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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Eindruck bei ihr hinterlassen. Außerdem konnte Håkon kaum je die Arbeit erwähnen, ohne daß auch die Kommissarin zur Sprache kam. Aber sie hatte die beiden bisher immer nur für Kollegen gehalten.
    »Haben wir ja auch. Bisher. Sie hat mich erst letzte Nacht eingeladen.«
    »Kannst du nicht absagen?« fragte sie und strich ihm durchs Haar.
    Für den Bruchteil einer Sekunde lag ihm ein »aber klar« auf der Zunge. Dann schüttelte er den Kopf. Daß er seine Mutter Hanne zuliebe versetzen mußte, war eine Sache. Die Familie war irgendwie etwas anderes. Aber er konnte Hanne nicht absagen, bloß weil eine noch attraktivere Einladung eingegangen war.
    »Nein, kann ich nicht, Karen. Ich habe gesagt, daß ich sehr gern komme.«
    Sie schwiegen beide eine Runde. Dann lächelte sie und berührte sein Ohr mit dem Mund. Sofort liefen ihm Schauer den Nacken hinunter.
    »Du bist ein Lieber«, flüsterte sie. »Ein richtig guter Lieber.«
    Die junge Mutter mit den wehenden roten Haaren war total aufgelöst. Ihr Sohn war einfach nicht zu finden. Ziellos lief sie auf den Wegen der alten, ein wenig heruntergekommenen Wohnsiedlung hin und her, beugte sich über jede Hecke und rief verzweifelt: »Kristoffer! Kristoffer!«
    Sie war in der Hitze eingenickt. Unmittelbar nach dem Essen hatte sie ihn zuletzt gesehen. Der Dreijährige hatte sich die Erlaubnis erquengelt, einfach nur zerquetschte Kartoffeln mit Soße zu essen. Es war zu heiß, als daß man sich mit einem Kind im Trotzalter hätte herumzanken mögen. Und es war Sonntag, und sie brauchte Ruhe und Frieden.
    Nach dem Essen hatte sie sich mit einem Buch auf die Luftmatratze hinter dem hübschen alten Haus gelegt, das sie von ihrem Onkel gemietet hatte. Es war zugig, ziemlich baufällig und alles andere als kinderfreundlich, aber die Miete war kaum der Rede wert und die unmittelbare Umgebung ruhig und verkehrsarm. Den Jungen hatte sie in den Sandkasten gesteckt, den der freundliche Onkel hinter dem Haus eingerichtet hatte. Der Kleine hatte vor sich hin geplappert und gelacht. Und dann war sie wohl eingenickt.
    Jetzt überkam sie die Verzweiflung, und die Tränen brachen hervor. Sie versuchte, sich zusammenzureißen, und sagte sich immer wieder, daß er in der guten halben Stunde, die sie geschlafen hatte, wohl kaum weit gekommen sein konnte.
    »Überleg doch mal«, sagte sie zu sich selbst und biß die Zähne zusammen. »Überleg doch mal. Wo geht er denn gern hin? Welche Wege sind spannend und verboten?«
    Verängstigt angesichts der ersten Antwort, die ihr in den Sinn kam, blieb sie stehen und drehte sich zur Schnellstraße um, die dreihundert Meter tiefer an dem Abhang, an dem die alten Häuschen und Gärten gelegen waren, von lärmenden Rasern befahren wurde. Nein. Dahin konnte er nicht gegangen sein. Das war einfach unmöglich!
    Als sie hundertfünfzig Meter hinter ihrem Haus um eine Ecke bog, sah sie eine alte Frau in Arbeitskittel und Gartenhandschuhen an einer Hecke stehen.
    »Hat Kristoffer sich davongemacht?« fragte die Alte freundlich und ziemlich unnötig, da die junge Frau ununterbrochen den Namen ihres Sohnes gerufen hatte.
    »Ja. Nein. Er hat sich nicht davongemacht. Ich kann ihn bloß nicht finden.«
    Sie lächelte zaghaft, angespannt, und die ältere Frau streifte resolut ihre Handschuhe ab.
    »Komm. Ich helfe dir. Weit kann er noch nicht gekommen sein«, tröstete sie.
    Sie waren ein putziges Paar, wie sie sich so gemeinsam auf die Suche machten. Die Rothaarige rannte auf langen, sommersprossigen Beinen nervös hin und her. Die alte Frau ging systematischer vor, fragte bei jedem einzelnen Haus, ob irgendwer den kleinen Kristoffer, drei Jahre, gesehen habe.
    Schließlich waren sie ganz oben am Hang angekommen. Kein kleiner Junge war zu sehen, und niemand wußte etwas. Vor den beiden Frauen lag nur noch der Waldrand; die eine war ratlos und besorgt, die andere vollständig außer sich.
    »Wo kann er bloß sein«, weinte sie. »Er traut sich doch nicht allein in den Wald! Vielleicht ist er nach unten gegangen. Zur Schnellstraße!«
    Beim bloßen Gedanken daran schluchzte sie schon krampfhaft auf.
    »Aber, aber. Keine Panik. Wir wollen uns nicht unnötig ängstigen. Wenn da unten etwas passiert wäre, dann hätten wir schon längst den Krankenwagen gehört«, tröstete die Ältere nicht ohne Sinn für Logik.
    »Mama!«
    Zufrieden strahlend kam ein kleiner Junge auf braunen Beinchen aus einem Garten, in der einen Hand trug er einen Eimer, in der anderen einen

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