Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
derart verhindert wurde.
Biffy erinnerte sich an etwas, das Lord Akeldama einst hatte durchsickern lassen. »Hatte das Geheimhaltungsgesetz nicht mit dem Geheimdienst zu tun, bevor dieser aufgelöst wurde?«
»Unter dem letzten Wesir, ja. Und außerdem mit der Großen Gurkenhändlerrevolte und dem Verkauf von Patenten für Zwangsdienstbarkeit. Was für ein Schlamassel das doch damals war.«
Soweit Biffy sich entsann, waren damals sehr ernste Maßnahmen ergriffen worden, und nicht einmal die Vampire hatten die Einschränkungen rückgängig machen können, die den Übernatürlichen damals auferlegt worden waren.
»Das war’s also?«, fragte er.
»Nicht ganz«, antwortete Professor Lyall. »All dieses Material über Ägypten ist nur mit einer Chiffre zugänglich, und diese Chiffre wiederum hat ein Agent vergeben, dessen Loyalität unzuverlässig und dessen wahre Treue bis heute unbekannt sind.«
»Ja?«
»Glücklicherweise kenne ich diese Chiffre.«
»Ach?« Interessiert setzte sich Biffy ein wenig aufrechter.
»Der genannte Agent hatte den Kodenamen Panettone, aber sein richtiger Name war Alessandro Tarabotti.«
Biffy zuckte zusammen. »Meine Güte, deine frühere Liebschaft hatte die Finger aber in vielen Keksdosen.«
»Außernatürliche sind so, das solltest du inzwischen doch wissen.«
»Ja, sie sind noch schlimmer als Lord Akeldama. Der muss über die Angelegenheiten aller Leute Bescheid wissen. Lady Maccon muss über die Angelegenheiten aller Leute Bescheid wissen und sich darin einmischen.«
Professor Lyall wandte sich Biffy zu und legte dem jungen Werwolf die Hand aufs Knie. »Die Sache ist die: Er war dort. Ich weiß , dass Sandy dort war. Es steht in seinen Tagebüchern – mehrere Reisen nach Ägypten, angefangen im Jahr 1835. Aber da steht nichts darüber, was er dort getan hat, ebenso wenig wie der Name seines tatsächlichen Auftraggebers.«
»Du denkst, es könnte etwas mit der Gottesbrecher-Plage zu tun haben?«
»Ich denke, Außernatürliche, Mumien und die Gottesbrecher-Plage passen besser zusammen als Vanillecreme und Schwarzes Johannisbeergelee. Alessandro Tarabotti war ein mächtiger Außernatürlicher.«
Biffy fühlte sich nicht wohl dabei, dass Lyall in so ehrfürchtigem Ton von seinem ehemaligen Liebhaber sprach, aber er konzentrierte sich auf die besagte Angelegenheit und tröstete sich damit, dass Lyalls Hand immer noch auf seinem Knie lag. »Nun, ich habe da eine Idee. Ich weiß, Ägypten ist nicht gerade sein Steckenpferd, aber …«
»Du willst Lord Akeldama zu dieser Angelegenheit befragen?«
»Das hast jetzt du vorgeschlagen, nicht ich.« Biffy legte den Kopf schief und suchte in Lyalls scharf geschnittenem, fuchshaftem Gesicht nach Anzeichen von Eifersucht. Als er keine entdecken konnte, stand er auf und bot dem Beta ziemlich unnötigerweise die Hand, um ihm hochzuhelfen. Für eine Berührung ist jeder Vorwand recht.
Die beiden Männer setzten sich ihre Zylinder auf, um dem fraglichen Vampir einen Besuch abzustatten.
Lord Akeldamas ganzes Haus befand sich in Aufruhr. Eine recht zerzauste Drohne öffnete ihnen erst die Tür, nachdem sie zum dritten Mal an der Klingelschnur gezogen hatten.
»Wieder ein wild gewordener Werwolf?«, fragte Professor Lyall wie beiläufig.
Biffy errötete, denn Lyall spielte auf einen Vorfall an, der sich vor ein paar Jahren ereignet hatte, als Biffy in das Heim seines ehemaligen Herrn eingedrungen war. Er hatte einen langen Entschuldigungsbrief geschrieben, die Schmach, die mit seiner Tat verbunden war, aber nie ganz abschütteln können, und dass Lord Akeldama sich bezüglich dieses ganzen Vorfalles so anständig verhalten hatte, machte es irgendwie noch schlimmer.
»Nein, das nicht«, antwortete die Drohne, »aber etwas Ungehöriges ist zweifellos geschehen.«
Mit vor Neugier leuchtenden Augen sah sich Biffy um.
Eine Schar aufgeregter Drohnen rannte in diesem Moment durch den Gang, leere Marmeladengläser verschiedenster Größen in den Händen. Zwei der Drohnen trugen lange braune Lederhandschuhe.
»Hallo, Biffy!«, rief einer von ihnen freudig aus.
»Boots, was ist denn hier los?«, rief dieser zurück.
Boots löste sich aus der Schar und kam schlitternd vor den beiden Werwölfen zum Stehen. »Oh, hier ist immer was los! Shabumpkin hat im vorderen Salon eine Eidechse losgelassen.«
»Eine Eidechse? Wozu das denn?«
»Einfach nur so, nehme ich an.«
»Ich verstehe.«
»Sie können das verflixte Ding einfach nicht
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