Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
schmuddelig und verschwitzt aus. Prudence war ungewöhnlich still und ernst angesichts all der Leichen. Sie hätte eigentlich vor Angst schreien und weinen sollen, doch sie vergrub nur ihr Gesicht in der Halsbeuge ihres Vaters.
»Was denkst du, o mein werter Werwolf?«, fragte Alexia.
Es war schwer, den Gesichtsausdruck ihres Mannes bei all dem Bart zu deuten. »Ich denke, Matakara hat all das hier vor Tausenden von Jahren ins Leben gerufen. Ich denke, sie hat es getan, um die Werwölfe loszuwerden, und es geriet außer Kontrolle. Sie könnte es vielleicht sogar auf Alexanders Geheiß hin getan haben. Schließlich waren die Griechen, als sie nach Ägypten kamen und die Macht übernahmen, extrem gegen die Übernatürlichen eingestellt. Sie könnte einen Handel mit ihm geschlossen haben. Einen Handel, durch den sie die einzige Vampirin in Alexandria wurde und alle anderen verschwanden.«
»Diese Theorie ist so gut wie jede andere«, meinte seine Frau.
»Und was dann?«, wollte Madame Lefoux wissen.
»Jemand fand heraus, was sie getan hatte. Jemand, der wollte, dass es sich ausbreitet.«
Alexia konnte sich denken, wer dieser Jemand war. »Mein Vater.«
Madame Lefoux spann den Faden weiter. »Natürlich. Alessandro Tarabotti hatte die nötigen Kontakte. Der OMO versuchte, ihn zu rekrutieren, nachdem er sich mit den Templern überworfen hatte. Es gab eine ganze Reihe von Leuten in ganz Europa, einschließlich meines eigenen Vaters, die er für eine solche Sache hätte gewinnen können. Können Sie sich das vorstellen? Sie planten die Massenvernichtung von Übernatürlichen. Es gab eine weltweite Verschwörung, überall sammelte man die Leichen von Außernatürlichen.«
»Wie makaber.« Alexia war nicht begeistert von diesem Schandfleck auf ihrem Familiennamen. »Warum hat mein Vater nur immer so schwierig sein müssen?«
»Na ja, von irgendjemandem musst du diesen Hang zu Schwierigkeiten ja geerbt haben«, sinnierte ihr Ehemann.
»Oh – na, vielen Dank auch, Liebling. Sehr reizend.« Alexia spürte, wie sich der Druck wieder aufbaute und gegen ihre Haut presste. Die Sonne war höher gestiegen und gab ihr Bestes, um ihre Kleidung auszutrocknen. Sie wandte sich an einen der Ägypter. »Wasser, bitte.«
Er deutete hinunter auf die Mumie in der Nähe.
»Oh, ja, ich nehme an, Wasser könnte sie beschädigen.« Sie trat von den Leichen weg, und der Mann übergoss sie gründlich.
»Lady«, sagte er. »Wir haben nicht mehr viel Wasser.«
»Ach herrje. Nun, ich nehme an, das bedeutet, dass zumindest ich mich besser auf den Rückweg machen sollte.« Demonstrativ sah sie ihren Mann und die französische Erfinderin an. »Kommt ihr? Ich glaube nicht, dass es hier noch viel mehr zu entdecken gibt.« Dann kam ihr ein Gedanke. »Sollen wir es beenden?«
Lord Maccon und die Erfinderin sahen sie ziemlich verständnislos an.
»Die Plage beenden. Wir könnten es versuchen. Ich bin mir nur nicht sicher, wie. Die Säure in meinem Sonnenschirm hat zwar bei der Mumie in Schottland gewirkt, aber ich habe nicht annähernd genug für die alle hier. Mit Wasser könnte es gehen, wenn wir ein paar der Mumien auflösen. Es ist die trockene Luft, die sie konserviert. Denkt nur, wir könnten die Gottesbrecher-Plage vielleicht gleich hier an Ort und Stelle aufheben.«
Madame Lefoux wirkte hin- und hergerissen. »Aber der Verlust all dieser Mumien … die Wissenschaft … Ich denke nicht …« Sie brach ab.
Alexia legte den Kopf schief. »Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie dem Woolsey-Stock verpflichtet sind? Denken Sie daran, was im Interesse Ihrer Königin wäre.«
Die Französin schnitt eine Grimasse.
»Ich denke, wir sollten warten, Alexia«, warf Lord Maccon ein.
Seine Frau war misstrauisch. »Warum?«
»Die Plage hat auch ihren Nutzen.«
»Aber zuzulassen, dass sie sich ausbreitet …«
»Ich sagte nicht, dass das eine gute Idee wäre. Aber das könnte sich ohnehin erübrigt haben. Dein Vater wusste vielleicht nichts von der aufhebenden Wirkung von Wasser. Kann sich die Plage also überhaupt über das Mittelmeer ausbreiten?«
»Aber wenn wir die Wahrheit herausfinden können, dann können es auch andere.«
»Es ist wichtig, einen Ort auf der Welt zu haben, der frei von Übernatürlichen ist«, meinte jedoch der Earl.
»Warum das denn?« Alexia wurde nur noch misstrauischer. Das sah ihrem Mann gar nicht ähnlich. Sie spürte, wie sich der Druck auf ihre Haut verstärkte, und entschied, dass sie diese Debatte auch im
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