Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
Maccon. Ein Butler, der mordet. Ein Vater, der betrügt. Und ein Ehemann, der sterben will.«
»Glaubst du, dass das der Grund ist, warum Lord Maccon so darauf brannte, Ägypten zu besuchen?«
»Du etwa nicht? Welcher Mann will schon wahnsinnig werden. Mir scheint, die Gottesbrecher-Plage ist eine ausgezeichnete Lösung für das Problem der Alpha-Unsterblichkeit.« Dabei dachte Biffy natürlich an seine eigene Zukunft.
»Eine interessante Sichtweise.«
»Ich kann nicht glauben, dass bisher noch kein Werwolf auf die Idee kam, sie so zu nutzen.«
»Woher willst du wissen, dass es keiner getan hat? Wer, glaubst du, hat diese Daten über die Ausbreitung der Plage gesammelt, an denen du so interessiert warst?« Der Beta wandte sich ihm zu.
Biffy konnte den besorgten Blick der haselnussbraunen Augen auf sich spüren. Er selbst hielt den Blick weiterhin auf den fernen Horizont gerichtet.»Wie lange habe ich?«
Professor Lyall gab ein kleines, belustigtes Schnauben von sich. »Oh, ein paar Hundert Jahre mindestens. Wahrscheinlich länger, wenn du dich gut einlebst. Du musst natürlich noch Militärdienst leisten. Das ist immer ein Risiko.«
»Kämpfen lernen?«
»Kämpfen lernen. Aber da würde ich mir keine Sorgen machen, mein kleiner Dandy. Lord Maccon gibt einen ausgezeichneten Lehrmeister ab.«
»Glaubst du, er kommt zurück?«
»Ja, das tue ich. Und wenn auch nur, um mich wegen der Sünden der Vergangenheit anzubrüllen.«
»Optimistisch.«
»Ich denke, in dieser Angelegenheit, junger Welpe, kenne ich unseren Alpha besser als du.«
»Wird er denn meine Anwesenheit tolerieren, auch wenn ich …?« Biffy deutete auf seinen Kopf.
»Natürlich. Du bist noch jung und gewiss keine Herausforderung für einen Alpha seines Ranges.«
»Komisch, ich fing gerade an, mich ziemlich alt zu fühlen.«
Professor Lyall lächelte. »Na, dann komm, ins Bett mit uns, und dann werde ich dich daran erinnern, und zwar auf die bestmögliche Art und Weise, wie jung du wirklich bist.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Ach, Biffy, ich denke, das sollte nun wohl eher mein Spruch sein.«
Biffy lachte und reckte sich, dann nahm er den Beta bei der Hand. »Okay, dann komm mal mit.«
» Sehr wohl, Sir.«
16
Die heilsamen Eigenschaften von Nilbädern
F ünf Tage lang waren Alexia, Conall und Prudence mit den ägyptischen Ballon-Nomaden nach Süden unterwegs. Fünf Tage, in denen sie zügig über das lange Band des Nils dahinflogen, das ein tiefes, dunkles Blaugrün zeigte und in der Nacht silbern zu glänzen schien. Während dieser fünf Tage kam und ging der Vollmond, und Conall blieb zum ersten Mal seit Jahrhunderten unverändert, während der Mond in seiner ganzen Pracht am Himmel stand. Der Earl konnte ungehindert zu jeder Tages- oder Nachtzeit ohne Folgen mit seiner Tochter spielen und sich – sehr zu Lady Maccons Entzücken – um sie kümmern. Außerdem wuchs ihm ein ziemlich struppiger Bart, über den sie weitaus weniger entzückt war.
»Eines Mannes Männlichkeit liegt in seinem Bart«, beharrte er.
Woraufhin Alexia entgegnete: »Und die Weiblichkeit einer Frau in ihrem Dekolleté. Und dennoch halte ich meines unter Kontrolle, oder?«
Ballonfahren, so dachte Alexia, war ein äußerst angenehmer Zeitvertreib. Zugegeben, die Unterbringung an Bord ließ zu wünschen übrig, und es war ziemlich beengt, aber es gab einige wunderbare Momente, die man nur auf einer Reise mit einem Ballon erleben konnte.
Zwei Tage lang schlossen sich ihnen andere Ballon-Nomaden an, von denen der Großteil offenbar zu Zayeds umfangreicher Familie gehörte. Ihre Ballons zeigten ebenfalls leuchtende, in erster Linie violette Farben, und sie flogen bis dicht unter Zayeds Ballon heran, trieben dann ein kleines Stück weiter weg und stiegen dann in dieselbe Ätherströmung wie der von Zayed. Dieser warf ein riesiges rundes Netz aus, und jeder neu ankommende Ballon nahm einen Teil des Netzes auf, bis sie alle miteinander verbunden waren, über eine Art gewaltige Hängematte, die zwischen und unter ihnen baumelte. Diese wurde zu einer Art Laufbrücke und zu einem Spielplatz für die Kinder.
Conall, der sich immer noch die meiste Zeit über unwohl in der Luft fühlte, weigerte sich rundheraus, sie auch nur zu testen, doch Alexia war niemand, der vor einer neuen Erfahrung zurückscheute, wenn diese sich ihr so verlockend anbot. Also wagte sie sich hinaus, obwohl sie wusste, dass, falls unten auf dem Erdboden jemand ein Fernglas haben sollte, er ihr
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