Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
erwischen.«
»Ist es eine große Eidechse?«
»Riesig! Beinahe so groß wie mein Daumen. Keine Ahnung, wo Shabumpkin die herhatte. Tolle blaugrüne Färbung.«
Da ertönte ein Krachen aus besagtem vorderen Salon und eine Menge Gekreische. Boots entschuldigte sich hastig und sauste auf die Quelle des Lärms zu.
Grinsend drehte sich Biffy zu Professor Lyall um. »Eine Eidechse.«
»Eine riesige«, sagte der Beta mit gespielter Ernsthaftigkeit.
»Bei Lord Akeldama ist immer was los.«
»Als ob ich es anders haben wollte«, trällerte der Vampir höchstselbst, während er auf einer Wolke aus Zitronenpomade und Champagner-Parfum auf sie zuschwebte, um sie zu begrüßen. »Habt ihr schon gehört, was dieser dumme Junge in meinem Haus freigelassen hat? Ausgerechnet ein Reptil! Ich will doch nicht, dass irgendein Geschöpf in meinem Haus herumläuft, das aus einem Ei geschlüpft ist. Ich mag nicht einmal Geflügel.Vertraue niemals einem Huhn – das ist es, was ich immer sage. Aber genug von meinen kleinen Problemchen. Wie geht es euch, meine struppigen Lieblinge ? Welchem Umstand habe ich die Ehre dieses Besuches zu verdanken?«
Lord Akeldama trug ein schwarz-weiß kariertes Jackett zu schwarzen Satinhosen, was der Grundstock für eine dezente und elegante Abendgarderobe hätte sein können. Nur hatte er dies mit einer rostroten Weste und orangefarbenen Gamaschen kombiniert.
Er empfing sie mit allen Anzeichen von Freude und führte sie bereitwillig in seinen Salon. Sobald sie allerdings Platz genommen hatten, flog sein Blick aus leuchtend blauen Augen mit einem Hauch Argwohn zwischen den beiden Werwölfen hin und her. Hätte sich die Gelegenheit ergeben und wäre es nicht so eine delikate und äußerst persönliche Angelegenheit gewesen, hätte Biffy seinem ehemaligen Herrn vielleicht von seinem neuen Arrangement hinsichtlich seiner Schlafstätte erzählt. Doch die Gelegenheit bot sich nicht, und es wäre auch nicht schicklich gewesen, schließlich tratschte man nicht über sich selbst. So etwas tat man einfach nicht.
Lord Akeldamas Drohnen wären allerdings schlechte Spione gewesen, hätten sie ihren Herrn nicht bereits über das neue Kauspielzeug des Betas informiert, und wahrscheinlich war Lord Akeldamas merkwürdiger Gesichtsausdruck der eines Mannes, der nach bestätigenden Hinweisen suchte. Der Gedanke, dass er seinem ehemaligen Herrn womöglich Kummer bereitete, schmerzte Biffy sehr, aber mittlerweile waren zwei Jahre vergangen, und er wusste, dass sich Lord Akeldama besseren, jüngeren und sterblicheren Leckerbissen als ihm zugewendet hatte. Werwölfe klatschten ebenfalls gern über ihre Nachbarn.
Wie es oft bei Lord Akeldama der Fall war, ertappten sich Biffy und Lyall am Ende dabei, dass, obwohl er einen Großteil des Gesprächs zu bestreiten schien, sie diejenigen waren, die ihm die meisten Informationen lieferten. Professor Lyall war nicht glücklich darüber, aber Biffy wusste, dass der Vampir zwar mit Freuden Informationen sammelte, diese aber selten für irgendetwas Konkretes verwendete. Er war eher wie eine alte Schachtel, die kleine Teetassen sammelte, um sie ins Regal zu stellen und sie zu bewundern.
Biffy erwischte sich dabei, dass er Lord Akeldama alles über Ägypten und die Ausbreitung der Gottesbrecher-Plage erzählte, und Lyall ließ sich dazu bewegen, sein Wissen über Alessandro Tarabotti und seine Reisen nach Ägypten darzulegen und darüber, wie das alles miteinander zusammenhängen könnte.
Nachdem sie dies alles preisgegeben hatten, verstummten die beiden Werwölfe und sahen den dünnen blonden Vampir erwartungsvoll an, während dieser sein Monokel um den Finger wirbeln ließ und mit gerunzelter Stirn zu seiner mit Cherubim übersäten Zimmerdecke emporsah.
Schließlich sagte der Vampir: »Meine pelzigen Lieblinge , das ist zwar wirklich alles sehr interessant, aber mir erschließt sich nicht, wie ich dabei irgendwie von Nutzen sein könnte oder wie das mit diesem kleinen Ärgernis zusammenhängen soll, das dem Kingair-Rudel widerfahren ist. Einen Beta zu verlieren. So etwas Trauriges. Wann war das noch gleich? Letzte Woche oder die Woche davor?«
»Nun ja, Dubh sagte zu Lady Maccon etwas über Alessandro«, wandte Lyall ein.
Lord Akeldama hörte damit auf, sein Monokel herumzuwirbeln, und setzte sich aufrechter hin. »Und auch Matakara hat ihre Finger im Spiel. Die Königin wollte mein kleines Möpschen kennenlernen. Und das Möpschen ist die Enkelin eures Alessandros. Sie
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