Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
Vom Netzwerk:
Franziska und sah ihn fragend an.
    »So haben mir das als Kinder genannt«, erklärte er. »Wenn mir nach der Jagd durch den Wald gegangen sind und die Patronenhülsen aufgesammelt haben. Damals waren die Dinger noch aus Pappe, die haben nicht so schön geklappert wie heute, wo sie aus Plastik sind.«
    »Und Sie haben diese Dinger am Sonntag im Garten der Bildhauerin verteilt?«
    Er nickte.
    Franziska zog die Stirn kraus. »Und wo kommen die her?«
    »Ja mei, wenn ich nach so einer Jagd durch unsern Wald geh, sammel ich die halt immer ein. Nicht dass eins von den Viecherln das Plastikzeug frisst und dann noch Bauchweh bekommt.«
    »Aha, Sie sammeln die also ein – und dann?«
    Lukas Reschreiter schien ihre Fragen nicht nachvollziehen zu können. Ungeduldig stellte er klar: »Dann kommen die in den gelben Sack. Plastikmüll. Wohin sonst?«
    »Sehr vernünftig.« Die Kommissarin bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. »Diesmal sind die aber nicht im Plastikmüll gelandet, sondern im Binderschen Schaufenster.«
    Er nickte und schien sich zu fragen, warum sie ihn weiterhin von seiner Arbeit abhielt, wo sie doch sowieso schon alles wusste.
    »Warum?« Franziska sah ihn streng an.
    »Mir dachten, die Kinder täten ganz gern damit spielen, wissen Sie, die Kleinen aus dem Neubaugebiet. In den Wald lassen die Eltern die ja heutzutag ned mehr, weshalb die auch nicht mehr selbst nach Hexenfingern suchen und Räuber und Gendarm spielen können. Also unsere Kindheit war da schon schöner – aber heut haben s’ halt alle ein Handy und ein iPod und Fernseher im eigenen Zimmer. Nur, ob das eine schönere Kindheit ist?«
    »Stopp, stopp, stopp!« Franziska unterbrach ihn. »Wen meinen Sie mit ›wir‹? Sie und noch jemand? Wer ist dieser andere?«
    »Das sag ich nicht.«
    »Sie machen sich strafbar. Wegen Behinderung von polizeilichen Ermittlungen.«
    »Diese Plastikdinger ham doch nix mit der Polizei zu tun!«, widersprach er augenblicklich.
    »O doch!« Jetzt mischte Bruno sich ein. Blass stand er zwischen Regalen mit ausgestopften Ratten, weißen Frettchen und Iltissen, deren Glasaugen böse zu funkeln schienen. Zu seinen Füßen lag ein präpariertes Wildschwein. »Wir gehen davon aus, dass die Patronenhülsen zur Verdeckung einer Straftat verteilt wurden. Und wenn das so ist, haben Sie sich zum Mittäter gemacht.«
    »Ich weiß von nix, und gesagt hat sie mir auch nix.«
    »Sie?« Franziska horchte auf.
    Er fuchtelte hektisch mit den Armen: »Na, nicht sie – die halt, die anderen. Aber jetzt sag ich nix mehr. Ich muss Ihnen nix sagen, gar nix. Überhaupt nicht.« Und nach diesem Satz presste der Reschreiter Luck ganz fest seine Lippen aufeinander.

Kapitel 15
     
    Es war nicht zu fassen. Sie hatten tatsächlich kein Wort mehr aus diesem Reschreiter herausbekommen! Stoisch hatte der weiter die Katze präpariert und dabei demonstrativ die Lippen zusammengekniffen, vielleicht auch, um dem stechenden Geruch des Aluminiumsulfats auszuweichen, der immer noch in Minnies präpariertem Fell hing. Sie hatten noch weitere zwanzig Minuten neben ihm gestanden, flach geatmet, mit einer Vorladung gedroht und dann eingesehen, dass es keinen Sinn hatte. Zumindest heute nicht mehr.
    »Wir werden den Reschreiter vorladen und ihn von der Polizei vorführen lassen, dann werden wir ja sehen, ob er weiter schweigt«, meinte Franziska wütend, während Bruno den Wagen auf die B 20 einfädelte und Richtung Landau lenkte. Er war außergewöhnlich gut gelaunt.
    »Dann schaff ich es vielleicht doch noch heute Abend mit meiner Verabredung«, verkündete er erleichtert, sah demonstrativ auf die Armbanduhr und zündete sich eine Zigarette an. Es war achtzehn Uhr zehn.
    Sie fragte ihn nicht, mit wem er sich verabredet hatte. Es war garantiert ein kultivierter, gut situierter und überaus eleganter Mann, der sich nicht nur bestens mit Rot- und Weißweinen, sondern auch mit guten Restaurants und der feinen Lebensart auskannte und der Bruno zu einem Fünf-Gänge-Menü einladen würde. Ein Wunder, dass der nicht zunahm. Das Leben war ungerecht.
    »Bringst du mich heim?«, murmelte sie schlecht gelaunt. »Mir reicht’s für heute.«
    »Mir noch nicht. Jetzt leg ich erst richtig los.« Er gab Gas.
    »So, Bruder Ägidius«, begann Martha Moosthenninger ihren gut vorbereiteten Vortrag. »Jetzt, wo wir mal unter uns sind: Das allererste Wunder, allerdings in einer ziemlich niedrigen Kategorie, ist ja schon, dass der Wilhelm heute Abend außer Haus ist und

Weitere Kostenlose Bücher