geradezu hereingetrippelt kommt und erst mit den Zehenspitzen statt mit der Ferse auftritt, dann hat er keine Bodenhaftung, ist eher unsicher. Einmal habe ich beobachtet, wie zwei zerstrittene Manager im Stehen sprachen und der eine sich ein bisschen schräg zum anderen stellte. Unbewusst signalisierte er, dass er weniger Angriffsfläche bieten wollte – so als ob die Worte des anderen Pfeile wären, denen er möglichst ausweichen wollte.
Ein krasses Gegenbeispiel: Beim Empfang zu einer Spendengala konnte ich beobachten, wie lässig und offen George Clooney es sich während eines Interviews auf einer Couch bequem machte. Seine Arme waren weit ausgebreitet. Jede seiner Gesten signalisierte Selbstbewusstsein. Es war beeindruckend, ihn danach bei seinem Bühnenauftritt live erleben zu dürfen. Seitdem weiß ich aus eigener Anschauung, warum er vor allem bei Frauen so beliebt ist.
Manchmal halten Berater einen Kugelschreiber wie ein Messer – sie sind quasi bewaffnet. Bei einem Videotraining in London saß ich bei einer simulierten Beratungssituation jemandem gegenüber, der mit seinen Händen nahezu Karatehiebe vollführte. Als Kunde fühlt man sich in so einer Situation weniger beraten als bedroht.
Bei einem Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sah ich einmal, dass er die Finger der ineinander verschränkten Hände wie ein Stachelfisch spreizte. Das zeigte Abwehr. Obwohl er verbal behauptete, dass er für weitere Argumente offen sei, wollte er seine bisherige Position verteidigen – und verriet diese Absicht überdeutlich durch seine Körpersprache.
Auch durch die Art und Weise, wie Sie ein- und ausatmen, tief oder flach, hektisch oder gleichmäßig, teilen Sie Ihrem Gegenüber etwas über Ihren Gemütszustand mit. Man hält vor Schreck oder Überraschung kurz die Luft an. Und bestimmt haben auch Sie jemanden aus Ihrem Umfeld vor Augen, der die Angewohnheit hat, die Wangen aufzublasen, während er kräftig ausatmet. Wenn Sie diese körpersprachliche Botschaft sehen, können Sie fast sicher sein, dass der Betreffende zum Beispiel gerade eine schlechte Nachricht bekommen hat oder überhaupt nicht gut findet, was Sie ihm eben gesagt haben.
Durch gezielte Anspannung der Kiefer- und Kehlkopfmuskulatur, durch Ihre Atmung und durch die Art und Weise, wie Sie Laute mit den Lippen formen, können Sie unterschiedliche Tonmuster erzeugen: von klar und deutlich bis hoffnungslos vernuschelt, von kalt und unbeteiligt bis warm und emotional.
Machen Sie gezielt Atemübungen! Lernen Sie, Ihr Zwerchfell bewusst einzusetzen. Dann können Sie Ihre Stimme tatsächlich wie ein Musikinstrument gebrauchen.
Legen Sie sich ein Körpersprache-Vokabelheft an
Schauen Sie sich einmal Fotos oder Videoaufnahmen von Ihrem letzten Urlaub an. Lassen Sie die Filme in Zeitlupe laufen und betrachten Sie besonders aufschlussreiche Einstellungen als Standbild. Sie werden unzählige körpersprachliche Botschaften erkennen, die Sie selbst und Ihre Angehörigen senden und empfangen.
Beobachten Sie im Alltag, im privaten und beruflichen Umfeld, gezielt Ihre Mitmenschen und achten Sie in Gesprächen darauf, wie Sie selbst und Ihr Gegenüber sich verhalten. Auf diese Weise können auch Sie sich ein »Vokabelheft« der Gefühlsbotschaften anlegen und zunehmend Ihr Bewusstsein für solche Mitteilungen auf nonverbalen Kanälen schärfen.
Häufig registrieren wir gar nicht bewusst, dass wir eine Botschaft auf einem anderen als dem »Wortkanal« erhalten haben, oder wir »übersetzen« nonverbale Kommunikation automatisch in Worte.
Im Englischen sagt man »Look!« anstelle von »Hör mal!«. Gedankenlos rufen wir manchmal aus: »Ich habe doch gesehen, dass du Ja gesagt hast!« Und wohl jeder kennt Situationen, in denen man spürt, dass jemand einen anschaut – sogar dann, wenn sich derjenige hinter unserem Rücken befindet.
Generell nehmen wir visuelle Signale deutlich stärker wahr als akustische Reize: Sehen geht vor Hören. Manchmal sagt jemand: »Ich bin ganz Ohr.« Wenn er aber mit den Augen woanders ist, dann spiegelt das Desinteresse.
Sehen schlägt Hören
Machen Sie ein kleines Experiment: Wenn in Ihrer Gegenwart eine Person mit einer anderen redet, dann schauen Sie nicht den Sprecher an, sondern denjenigen, zu dem er spricht. So hören Sie
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