Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
sie von dem Pärchen hielt. „Und die Sache zwischen uns ist völlig unabhängig von den beiden.“
Riley schnaubte. „Rede keinen Unsinn. Deine Großmutter hat sie doch geschickt, weil du sehr wahrscheinlich einen dominanten Leoparden als Gefährten wählen wirst.“
„Geht dich das eigentlich etwas an?“ Das war ihr einfach so herausgerutscht, und sie wusste nicht, ob sie es als Drohung oder Herausforderung gemeint hatte.
Noch bevor er etwas erwidern konnte, meldete sich sein Handy wieder. Riley sah nach und zog eine Grimasse. „Du wirst mitkommen müssen.“
„Wölfe sind doch deine Sache.“ Sie hatte vor, in der Zwischenzeit ein ernstes Wort mit Eduardo und Joaquin zu reden. Niemand durfte sie gegen ihren Willen in eine solche Lage bringen. „Ich habe genug –“
„Sie haben Jon an einen Baum gefesselt. Judd ist gerade auf ihn gestoßen – er hat verdächtig viel Juckpulver in den Taschen. Und mehrere junge Wölfe leiden schon seit Stunden.“
Mercy wäre am liebsten im Boden versunken. „Lieber Gott, ich will auf der Stelle tot sein.“
„Ich würde meinen Frust lieber loswerden, indem ich dir die Kleider vom Leib reiße, damit du deine Krallen an mir wetzt.“
Kaum hatte er das gesagt, hatte sie nichts anderes mehr im Sinn, als seine Haut auf ihrem ganzen Leib zu spüren.
16
Vier Männer und fünf Frauen saßen schweigend an einem runden Tisch in der versunkenen Stadt Venedig. An den Fenstern der Kuppel, die Einwohner und Stadt vor dem Ertrinken bewahrte, leckten sanfte blaugrüne Wellen. Doch hier in ihrem Versammlungsraum herrschte Stille, eine Stille, die angespannt und messerscharf im Raum stand.
Zwei der Sessel waren leer. Aurine und Douglas waren bei der Besprechung über die letzte Aktion aufgestanden, sie wollten und konnten die langfristigen Auswirkungen der mit ihrer Unterstützung entwickelten Pläne nicht akzeptieren. Den Vorsitzenden enttäuschte dieser offensichtliche Mangel an Vorstellungskraft, aber vielleicht war es sogar besser, dass die beiden fort waren – besonders Aurine hatte heftig gegen die Nash-Baker-Aktion protestiert. Ohne Zweifel hätte sie die Gelegenheit genutzt, um ein weniger militantes Vorgehen vorzuschlagen.
„Bowens Team ist untergetaucht“, erklärte der Vorsitzende. „Aber das ist nicht unsere größte Sorge, denn obwohl die Information über die Zielperson nur das ganz neu zusammengestellte Team bekam, hatten Bowen und seine Leute Kenntnis davon erhalten und konnten handeln, ehe die anderen überhaupt in der Stadt waren.“
„Könnte Aurine das Leck sein?“, fragte ein Mann. „Ihre Ablehnung der Aktion war doch sehr deutlich.“
„Nein“, meldete sich ein anderer. „Sie steht zu ihrem Wort – diese Erfahrung habe ich in Verhandlungen mit ihr immer wieder gemacht.“
„Dann vielleicht Douglas?“
„Der ist zu schwach“, murmelte eine der Frauen. „Hat keine Eier, aber Geld, nur deshalb sitzt er im Aufsichtsrat.“
Ein paar Männer verzogen das Gesicht, aber der Vorsitzende nickte. „Also ist das Leck entweder einer von uns oder jemand in den Büros. So oder so werde ich es stopfen.“ Eine finstere Drohung.
„Nur zu.“ Das war dieselbe Frau. „Aber markiere nicht den großen Mann.“ Sie schniefte abwertend. „Du überschätzt dich, wenn du glaubst, es ginge ohne uns. Wenn du das nicht begreifst, bist du am falschen Platz.“
Der Vorsitzende blinzelte, verbarg aber gut, wie überrascht er war. „Sicher doch. Ich habe nie etwas anderes angenommen. Aber ihr habt mich gebeten, in Sicherheitsdingen die Führung zu übernehmen – daher fällt es in meine Zuständigkeit, das Leck zu schließen.“
Was er tun würde. Niemand würde sich seiner Vision in den Weg stellen – wenn alles vorbei war, würden die Menschen herrschen … und ihn als ihren Gott betrachten. Auch wenn er dafür die Straßen, die zu seinem Ziel führten, mit dem Blut von Medialen und Gestaltwandlern tränken musste.
17
Die Situation in der Höhle der SnowDancer-Wölfe war nicht so schlimm, wie Mercy befürchtet hatte. Lucas war dort, um die neuesten Erkenntisse über den Menschenbund mit Hawke eingehender zu besprechen, und Sascha hatte ihn begleitet, weil sie dort auch etwas zu erledigen gehabt hatte. Bei Mercys Ankunft saß der angemessen bestrafte Jon bereits im „Karzer“.
„Warum zieht er ein Gesicht, als hätte man ihn gezwungen, Zitronen zu essen?“, fragte Mercy Sascha, die vor besagtem „Karzer“ stand. In einer Zelle saßen die
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