Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
ich werde ihn als Alphatier nie akzeptieren.“
Riley dachte nicht im Traum daran, Hawke zu verteidigen. „Es muss eine Möglichkeit geben, wie du weiterhin mit den Leoparden verbunden bleibst.“
„Aber mir fällt keine ein.“ Sie klang enttäuscht und verärgert, war mit ihrer Weisheit am Ende. „Wenn ich das verliere … wenn das Band reißt … mein Gott, Riley, was soll ich dann bloß tun?“
Er nahm sie in die Arme, wusste, wie sie sich fühlte. Ein Offizier zu sein, war nicht einfach nur ein Posten, es war ein Teil von ihm. „Mercy, ich …“ Was zum Teufel konnte er ihr schon sagen? Und es gab auch keine Möglichkeit, es einfach zu ignorieren. Einer von ihnen würde das Band zu seinem Alphatier durchtrennen müssen. Und wenn die Dominanz das Entscheidende war – was er vermutete –, würde es höchstwahrscheinlich Mercy treffen. „Ich wünschte, ich könnte dafür sorgen, dass ich derjenige bin, der sein Rudel verlassen muss.“
Sie wurde ganz steif in seinen Armen. „Es wäre doch schrecklich für dich, das Band zu den SnowDancer-Wölfen zu durchtrennen.“
„Aber es wäre noch schrecklicher für mich, hilflos zuzusehen, wie du leidest.“ Er hielt sie ganz fest. War ihr Gefährte, ihr Beschützer. Doch er wusste, dass ihrer beider Verbindung ihr schließlich mehr Schmerzen zufügen würde als alle Verletzungen in ihrem Leben. Und das wollte er einfach nicht.
„Vielleicht können wir die Sache irgendwie manipulieren“, sagte er und hoffte auf eine Möglichkeit. „Könnten es so hinbiegen, dass ich das Rudel wechseln muss.“ Ein Teil seines Herzens würde dabei bluten, aber wenn das die einzige Möglichkeit war, seine Gefährtin zu schützen, würde er es tun, würde sich immer wieder so entscheiden. „Dominanz wechselt, kann sich verändern. Wir müssen nur den richtigen Dreh finden.“
„Riley –“
„Schsch. Ich will dich einfach nur in den Armen halten. Nur einen Augenblick.“
Sie gab nach, und er wusste nicht, ob er genauso viel Mut wie sie besessen hätte. „Miezekätzchen, wir werden schon einen Weg finden.“ Denn er wollte nicht, dass Mercy etwas fehlte, sie in ihrem Inneren entzwei war. Lieber würde er sich selbst verletzen, als das zuzulassen.
51
Der Nachrichtenhändler war tot, aber seine Computer liefen weiter. Die Daten flossen schnell und effizient wie flüssiges Quecksilber. Nachdem sich der Händler zu dem festgesetzten Zeitpunkt nicht gemeldet hatte, wurde eine vorbereitete Aktion in Gang gesetzt.
Soweit ein Spion ehrlich sein konnte, war der Nachrichtenhändler es gewesen. Er hatte Informationen beschafft und sie für einen vorher ausgehandelten Preis weitergegeben. Nie hatte er jemanden hingehalten oder seine Informationen für eine Erpressung genutzt. Das wäre schlecht fürs Geschäft gewesen.
Doch er hatte natürlich gewusst, dass nicht alle so waren. Deshalb hatte er für den Notfall Pläne gemacht – denn warum sollte er jemandem weiterhin die Treue halten, der ihn umbringen würde. Fünf Sekunden nach dem festgesetzten Zeitpunkt für eine Rückmeldung sandten seine Computer ein Dossier über seinen letzten Auftraggeber – den Menschenbund –, die gefundenen Informationen und die Pläne des Bundes an den Rat.
Das war aber noch nicht alles. Der Nachrichtenhändler wollte nicht sang- und klanglos aus dieser Welt verschwinden. Ein zweiter Datensatz, bestehend aus Einzelheiten über weitere Pläne, wurde Nachrichtensendern in den betroffenen Regionen zugespielt, allerdings über Server, die in der ganzen Welt verstreut waren, damit niemand die Quelle zurückverfolgen konnte.
Erst als das geschehen war, löschten die Computer sämtliche vorhandenen Daten, und zehn Minuten später war der Nachrichtenhändler endgültig tot.
52
Mercy war gerade in ihrem Wagen auf dem Weg zu dem abgelegenen Lagerhaus von Bowen und seinen Leuten, als ihr Handy klingelte. „Sage? Was ist los? Ist Grey –“
„Hier spricht nicht Sage“, meldete sich eine unbekannte weibliche Stimme. „Sondern Clara von CTX . Von seinem Apparat aus. Ich wusste, dass er Ihre Nummer eingespeichert hat –“
„Langsamer, Kätzchen“, unterbrach Mercy den schnellen Redefluss. Ihr war eingefallen, dass Clara ein Mensch war. Und noch dazu sehr jung. „Was ist überhaupt los?“
„Gerade ist ein elektronisches Fax eingetroffen, und ich konnte niemanden finden –“ Es hörte sich an, als würde sie nach Luft schnappen. „Entschuldigung. Ich habe einfach Panik bekommen.
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