Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
den Ohren hochgezogen und grinsend wie ein Debiler. Selbst das konnte Alexia nicht aufheitern. Mit einem schnellen Kopfschütteln und einem strengen: »Tunny, das hier ist eine ernste Angelegenheit. Schwirr ab! Wir wollen nicht gestört werden!« schickte Ivy ihren Mann hinaus.
»Aber, Licht meines Lebens, was ist denn mit deinem Hut passiert?«
»Kümmer dich nicht darum. Ich habe es hier mit einer emotionalen Krise zu tun.«
Tunstell, bis ins Mark erschüttert darüber, dass sich seine Frau nicht einmal über den Verlust eines ihrer kostbaren Hütchen aufregte, entschied sich, Alexias Tränen ernst zu nehmen, und sein Lächeln erstarb. »Meine Güte, was kann ich tun?«
»Tun? Männer sind bei solchen Angelegenheiten nutzlos. Geh und sieh nach, wo der Tee so lange bleibt!«
Tunstell und der mechanische Marienkäfer zockelten davon.
Schließlich kam doch noch ein Getränk herein, aber es war wieder einmal mit Honig gesüßter Kaffee, kein Tee. Das brachte Alexia dazu, nur noch heftiger zu weinen. Was gäbe sie nicht für eine Tasse kräftigen Assam mit einem Schuss guter britischer Milch und einem Stück Siruptorte. Ihre Welt brach um sie herum entzwei!
Sie schluchzte. »O Ivy, was soll ich nur tun? Er wird mir nie wieder vertrauen.« Offensichtlich war sie ziemlich aufgelöst, dass sie Mrs Ivy Tunstell um Rat fragte.
Ivy nahm Alexias Hand in ihre beiden Hände und sagte mitfühlend: »Na, na, Alexia, alles kommt wieder in Ordnung.«
»Wie soll es denn wieder in Ordnung kommen? Ich habe ihn angelogen.«
»Oh, aber das hast du doch schon unzählige Male getan.«
»Ja, aber diesmal war es bei etwas Wichtigem. Etwas, das ihm etwas bedeutet. Und es war falsch von mir, es zu tun. Und ich wusste, dass es falsch war, aber ich tat es trotzdem. Oh, zum Teufel mit Professor Lyall! Wie konnte er mich nur in diesen Schlamassel bringen? Und zum Teufel mit meinem Vater! Wenn er nicht losgezogen wäre und sich nicht hätte umbringen lassen, wäre nichts von all dem hier je geschehen.«
»Aber, Alexia, deine Sprache!«
»Gerade jetzt, da ich wichtige Informationen über diese Plage habe und Conall hier brauche, damit er mir dabei hilft, die Einzelheiten herauszufinden. Aber nein, er muss wütend davonstürmen! Und alles ist zerstört, alles verloren.«
»Wirklich, Alexia, ich wusste gar nicht, dass du je so schicksalsergeben gewesen wärst.«
»Zu viele Aufführungen des Todesregens vom Schwanensee , nehme ich an.«
An der Tür entstand eine gewisse Unruhe, und ein weiteres vertrautes Gesicht spähte herein. »Was, um alles in der Welt, ist passiert? Alexia, geht es Ihnen gut? Ist etwas mit Prudence?« Madame Lefoux hastete herein. Achtlos warf sie ihren Hut und die Handschuhe beiseite, eilte zum Diwan und setzte sich neben Alexia.
Der Französin fehlte Mrs Tunstells britische Zurückhaltung, und so zog sie Alexia in eine richtige Umarmung, schlang die Arme um ihre Freundin und schmiegte die Wange an Alexias dunklen Scheitel. Sanft streichelte sie ihr über den Rücken, auf eine Weise, die Alexia an Conall erinnerte und die Tränen, die beinahe unter Kontrolle waren, wieder strömen ließ.
Fragend sah Genevieve Ivy an. »Aber, Mrs Tunstell, was kann unsere Alexia nur so aus der Fassung gebracht haben?«
»Sie hatte einen äußerst aufreibenden Streit mit ihrem Mann. Etwas, das mit einem Brief zu tun hat und Professor Lyall und mit Honig oder Sirup, glaube ich.«
»Ach, herrje, das klingt ganz schön delikat.«
Die Absurdität von Ivys Interpretation war der Anstoß, den Alexia brauchte, um ihre Gefühle wieder zu zügeln. Also wirklich , dachte sie, es hat keinen Sinn, sich in Selbstmitleid zu ergehen. Ich muss mich zusammenreißen und mir eine Möglichkeit einfallen lassen, wie ich das hier wieder in Ordnung bringen kann.
Sie nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug und einen großen Schluck von dem abscheulichen Kaffee, um ihre Nerven zu beruhigen. Dann bekam sie einen sehr schlimmen Schluckauf. Offenbar war das Universum dagegen, dass sie auch nur den geringsten Funken Würde behielt.
»Alte Geschichte«, sagte sie schließlich. »Bei Werwölfen ist einfach nichts so gut vergraben, wie man es sich mitunter wünscht. Es sei nur so viel gesagt, dass Conall etwas herausgefunden hat und ich zum Teil daran schuld bin, dass er es nicht schon früher erfuhr. Und er ist nicht gerade erbaut darüber. Delikat, in der Tat.«
Da Genevieve spürte, dass sich Alexia allmählich wieder erholte, ließ die Französin los
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