Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
Vom Netzwerk:
schräggestelltem Kopfende und eingebautem Radiowecker. Aber die Matratze war gut. Håkon richtete sich auf, zog sich geniert die Unterhose an und stapfte in die Küche. Gleich darauf war er mit zwei Gläsern Cola mit Eiswürfeln und einem schiefen Lächeln wieder da.
    »Der ist wirklich in Ordnung.«
    Sein Bekannter hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Es war das vierte Mal, daß Håkon, knallrot, die Bitte ausgesprochen hatte, sich für ein paar Stunden seine Wohnung leihen zu dürfen. Beim ersten Mal hatte der Freund beim besten Willen nicht begriffen, warum Håkon nicht bei sich zu Hause eine Nummer schieben konnte, dann hatte er aber gegrinst und die Schlüssel herausgerückt. »Wir haben alle unsere seltsamen Gelüste«, hatte er gesagt und fünf Stunden Abwesenheit garantiert.
    Seither hatte er überhaupt nichts mehr gesagt, er gab Håkon die Schlüssel und teilte ihm mit, wie lange er seine Wohnung entbehren könne. Diesmal hatte er allerdings gefragt, ob nicht noch andere ihre Wohnung zur Verfügung stellen könnten, im Moment komme es ihm doch ungelegen. Als er Håkons Gesicht gesehen hatte, hatte er sich die Sache allerdings sofort anders überlegt. Was er nicht wußte, war, daß er nicht der einzige war, an den Håkon Sand in unregelmäßigen Abständen mit dieser seltsamen Bitte herantrat.
    Jetzt würde der Wohnungsinhaber bald wieder dasein. Håkon schaute diskret auf die Uhr. Nicht diskret genug.
    »Ja, ich weiß schon«, sagte sie. »Wir müssen machen, daß wir fortkommen.«
    Im Aufstehen rief sie plötzlich: »Ich habe die Art, wie wir uns treffen, zum Kotzen satt!«
    Als ob er darauf bestünde. Er zog es vor, nicht zu antworten.
    »Im Grunde habe ich fast alles zum Kotzen satt«, fügte sie hinzu, während sie sich mit übertriebener Hektik anzog. »Ich glaube, ich mache Schluß.«
    Håkon Sand merkte, wie die Wut in ihm hochstieg.
    »Ach ja? Mit dem hier? Oder vielleicht mit dem Rauchen?«
    Sie rauchte zuviel, und wenn ihn das auch nicht ärgerte, so sorgte er sich doch um sie. Aber er nahm an, daß es nicht der Tabak war, womit sie aufhören wollte. Es ging um ihn. Sie erwähnte das so ungefähr bei jedem dritten ihrer Treffen, so ganz nebenbei. Anfangs hatte ihn das verängstigt und in tiefe Verzweiflung gestürzt. In diesem Moment war er einfach nur stocksauer.
    »Hör mal, Karen«, sagte er. »So kannst du nicht weitermachen. Jetzt mußt du dich entscheiden. Willst du mich, oder willst du mich nicht?«
    Die Frau erstarrte, dann kam sie ums Bett herum und zog ihren Reißverschluß hoch.
    »Aber Håkon.« Sie lächelte. »Dich habe ich doch nicht gemeint. Uns nicht. Ich rede vom Job. Ich spiele mit dem Gedanken, da auszusteigen.«
    Das war nun wirklich überraschend. Er ließ sich aufs Bett sinken. Beim Job aussteigen? Sie war die jüngste Teilhaberin in einer ausgesprochen renommierten Anwaltskanzlei, verdiente nach seinen Maßstäben astronomische Summen und hatte nur sehr selten angedeutet, daß sie sich dort vielleicht nicht pudelwohl fühlte.
    »Ach«, sagte er nur.
    »Was sagst du dazu?«
    »Na ja …«
    »Vergiß es.«
    »So war das nicht gemeint. Ich will gern mit dir darüber reden.«
    »Nein, vergiß es. Wirklich. Wir reden jetzt nicht darüber. Ein andermal vielleicht.«
    Sie ließ sich neben ihn fallen.
    »Ich will am Freitag ins Wochenendhaus fahren. Kommst du mit?«
    Sensationell. Sie wollte ihn ins Wochenendhaus mitnehmen. Zweieinhalb Tage zusammen. Die ganze Zeit. Ohne sich zu verstecken. Ohne sie verlassen zu müssen, nachdem sie sich geliebt hatten. Sensationell!
    »Schrecklich gern«, stammelte er, und im selben Moment fiel ihm ein, daß es das Wochenendhaus gar nicht mehr gab. Er hatte von dem Brand, der das Haus vor einem halben Jahr zerstört hatte, eine längliche, häßliche Narbe an der Wade zurückbehalten. Bei schlechtem Wetter tat sie immer noch weh.
    »Ist das nicht ein bißchen zu luftig?« fragte er trocken.
    »Nicht mein Haus. Das von den Nachbarn. Wir können die Brandstätte ein bißchen aufräumen und es uns zwischendurch gemütlich machen.«
    Und dann fiel ihm noch etwas ein. Er hatte doch diese Einladung von Hanne Wilhelmsen angenommen.
    »Verdammt.«
    »Was ist los?«
    »Ich habe schon eine Verabredung. Zum Essen. Hanne Wilhelmsen hat mich zu sich eingeladen.«
    »Hanne? Ich dachte, ihr trefft euch nie außerhalb der Arbeitszeit?«
    Karen Borg kannte Hanne Wilhelmsen. Sie hatte sie vor einigen Monaten kennengelernt, und die Polizistin hatte einen tiefen

Weitere Kostenlose Bücher