Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
Also, was war denn nun so interessant?« Alexia gelang es einmal mehr nicht, ihre Neugier zu unterdrücken.
Die Französin seufzte. »Na ja, da Sie nun schon einmal hier sind, können wir uns genauso gut zusammentun. Vielleicht haben Sie sogar ein paar Informationen, die mir noch fehlen, um dieses Rätsel lösen zu können.«
»Woher wollen Sie wissen, dass es nicht genau andersrum ist?«, warf der Earl ein.
Genevieve fuhr fort, als habe er sie nicht unterbrochen. »Zufällig lernte ich Edouard Naville kennen, einen angehenden Archäologen.«
»Ist auch er ein Mitglied des OMO ? Ich wusste ja, dass Sie noch einen anderen Grund hatten, nach Ägypten zu reisen.«
Madame Lefoux gab keinerlei Verbindung mit dem Orden des Messing-Oktopus zu. Da sie diese aber auch nicht leugnete, war das gleichbedeutend mit einem Eingeständnis. »Er hat kürzlich die Genehmigung erhalten, in Deir el-Bahri Grabungen durchzuführen.«
»Oh, tatsächlich?« Alexia richtete sich auf, wobei ihre Stiefel im schlammigen Flussboden einsickerten. Sie kauerte sich tief ins Wasser, damit so viel wie möglich von ihr untergetaucht blieb.
Dabei bemerkte Alexia, dass sie zwar noch vollständig angezogen war,Conall aber ziemlich nackt war und Genevieve eine Art Herrenunterwäsche als Badeanzug trug. Hinter ihr am Ufer konnte sie zudem Zayeds größtenteils in sich zusammengesunkenen Ballon ausmachen und eine Gruppe menschlicher Schatten, offenbar Zayeds Familie und die Mannschaft von Genevieves Dahabiya. Sie schienen zu verhandeln oder gemeinsam zu essen oder beides. Alexia hörte Prudence vergnügt quietschen. Das Kind war völlig unbeeindruckt von der Unpässlichkeit ihrer Mutter und fand Alexias Lage offenbar sehr amüsant.
Madame Lefoux wies mit einer Geste hinter sich ans Ufer. » Das hier ist Deir el-Bahri. Hinter den Ruinen des Tempels beginnt das Tal der Könige. Aber das hier … das hier ist das Auge des Oktopus.«
Alexia nickte. »Ja, so viel hatte ich mir schon gedacht.«
»Naville will hier seine Ausgrabungen durchführen. Zuvor aber wurde ich geschickt, um die Quelle zu erforschen.«
»Die Quelle der Gottesbrecher-Plage?«, fragte Alexia.
Lord Maccon unterbrach ihre Unterhaltung. »Wessen Tempel, sagten Sie, ist das?«
»Ich sagte es zwar nicht, aber Monsieur Naville glaubt, es handelt sich um den Totentempel von Königin Hatschepsut.«
Conall brach unerwartet in dröhnendes Gelächter aus. Laut schallte es über den Fluss hinweg. »Sieh an, sieh an! Ich bin mir sicher, unser Besuch hier wird ihr nicht gefallen.«
Alexia runzelte die Stirn. »Mr Zayed hat so ziemlich das Gleiche gesagt.«
»Und es kann wohl kaum ein Totentempel sein«, fuhr ihr Gatte fort. »Ein Metamorphosetempel vielleicht, aber kein Totentempel.«
Alexia verstand, worauf er hinauswollte, und fiel vor Überraschung beinahe rückwärts in den Nil. »Willst du mir damit sagen, dass …«
»… Matakara ein anderer Name der Hatschepsut ist? Na, einer von vielen. Das wusstest du nicht?«
»Natürlich wusste ich das nicht! Woher denn auch? Und warum hast du es mir nicht gesagt? Meine Güte, sie ist wirklich sehr alt!«
Lord Maccon legte den Kopf schief. »Ich dachte nich’, dass es besonders wichtig wär.«
»Ach, dachtest du nich’ ? Na wunderbar. Und jetzt? Denkst du, es könnte jetzt wichtig sein?« Alexia überlegte noch angestrengter, was schwierig war bei dem Druck, der um ihr Hirn lag. Sie tauchte den Kopf in den Fluss und fühlte sich augenblicklich besser. Als sie wieder an die Oberfläche kam, fragte sie sich, in welch zweifellos entsetzlichem Zustand sich ihre Frisur wohl befand, und sie war froh darüber, dass wenigstens irgendjemand daran gedacht hatte, ihr Hut und Sonnenschirm abzunehmen, bevor man sie untergetaucht hatte. »Aber, Conall, du hast mir mal erzählt, das alte Ägypten sei von Werwölfen regiert worden.«
»Nur insofern, wie das alte Rom von Vampiren regiert wurde. Es gab immer noch Vampire in Ägypten, selbst damals. Hatschepsut verursachte ziemlichen Wirbel und machte ein paar Leute sehr wütend. Thutmosis hat natürlich alles wieder in Ordnung gebracht. Er war einer von uns .«
»Das ergibt keinen Sinn. Warum sollte Matakaras Tempel das Epizentrum der Gottesbrecher-Plage sein? Warum sollte sich ein Vampir an einer solchen Sache beteiligen? Ihre Art würde ebenfalls ausgelöscht werden.«
»Dürfte ich vorschlagen«, mischte sich Genevieve Lefoux ein, »dass wir uns zuerst um wissenschaftliche Beweise bemühen, bevor
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