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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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um ihn vor möglichem Kontakt mit seiner Tochter zu schützen. Das Letzte, was sie gebrauchen konnten, war ein luftkrankes Werwolfjunges in der Gondel. Da lieber doch einen großen luftkranken Ehemann.
    Auf einmal hörte sie das laute Fauchen von Flammen und sah den flackernden Widerschein von Feuer, und während Baddu, der Junge, erfreut aufjauchzte, stieg der Ballon behäbig auf. Man bemerkte die Bewegung kaum, sah nur, wie sich der Erdboden unter ihnen entfernte, und zudem spürte Alexia einen leichten Druck auf den Ohren.
    Wenn es gelang, den Ballon hoch genug aufsteigen zu lassen und ihn in einen Ätherstrom zu manövrieren, konnten sie sich von der Strömung nach Süden den Nil hochtragen lassen. Es war ein riskantes Unterfangen, denn sollte der Ballon zu hoch in den Äther aufsteigen, bestand die Gefahr, dass er durch Scherwinde in Stücke gerissen oder eingedrückt wurde oder dass die Gasflamme erlosch.
    Alexia versuchte, nicht darüber nachzudenken, sondern blickte stattdessen hinunter, während Alexandria unter ihnen verschwand.
    Der arme Conall, der an dieser Stelle nur noch trockenes Würgen und ein gequältes Winseln von sich gab, hatte die Augen fest geschlossen und umklammerte mit seinen großen Händen den Rand des Korbes so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Prudence hingegen amüsierte sich prächtig. Und wie Alexia voll Freude bemerkte, hörte sie immer artig zu, wenn einer ihrer Gastgeber ihr zeigte, wie man eine Leine richtig festmachte, oder ihr die Thermodynamik des Fliegens erklärte – auf Arabisch, wohlgemerkt. Lord Akeldama hatte seiner Adoptivtochter die allerbesten Manieren beigebracht.
    Bald schon waren sie so hoch gestiegen, dass unter ihnen und voraus nur die Dunkelheit der Wüste zu sehen war, hier und dort ein einsames Feuer und Hunderte langer Silberschlangen, die im Mondlicht schimmerten und das Nildelta bildeten.
    Eine plötzliche Hektik im Korb veranlasste Alexia, den Blick auf Zayed zu richten, der hart an einem der Seile zog, während Baddu Ballast abwarf. Dann folgten ein Ruck und ein brausendes Geräusch, und ein Ätherstrom erfasste den Ballon. Zayed drehte das Gas auf, und der Ballon stieg vollständig in den Ätherstrom. Sofort trieb er mit viel höherer Geschwindigkeit nach Süden, wovon Alexia allerdings kaum etwas spürte. Anders als bei einem Luftschiff gab es keine Brisen, da sich der Ballon mit der Strömung bewegte.
    Conall richtete sich auf. Er sah auffallend besser und weniger grünlich aus.
    Alexia streichelte ihn mitfühlend. »Menschlich?«
    »Ja, aber das nützt nicht viel. Ich glaube, ich habe einfach alles … nun ja, aus mir rausbekommen. Wenn du weißt, was ich meine.«
    Alexia nickte. »Könnte es an unserer gegenwärtigen Nähe zum Äther liegen?«
    »Könnte sein. Also?«
    »Also was?«
    »Wirst du dir davon eine Notiz machen, Weib? Scheint so, als reiche die Gottesbrecher-Plage bis ganz hoch in den Äther.«
    »Entweder das, oder die Äthersphäre selbst wirkt deinen übernatürlichen Fähigkeiten entgegen.«
    »Nun ja, wenn das der Fall wäre, hätten das die Wissenschaftler längst herausgefunden, oder?«
    Lady Maccon holte ein kleines Notizbüchlein aus einer der Geheimtaschen ihres Sonnenschirms und einen Füllfederhalter aus einer anderen. »Und wie hätten sie das herausfinden sollen? Vampire können nicht so hoch fliegen, weil sie an ihren Stock oder ihr Heim gebunden sind. Und Werwölfe fliegen überhaupt nicht, weil ihnen sonst schlecht wird.«
    »Du kannst mir nicht sagen, ob nicht schon mal jemand einen Leichnam und den dazugehörigen Geist per Luftschiff transportiert hat?«
    Alexia runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht, aber das sollte man mal überprüfen. Ich frage mich, ob Genevieve und ihre verstorbene Tante per Luftschiff oder mit der Fähre kamen, als sie von Paris nach London auswanderten.«
    »Du kannst sie fragen, sobald wir sie eingeholt haben.« Einen unbehaglichen Augenblick lang verstummte ihre Unterhaltung, dann fragte Conall: »Kannst du die Plage spüren?«
    »Du meinst dieses merkwürdige Kribbeln, das ich am Stadtrand von Alexandria gespürt habe?«
    Er nickte.
    »Schwer zu sagen, da das Gefühl dem ähnelt, das bei mir eine Ätherbrise hervorruft.« Alexia schloss die Augen und streckte die Arme aus dem Korb und hinaus in die Nachtluft.
    Sofort packte der Earl sie an der Schulter und zog sie zurück. »Lassdas, Alexia!« Er war erneut ganz grün im Gesicht geworden, diesmal allerdings vor Angst.
    Alexia

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