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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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vermutlich unter die Röcke blicken konnte. Bald schon ertappte sie sich dabei, wie sie auf dem breiten Netz herumhüpfte.
    Hinüberzugehen war nicht so leicht, wie es aussah. Es gelang ihr einfach nicht, den geschmeidigen, wiegenden Gang der Drifter-Frauen nachzuahmen, mit dem diese von Korb zu Korb spazierten und dabei große Bündel mit Lebensmitteln auf den Köpfen balancierten.
    Prudence hüpfte auf dem Netz mit der kleinen Anitra umher, die ihr zum liebsten Menschen auf Erden geworden war. Es beruhigte Alexia leidlich, dass jederzeit ältere Kinder oder Mütter in der Nähe waren und ein wachsames Auge auf den Rand des Netzes hatten, deshalb ließ sie in ihrer eigenen Wachsamkeit ein wenig nach. Nicht so Conall, dessen entsetzter Blick sich zuerst auf seine Tochter und dann auf seine Frau heftete, während er beide abwechselnd anbrüllte. »Also, Prudence, spring nicht so hoch! – Alexia, wenn du runterfällst, bring ich dich um! – Weib, pass auf unsere Tochter auf!«
    In seliger Gleichgültigkeit gegenüber der Sorge ihres Vaters hüpfte Prudence munter weiter. Alexia tat sein Geschimpfe als das eines Mannes ab, der stets festen Boden unter seinen beiden Füßen – oder seinen vier Pfoten – haben wollte.
    Während der fünf Tage ihrer Reise landeten sie nur ein einziges Mal, an jenem Abend, an dem sie mit den anderen Ballons verbunden waren. Zayed bestand darauf, dass sie Rast machten und sowohl Nahrung als auch Wasser aufnahmen. Nachdem die Sonne untergegangen war, sanken sie langsam hinab, zogen das Netz ein und setzten bei einer kleinen Oase auf.
    Das Kribbeln der Gottesbrecher-Plage war in der Wüste viel stärker. Es war beinahe unangenehm für Alexia, was es während des Fliegens nicht gewesen war. Sie spürte bereits das leichte Einsetzen dieses merkwürdigen Drucks, dieser körperlichen Abstoßung, die sie zum ersten Mal in Gegenwart einer sehr kleinen, mit einem gebrochenen Anch verzierten Mumie erlebt hatte.
    Prudence war ebenfalls nicht glücklich darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. »Hoch«, sagte sie immer wieder. »Mama, hoch!« Nur Conall war zufrieden. Er rollte sich im Sand wie ein junger Hund, bevor er sich auszog, um im Wasser der Oase zu planschen. Nicht einmal die Gottesbrecher-Plage konnte den Wolf gänzlich aus Lord Conall Maccon vertreiben.
    Zwei Tage später erreichten sie die Flussbiegung des Nils.
    Alexia war wie hypnotisiert von dem Ort, während sie darüber hinwegflogen. Es war früh am Abend, deshalb sank der Ballon nur langsam und gemächlich. Aus der Luft betrachtet sah der Ort merkwürdig vertraut aus. Die lang gezogene Biegung des Flusses formte in der Wüste eine Gestalt, von der Alexia sicher war, sie zu kennen. Aber es war, als würde man versuchen, ein Bild in den Wolken zu erkennen. Doch als sie tiefer und tiefer sanken, begriff sie, was es war.
    Gebieterisch winkte sie ihren Gatten zu sich. »Conall, komm her. Siehst du das?«
    Der Earl bedachte seine Frau mit einem äußerst mürrischen Blick. »Alexia, ich versuche eigentlich, nach Möglichkeit nicht nach unten zu blicken.« Dennoch begab er sich an ihre Seite.
    »Ja, aber schau doch bitte. Gleich dort drüben. Zayed, wenn Sie einen Augenblick Zeit hätten? Was ist das?«
    Ihr Gastgeber ging zu den Maccons. Alexia hatte sich über den Rand des Korbes gelehnt und starrte nach unten.
    »Ah ja, natürlich«, sagte Zayed und nickte. »Die Kreatur im Sand.«
    Alexia zeigte darauf, damit ihr Gatte es sehen konnte, obwohl Conall eindeutig nicht daran interessiert war. »Siehst du, diese Biegung des Flusses? Das ist der Kopf, und dort, was sich als Bänder in die Wüste erstreckt, das sind die Beine. Sind das Pfade, Zayed?« Der Earl konnte nicht länger nach unten starren, er löste sich vom Korbrand, taumelte zurück, ging zu einem Haufen bunter Decken, sank darauf nieder und schloss die Augen.
    Zayed bestätigte Alexias Einschätzung. »Geisterspuren in die Wüste.«
    »Wirklich, von richtigen Geistern geschaffen? Vor der Plage, nehme ich an?«
    »So sagt man. Aber nicht irgendwelche Geister, sondern Geister von Königen und Königinnen und deren Diener. Müssen Geister sein, Lady. Welcher lebende Mensch würde freiwillig hinaus in den Wüstensand gehen?«
    »Acht Pfade, acht Beine«, murmelte Alexia grübelnd und dachte: Es ist ein Oktopus. Aber ein auf dem Kopf stehender Oktopus? Natürlich, weil der Nil in die andere Richtung fließt! Sie fragte ihren Gastgeber weiter: »Und diese Stelle

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