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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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einem schwachen Lächeln, obwohl sie wusste, dass es keine echte Entschuldigung geben konnte.
    »Willst du das etwa runterspielen, Weib?«
    »Ach herrje. Conall, ich wollte es dir doch erzählen! Das wollte ich wirklich. Ich wusste einfach nur, dass du darauf … nun ja, du weißt schon wie reagieren würdest.«
    »Ach ja, und wie?«
    Sie seufzte. »Böse. Ich wusste, dass du böse reagieren würdest.«
    »Böse! Du hast ja gar keine Ahnung, wie böse ich noch werd.«
    »Siehst du?«
    »Also hast du gedacht, du könntest es einfach aussitzen? Dass ich es nich’ herausfinden würd?«
    »Nun ja, ich dachte womöglich, da ich ja eine Sterbliche bin, dass ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben bin, wenn du es erfährst.«
    »Komm mir jetzt nich’ damit, die Mitleidskarte zieht nich’, Weib.« Dann seufzte er.
    Der Earl war solch ein riesiger Mann, und dennoch schien er, wie Alexia besorgt beobachtete, regelrecht in sich zusammenzusinken. Er lehnte sich gegen den Türrahmen, alt und müde. »Ich kann nich’ glauben, dass du mir das angetan hast. Alexia, ich hab dir vertraut .«
    Das sagte er mit einer so leisen Kleine-Jungen-Stimme, dass sich Alexias Herz bei dem Schmerz, den er empfinden musste, zusammenkrampfte. »O Conall. Was kann ich sagen? Ich dachte, es wäre am besten so. Ich dachte, du wärst glücklicher damit, es nicht zu wissen.«
    »Du dachtest, du dachtest. Hast du auch nur einmal dran gedacht , dass es besser wär, statt dich gegen mich zu verbünden? Du hast einen Trottel aus mir gemacht. Zum Teufel mit euch allen miteinander!« Mit diesen Worten zerknüllte er den Brief und schleuderte ihn auf die Straße, bevor er hinaus in die überfüllte Stadt marschierte.
    »Wohin gehst du? Bitte, Conall!«, rief Alexia ihm nach, doch er hob nur verächtlich die Hand und schritt davon.
    »Und das ohne Zylinder«, erklang eine leise nachträgliche Bemerkung hinter ihr.
    Benommen drehte sich Alexia um. Sie hatte völlig vergessen, dass Mrs Tunstell, das Kindermädchen, die Kinder und der Esel – allesamt schmutzig, sonnenverbrannt und tränenverschmiert – geduldig darauf warteten, das Hotel zu betreten – mit Ausnahme des Esels natürlich, obwohl es ihm vermutlich nichts ausgemacht hätte hineinzugehen.
    Alexia konnte Ivy nur blinzelnd anstarren, erfüllt von einem Kummer, der ihr bisher fremd gewesen war. Oh, Conall war auch schon in der Vergangenheit wütend auf sie gewesen, aber ihresWissens war er dabei noch nie im Recht gewesen.
    »O Ivy, es tut mir so schrecklich leid! Ich habe völlig vergessen, dass ihr da seid.«
    »Du meine Güte, das passiert nicht oft«, erwiderte Ivy. Obwohl sie einen Großteil der Unterhaltung gehört hatte, war sie sich der Bedeutung offenbar nicht bewusst, denn sie fragte: »Aber, Alexia, meine Liebe, geht es dir auch wirklich gut?«
    »Nein, Ivy, das tut es nicht. Ich glaube, ich stehe vor den Ruinen meiner Ehe.«
    »Nun, dann ist es doch gut, dass wir uns in dem Land dieser Dinge befinden, oder nicht?«
    »Welcher Dinge?«
    »Ruinen.«
    »O Ivy, also wirklich !«
    »Nicht einmal ein Lächeln? Du musst wirklich emotional sehr aufgewühlt sein. Fühlst du dich einer Ohnmacht nahe? Ich habe zwar noch nie erlebt, dass du ohnmächtig wirst, aber ich nehme an, man ist nie zu jung, um es zu versuchen.«
    Dann, sehr zu Ivys Verblüffung und Alexias Entsetzen, brach die tolldreiste Lady Maccon – Inbegriff forschen Benehmens und stoischen Gleichmuts, meisterhaft in der Handhabung von Sonnenschirmen und gelegentlicher kryptischer Bemerkungen – auf den Eingangsstufen einer öffentlichen Herberge im Zentrum Alexandrias in Tränen aus.
    Die über die Maßen entsetzte Mrs Tunstell schlang tröstend einen Arm um ihre Freundin und schob sie eilends ins Innere des Hotels und in einen privaten Nebensalon, wo sie Tee bestellte und das Kindermädchen anwies, dafür zu sorgen, dass die Kinder gesäubert und für ein Nickerchen ins Bett gebracht wurden. Alexia hatte gerade noch genug Geistesgegenwart, um zu stammeln, dass niemand unter irgendwelchen Umständen versuchen sollte, Prudence zu baden.
    Sie schluchzte weiter unverständlich vor sich hin, und Ivy tätschelte ihr mitfühlend die Hand. Mrs Tunstell war eindeutig ratlos, was sie sonst noch tun konnte, um den Kummer ihrer Freundin zu lindern.
    Einmal erschien Tunstell im Türrahmen, rittlings auf Prudence’ mechanischem Marienkäfer reitend – er hatte schon immer eine Schwäche für Marienkäfer gehabt –, die Knie bis zu

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