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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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nicht auch den folgenden Tag zu ruinieren.
    Und dann piepste das Telefon. Hannes Telefon.
    Cecilie zerriß ihre Zeitung.
    »Wenn das dein Job ist und du losmußt, dann bringe ich dich um«, fauchte sie, warf die Zeitungsreste auf den Boden, verschwand in der Wohnung und knallte mit der Schlafzimmertür.
    Hanne ging ans Telefon. Obwohl sie sich mental darauf vorbereitet gefühlt hatte – ein Anruf mitten in der Nacht von Samstag auf Sonntag verhieß nun mal nichts Gutes –, spürte sie, wie eine Gänsehaut ihren Nacken überzog. Sie hatten ein neues Samstagsmassaker. Håkon war selbst am Apparat. Er befand sich bereits am Tatort, einer U-Bahnstation in einer der älteren östlichen Satellitenstädte. Es sehe einfach scheußlich aus. Da die letzten Analysen erwiesen hätten, daß unter den ganzen Dreck auch Menschenblut gemischt war, wolle sie sicher einen Blick darauf werfen?
    Hanne dachte zehn Sekunden lang nach.
    »Ich komme«, sagte sie kurz.
    Vor dem Schlafzimmer blieb sie stehen und klopfte leise an die Tür.
    »Das ist auch dein Zimmer«, kam es säuerlich von drinnen. Sie wagte sich hinein. Cecilie hatte sich ausgezogen und saß, die häßliche Lesebrille, von der sie wußte, daß Hanne sie haßte, auf der Nase, mit einem Buch aufrecht im Bett.
    »Du mußt weg, höre ich«, sagte sie eiskalt.
    »Ja, und du auch.«
    »Ich?«
    Sie ließ ihr Buch sinken und blickte Hanne zum erstenmal seit Stunden ins Gesicht.
    »Ja. Es wird Zeit, daß du mal siehst, was ich mache, wenn ich nachts weg muß. Dieses Blutbad kann wohl kaum schlimmer sein als deine Operationssäle.«
    Cecilie glaubte ihr nicht. Sie fing wieder an zu lesen, wartete aber offenbar gespannt auf Hannes nächste Bemerkung.
    »Das war ernst gemeint, meine Liebe. Zieh dich an. Wir haben einen Lokaltermin. Beeil dich.«
    Fünf Minuten später jagte eine rosa Harley brüllend durch die Gegend von Oppsal.
    Der Tatort sah völlig anders aus als seine Vorgänger. Drei Streifenwagen warfen mit Blaulicht um sich, was aber die Nachbarn, die neugierig und mit gereckten Hälsen alles verfolgten, nicht sonderlich zu stören schien. Die U-Bahnstation war eine von der unbesetzten Sorte, mit einem Zaun und einer Art Schleuse zur Straße, die die aussteigenden Fahrgäste durchqueren mußten. Das Blutbad hatte auf der anderen Seite stattgefunden, wo die Fahrgäste ein kleines Haus passierten, um den Bahnsteig betreten zu können. Insgesamt waren dreizehn Polizisten hier, darunter Håkon Sand in voller Uniform. Hanne fiel ein, daß er Bereitschaftsdienst hatte. Er strahlte, als er sah, daß sie mit einem Gruß die Absperrung überstieg, die sich kreuz und quer durch die Station zog. Cecilies Anwesenheit hatte der Beamtin, die sie durchgelassen hatte, keine Frage entlockt.
    »Das ging ja schnell«, kommentierte er und schien nicht zu bemerken, daß Hanne nicht allein war. Hanne stellte Cecilie und Håkon einander nicht vor.
    »Ein junges Paar, das von einem Fest kam, hat alles entdeckt«, erklärte Håkon. »Sie sind sehr verliebt und wollten hier wohl ein Schäferstündchen einschieben.«
    Er führte sie zu einer Ecke, die von einer zwei Meter hohen Mauer und dem öden, grauen Gebäude gebildet wurde. Der Boden bestand aus sehr altem Asphalt und üppigem Löwenzahn, der den grauschwarzen Belag durchbrochen hatte. Jetzt war der Boden schwarz von Blut. Von sehr viel Blut.
    »Diesmal versuchen wir eine sehr viel umfassendere Spurensicherung«, erklärte Håkon und zeigte auf die anderen.
    Vernünftig. Hätte glatt von ihr stammen können. Sie blickte sich um und entdeckte Hilde Hummerbakken von der Hundestreife. Sie hatte seit dem Examen dreißig Kilo abgenommen, watschelte aber noch immer in einer viel zu engen Uniform durch die Gegend. Aber sie hatte den absoluten Spitzenhund. Sein Schwanz wedelte wie ein Propeller, während er durch das Gelände jagte, hier und dort stehenblieb und den leisen, kurzen Befehlen seiner Führerin gehorchte.
    Fasziniert standen sie da und beobachteten das Tier. Nach einigen Minuten kam die kugelrunde Polizistin zu ihnen herüber. Hanne hockte sich hin und streichelte den Hund.
    »Der Täter muß durch das Haus gekommen sein«, keuchte Hummerbakken. »Das steht fest. Am Zaun gibt es keine Spuren. Cairo markiert im ganzen Haus, aber dreißig Meter weiter den Hang hoch steckt er fest. Der Täter hat sicher ein Auto gehabt. Sollten diese U-Bahnstationen nachts nicht überhaupt abgeschlossen werden?«
    »Vermutlich ja«, sagte Hanne Wilhelmsen und

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