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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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Entscheidung.«
    Martha schluckte beeindruckt. »Sie werden erkennen, dass das eine ganz eine Selige ist, fast schon heilig! Sie werden sehen.«
    »Wo kann ich denn hier wohnen?«, wollte Ägidius wissen. »Dieser Landgasthof ist mir ein wenig zu teuer und auch zu laut – man weiß ja nie, wie lange so eine Überprüfung dauert. Gibt’s hier im Dorf jemanden, der Ferienzimmer vermietet?«
    »Sie wohnen natürlich hier«, schoss es aus ihr heraus. Ihr Bruder würde sich schon einverstanden zeigen, schließlich gehörten sie ja alle zur gleichen großen katholischen Familie. »Für solche wie Sie haben wir immer ein Gästezimmer.«
    Er nickte zufrieden, und sie beglückwünschte sich insgeheim zu diesem spontanen Vorschlag. Wenn er bei ihr wohnte, würde sie die Seligsprechung ihrer Freundin sicher beschleunigen können.
    »Das Gästezimmer ist aber noch nicht gemacht und auch noch nicht geheizt«, entschuldigte sie sich. »Ich hab nicht damit gerechnet, dass Sie einfach so kommen, ohne vorher zu telefonieren oder einen Brief zu schicken. E-Mail wär auch gegangen, direkt ans Pfarramt. Wissen S’, ich mach meinem Bruder nämlich auch noch das Büro.«
    Er bedachte sie mit einem strengen Blick. »Sie waren es doch, die mich angefordert und in ihrem Schreiben die Dringlichkeit der Angelegenheit betont hat.«
    Sie presste die Lippen aufeinander. Dass jemand so Junges schon so streng schauen konnte, beeindruckte sie. Vermutlich war er ein Ausersehener. Vielleicht sogar ein zukünftiger Heiliger, denn es war ja wohl logisch, dass der Heilige Vater nicht gleich jeden Deppen losschicken würde, um eine so heikle Sache wie eine Seligsprechung zu überprüfen. Für so was musste man auserwählt sein. Andererseits: Wenn zu ihr, Martha Moosthenninger, ein Ausgewählter kam, war sie damit nicht auch automatisch auserwählt? Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schock.
    Er riss sie mit einer völlig profanen Frage aus ihren Gedanken. »Und wo kann ich parken?«
    »Sie san mit dem Auto da?« Sie starrte ihn an, als sei es unvorstellbar, dass so einer wie er Auto fahren könne. Hätte er gefragt, wo er seine Himmelsleiter abstellen könne, wäre ihr das tausendmal plausibler erschienen.
    »Ja, wie denn sonst?«, gab er ungehalten zur Antwort und sah streng über sie hinweg.
    Kommissar Bruno Kleinschmidt hielt vor der protzigen Villa des Bürgermeisters und überprüfte im Rückspiegel des Wagens sein Aussehen.
    »Also, ich steig hier aus und nehm mit dem Waldmoser die Treibertruppe von gestern durch. Und du kannst den Wagen dann gleich beim Blauen Vogel parken. Da treffen wir uns dann. Okay?« Er sah auf die Uhr. »In zwei Stunden?«
    Franziska nickte. »So machen wir das.«
    Am Rückerschen Haus waren die Rollos zur Straße hin alle heruntergelassen. Franziska stand in der Einfahrt und zögerte ein paar Sekunden. Das braun gestrichene Garagentor war fest verschlossen, auf dem Natursteinpflaster ließen sich noch die mit hellem Markierungsspray fixierten Umrisse des Toten erkennen sowie mehrere dunkle Flecken. Es war gespenstisch ruhig.
    Sie klingelte. Nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, kam eine schwarz gekleidete Charlotte Rücker an die Tür. Sie hatte tiefe Schatten unter den Augen und sah aus, als habe sie seit Wochen nicht mehr geschlafen.
    »Kommen Sie rein«, murmelte sie und führte die Kommissarin durch die dunkle Diele in ein noch dunkleres Wohnzimmer. Lediglich das Fenster zum Garten war nicht abgedunkelt, vermutlich weil der davorstehende Wald aus Topfblumen und Zimmerpalmen sowieso kaum Licht hereinließ.
    Gertraud Halber lag auf der senffarbenen Wohnzimmercouch und jammerte leise vor sich hin. Zu ihren Füßen saß das Kind mit dem eigenartigen Namen Eulalia-Sophie und zerriss mit finsterer Miene die Seiten eines Hochglanzmagazins in winzige Fetzchen.
    »Ich brauche noch ein paar Informationen zum gestrigen Tag«, begann Franziska, und Gertraud heulte auf.
    Charlotte schluckte hilflos und erklärte anstelle ihrer Nichte: »Die waren spazieren, alle drei. Vormittags hat er angerufen und sich mit ihr und der Kleinen verabredet. Und als sie zurückkamen, waren sie so was von glücklich, also echt, stocknarrisch waren die, weil Eulalia-Sophie ihre ersten selbstständigen Schrittchen gemacht hat. Und die Kleine war auch ganz aufgeregt und wollte es immer wieder aufs Neue probieren. Von einer Hand zur anderen laufen. Sogar auf meinen Mann ist sie zu. Der kam aber grad von der Jagd und hatte noch sein Gewehr

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