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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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dort? Die das Auge darstellt?«
    »Ah, Lady, das ist, wie Sie sagen würden, ein Tempel.«
    »Für welche der vielen alten ägyptischen Gottheiten?«
    »Ah, nein, nicht für einen Gott, Lady. Für eine Königin. Eine Königin, die König war.«
    Alexia kannte sich gut genug mit ägyptischer Geschichte aus, um zu wissen, dass damit nur eine einzige Person gemeint sein konnte. »Hatschepsut? Tatsächlich. Wie überaus interessant.«
    Zayed bedachte sie mit einem sehr eigenartigen Blick. »Ja, Lady. Was würde sie über Ihren Besuch hier sagen?«
    »Du meine Güte, warum sollte ihre Meinung von Bedeutung sein? Wurde er schon ordnungsgemäß ausgegraben, dieser Tempel?«
    Doch bevor Zayed antworten konnte, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Der Ballon verlor an Höhe, da die Luft in der Nähe des Flusses deutlich kühler war, und sank genau auf das Auge des Oktopus nieder. Alexia hatte das Gefühl des absoluten Abgestoßenwerdens, zehnmal schlimmer als damals bei der außernatürlichen Mumie. Sie fühlte sich, als drückten Hunderte von unsichtbaren Händen gegen sie und versuchten, ihr die Haut nach innen zu pressen, damit sie mit Fleisch und Knochen verschmolz. Es war ein schreckliches Gefühl, und sie wollte Zayed anflehen, den Ballon wieder hinauf in den Äther steigen zu lassen. Doch sie wusste auch, dass die Antworten auf all ihre vielen Fragen dort unten lagen.
    Zur gleichen Zeit setzte sich Conall auf und sagte: »Oh, ich fühle mich viel besser.«
    Prudence schrie auf: »Mama, Mama, Mama! Nein!«
    Alexia, der von der Abstoßung schwindlig war, beugte sich leicht nach vorn über den Rand des Korbes und erblickte eine große moderne Dahabiya, die in der Nähe dieses schicksalhaften Oktopusauges festgemacht war.
    Zayed war sich offenbar nicht bewusst, in welchem Zustand sich Alexia befand, denn er sagte zu ihr: »Man sollte nie die Meinung einer Königin missachten. Aber diese Königin hat die Wege der Welt verändert.«
    Alexia kam es vor, als würde sie etwas Wichtiges übersehen. Der Druck wurde stärker und stärker, bis es sich anfühlte, als würde sie in einem Fass Melasse ersticken.
    Der Ballon setzte keine zehn Schritte vom Tempel der Hatschepsut auf, doch Alexia bemerkte nichts mehr davon. Denn sie war – erst zum zweiten Mal, seit sie erwachsen geworden war – in Ohnmacht gefallen.
    Lady Maccon erwachte durch das Gefühl von kaltem Wasser, das ihr ins Gesicht spritzte, und kühlem Wasser, das ihren Körper umspülte.
    Jemand hatte sie in den Nil geworfen, und zwar vollständig bekleidet!
    »O du meine Güte!«, prustete sie.
    »Das war meine Idee«, erklang Genevieve Lefoux’ sanfte, mit leichtem Akzent gefärbte Stimme hinter Alexias Kopf. Die Französin schien sie an den Schultern zu halten, damit die Strömung sie nicht mich sich zerrte.
    Das besorgte Gesicht ihres Ehemannes tauchte über ihr auf und verdeckte die Sterne am Abendhimmel. »Wie fühlst du dich?«
    Alexia unterzog ihre Situation einer kleinen Einschätzung. Der Druck, das Gefühl des Abgestoßenwerdens war immer noch da, nun aber hauptsächlich um ihr Gesicht und den Kopf herum. Wo ihr Körper vom Wasser überspült wurde, spürte sie überhaupt nichts. »Besser.«
    »Nun gut. Jag mir nicht noch einmal einen solchen Schrecken ein, Weib!«
    »Conall, das war doch nicht meine Schuld!«
    Offenbar war er streitsüchtig. »Trotzdem, ziemlich unalexiahaft von dir.«
    »Manchmal verhalte selbst ich mich unerwartet.«
    Er ließ sich nicht besänftigen. »Mach das nicht noch mal.«
    Alexia gab es auf. Es war unmöglich, vernünftig mit ihm zu reden. Sie legte den Kopf in den Nacken, um Madame Lefoux verkehrt herum anzusehen. »Das war eine gute Idee, Genevieve. Aber ich kann nicht ewig hier im Nil bleiben. Ich habe einen Oktopus zu erforschen.« Dann fiel ihr etwas ein. »Primrose! Genevieve, haben Sie Primrose entführt und sie mit hierher gebracht?«
    »Nein, Alexia. Ich wusste nicht einmal, dass sie vermisst wird, bis mir Ihr Gatte vor nicht einmal zehn Minuten dieselbe Frage gestellt hat.«
    »Aber wir dachten …«
    »Nein, tut mir leid. Ich hatte es eilig, das Hotel zu verlassen, weil ich etwas sehr Wichtiges herausgefunden hatte und so schnell wie möglich hierherkommen wollte. Ich hatte keine Ahnung, dass es eine Entführung gegeben hatte. Ich hoffe aufrichtig, dass es dem kleinen Mädchen gutgeht.«
    »Das hoffen wir alle. Verflixt, wir hatten gehofft, dass Sie etwas gesehen hätten und auf der Fährte der Entführer wären.

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