Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
füllte.
»Es gibt Neuigkeiten aus der Kriminaltechnik.« Bruno klopfte mit seinem Bleistift rhythmisch auf die Schreibtischplatte.
»Augenblick.« Franziska griff zum Telefon, wählte eine Nummer und sagte betont sachlich: »Ich hab Ihnen grad eine Liste mit sieben heimischen Giftpflanzen geschickt. Schauen Sie sich die doch mal durch. Vielleicht kommen Sie damit Ihrem Verdacht ein bisschen näher. Die Untersuchungsergebnisse interessieren mich brennend.«
Sie legte auf und sah Bruno an. »Erzähl!«
»Also, die haben am Gewehr vom Waldmoser einen Fingerabdruck gefunden, der dem Waldmoser nicht zuzuordnen ist.«
Franziska hob die Augenbrauen. »Und, schon mit unseren Jägern abgeglichen?«
»Logisch! Keine Übereinstimmung.«
»Gut. Oder besser: Nicht so gut.« Sie seufzte. »Dann müssen auch alle Treiber überprüft werden. Und falls wir da nicht weiterkommen, die ganze Dorfbevölkerung. Am besten klär ich das gleich mit der Staatsanwaltschaft.«
»Gut.« Er wirkte eigenartig geistesabwesend.
»Ist sonst noch was?« Sie sah ihn fragend an.
»Ja, dein Freund Schmiedinger hat angerufen und mir einen Vortrag über schlecht erzogene Kinder gehalten. Ich hab ihn einfach reden lassen und dann gesagt, er soll das alles nicht so wichtig nehmen. Aber jetzt denk ich mir …«
»Was denkst du?«
»Dass das vielleicht doch mit unserem Fall zu tun hat.«
»Meine Güte, nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Was war denn nun schon wieder los in Kleinöd?«
»So wie ich den Schmiedinger verstanden habe, sind die Kinder von der Neubausiedlung auf das Grundstück der Binder und haben dort Verstecken gespielt. Dabei haben sie Unmengen dieser kleinen Plastikzylinder gefunden. Spaßeshalber haben sie sich die leeren Hülsen auf die Finger gesteckt und sind mit diesen Hexenfingern durchs Dorf marschiert, direkt in den Daxhuber hinein. Der hat sich wohl ziemlich aufgeregt und das dem Schmiedinger gemeldet, weil er sich erstens fragt, wo die ganzen Hülsen herkommen, und zweitens, warum die ausgerechnet im Binderschen Skulpturenpark rumliegen. Und dein bester Mitarbeiter vor Ort wiederum wollte dich sofort informieren. Am liebsten hätte er wohl, du würdest augenblicklich zu ihm rausfahren.«
»Plastikzylinder?« Sie sah ihn fragend an.
»Ja, solche, aus denen Schrotkugeln verschossen werden. Die Spusi hat doch am letzten Samstag das ganze Dorf danach durchsucht.«
Sie winkte ungeduldig ab. »Die haben auch auf dem Grundstück der Binder gesucht, aber nichts gefunden. Und gejagt wurde seitdem auch nicht mehr. Da stellt sich doch die Frage: Wer hat da wann die leeren Hülsen verteilt und warum?«
Sie griff zum Telefon. »Schmiedinger? Haben Sie eine Ahnung, wer da die Hülsen ausgestreut haben könnte? – Was, der Reschreiter Luck? Warum das denn? – Okay, wir kommen nachher noch mal raus und reden mit ihm. Das ist ja nicht zu fassen!«
»Du willst da noch mal raus? Heute?«, fragte Bruno, sobald Franziska das Gespräch beendet hatte.
»Ja, stell dir vor! Der Reschreiter hat zugegeben, dort auf Geheiß einer bestimmten Person die Patronen ausgestreut zu haben. Und zwar nicht nur die der Marke Frankonia, die wir in der letzten Woche mitgenommen haben, sondern auch noch Patronenhülsen mit den Firmennamen Dynamit Nobel und Waidmannsheil.«
Bruno horchte auf. »Interessant. Und wer ist diese Person? Und hat sie ihm vielleicht auch gesagt, warum?«
Franziska hob die Schultern. »Er hat angeblich geschworen, ihren Namen nicht zu nennen. So ein Schwachsinn! Ich will, dass alle Kinder, die heute früh dort gespielt haben, um Punkt fünfzehn Uhr bei der Binder auf dem Hof stehen und die Patronenhülsen abgeben. Die müssen dann gleich in die Kriminaltechnik. Und du kommst bitte mit, wenn wir anschließend den treuen und loyalen Herrn Reschreiter besuchen.«
Bruno seufzte und schüttelte den Kopf: »Muss das sein? Ich bin eigentlich schon verabredet und müsste vorher heim. Außerdem wissen wir doch, dass der Reschreiter, wenn er überhaupt auf jemanden hört, dann nur auf seinen Chef und Bürgermeister, den Waldmoser.«
»Genau, das hab ich mir auch schon gedacht. Aber wir brauchen Gewissheit. Apropos Gewissheit. Wenn ich mir das Waldmoser-Bürscherl so anschau, drängt sich mir der Verdacht auf, dass das nicht der Sohn vom Bürgermeister sein kann. Der sieht dem ja nun überhaupt nicht ähnlich! Schau doch mal nach, ob das Gläserne Vilstal im Hellmannschen Computer auch dazu etwas zu sagen hat.«
Bruno
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