Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
erreichen und erlösen würde.«
»Aber warum bringen Sie nicht einfach eine der außernatürlichen Mumien zu ihr in den Raum? Würde das nicht funktionieren?« Alexia setzte sich wieder in Bewegung.
»Denken Sie denn, das hätte ich nicht versucht?«, fragte der Vampir mit ärgerlicher Verzweiflung. »Aber Ihr Vater hat offenbar eiserne Befehle hinterlassen. Keiner meiner Leute kommt jemals schnell genug an einen Außernatürlichen heran. Es ist, als gäbe es einen Verantwortlichen, der sie alle im Auge behält, auf der ganzen Welt. Ihr Vater lässt mich die ursprüngliche Vereinbarung nicht brechen, nicht einmal aus dem Grab heraus.«
Alexia fragte sich, ob Floote den Leichnam ihres Vaters wirklich hatte einäschern lassen, wie er gesagt hatte, oder ob Alessandro Tarabotti einer von denen war, die oberhalb des Hatschepsut-Tempels ausgebreitet lagen. »Warum haben Sie nicht einfach mich gebeten, es zu tun? Ich war doch schon bei Ihrer Königin. Ich hätte sie mit Freuden berührt.«
»Nicht vor den anderen. Die anderen dürfen nicht wissen, dass ihre Königin sterben will. Wenn es zur falschen Zeit geschieht, würden sie schwärmen, und das ohne Königin. Das ist keine schöne Sache, Lady Maccon. Ein Kind könnte ich leicht in den Palast und wieder hinausschmuggeln, aber nicht Sie, Lady Maccon. Außerdem, würde eine Engländerin Königin Matakara töten, würde das einen internationalen Zwischenfall bedeuten.«
»Warum halten Sie sich nicht einfach an den Plan und warten, bis sich die Plage weit genug ausgedehnt hat? Schließlich hat sie die Grenzen Alexandrias bereits erreicht.«
»Der OMO hat von der Sache Wind bekommen. Es wurde eine Ausgrabegenehmigung für den Tempel erteilt. Unsere Zeit ist abgelaufen. Als ich von Ihrem Kind hörte, dachte ich, dass es die einfachste Lösung wäre. Ich dachte, ich könnte es heimlich in den Palast bringen, und meine Königin wäre endlich frei. In aller Stille, vor der Dämmerung. Meine Drohne hätte das Kind wieder hinausbringen können, ohne dass irgendjemand etwas bemerkt hätte.«
»Aber warum Sie, Kanzler?«
»Die Königin vertraut mir. Ich bin beinahe so alt wie sie selbst. Ich bin ebenfalls bereit zu sterben. Aber die anderen nicht, die sind noch jung.«
Alexia hielt erneut in ihrem Schritt inne. »Ist es das, was passieren würde? Wenn eine Königin stirbt, dann geht ihr ganzer Stock mit ihr?«
»Und das friedlich, wenn es der richtige Zeitpunkt ist.«
»Und Sie waren bereit, das Ihrem Stock anzutun?«
»Es ist der Brauch der Pharaonen, mit seinen Dienern ins Jenseits einzugehen.«
Alexia begriff, was als Nächstes kam. Er würde sie zur Königin bringen, es so einrichten, dass sie Matakara berührte, und die Königin würde sterben. Und Alexia ebenso, da sie die anderen Vampire in ihrem Schmerz und ihrem Verlust auf der Stelle töten würden, genauso wie die kleine Primrose.
»Haben Sie das alles auch gut durchdacht, Kanzler?«
Kanzler Neshi antwortete nicht, sondern betrat das Vampirhaus.
Alexia folgte ihm. Ihr fiel nichts Besseres ein.
Es war ziemlich genauso wie beim letzten Mal. Ein Haufen Diener stürzte sich auf sie, um ihnen die Schuhe auszuziehen, dann eilte der Kanzler davon, um seine Königin von Lady Maccons Anwesenheit zu unterrichten. Allerdings war Alexia ohne ihre Schauspieler-Eskorte weitaus weniger willkommen.
Sie konnte nicht verstehen, was die anderen Drohnen und Vampire zu Kanzler Neshi sagten, als sie im Eingang des Thronsaals erschien, aber sie redeten sehr laut und wütend auf ihn ein.
Über ihnen saß Königin Matakara auf und in ihrem Thron und beobachtete alles mit gequält blickenden Augen.
Langsam bewegte sich Alexia auf sie zu.
Kanzler Neshi holte Primrose aus einem versteckten Privatgemach. Das Kind schien unversehrt und winkte Alexia mit seinen dicken Ärmchen, in einer Faust eine große Halskette aus Gold und Türkisen.
Eine der Drohnen bemerkte, dass sich Alexia auf seine Königin zubewegte, und stürzte sich auf sie. Er war ein schlanker Bursche, aber drahtig und muskulös, bei Weitem stark genug, sie festzuhalten.
Alexia dachte kurz daran, ihren Sonnenschirm einzusetzen. Sie dachte daran, auf die Königin zuzuhechten und ihr die bloße Hand gegen die Stirn zu pressen. Sie dachte daran, sich Primrose zu schnappen und mit ihr davonzurennen. Sie dachte daran, gegen ihren Häscher zu kämpfen. Wahrscheinlich würde sie sich losreißen können. Für eine anständige Engländerin war sie ziemlich geschickt darin,
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