Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
Nacken zu entblößen und ihnen die Oktopus-Tätowierung zu zeigen. Alexias Verstand sagte: Das sind Mitglieder des Ordens des Messing-Oktopus . Ihre praktische Seite sagte: Ich hoffe, sie erzählt ihnen nichts von den außernatürlichen Mumien. Das würde ein Wettrennen zu den Leichen geben, um die Mumien als Munition zu verwenden und das Gleichgewicht zu den Übernatürlichen zu verschieben. Ihre sogar noch praktischere Seite erinnerte sich daran, dass es weiß gekleidete Männer gab, die bereit waren, diese Mumien mit ihrem Leben zu verteidigen. Und mit dem Tod ihres Ehemannes.
Dann ging sie einfach weiter, Genevieves Bitte zum Trotz. Den Sonnenschirm hatte sie an der Chatelaine an ihrer Taille hängen. Ohne dass Genevieve sie bemerkte, durchquerte sie die Empfangshalle und trat hinaus auf die Straße, wo sie einen Eselführer herbeiwinkte und ihm die Adresse nannte. Der Junge nickte eifrig. Mit nur sehr wenig Mühe kletterte Alexia rittlings auf den Esel, der Junge schrie sein Tier auf Arabisch an, und sie setzten sich in Bewegung.
Der Esel trug sie in einen ihr unvertrauten Teil der Stadt, zu einem traurig und verlassen aussehenden Gebäude hinter dem Zollhaus. Sie rutschte von dem Tier und bezahlte den Jungen großzügig, dann schickte sie ihn weg, obwohl er auf sie warten wollte. Sie erklomm die Stufen, schob die Schilfmatten im Türrahmen beiseite und betrat etwas, das wie eine Art Warenlager aussah, dem süßen Geruch nach für Bananen.
»Kommen Sie herein, Lady Maccon«, sagte eine höfliche, leicht mit Akzent gefärbte Stimme aus dem düsteren Inneren.
Mit der für seine Art üblichen blitzartigen Schnelligkeit stand der Vampir auf einmal an ihrer Seite, beinahe ein wenig zu dicht, und zeigte seine Fangzähne.
»Guten Abend, Kanzler Neshi.«
»Sie sind allein.«
»Wie Sie sehen.«
»Gut. Sie werden mir erklären, warum das Kind nicht funktioniert .«
»Zuerst möchte ich mich davon überzeugen, dass Primrose in Ordnung ist.«
»Dachten Sie, ich würde sie mitbringen? O nein, sie ist in Sicherheit. Aber … ich dachte, der Name der Abscheulichkeit wäre Prudence.«
»Sie wollten meine Tochter? Dann haben Sie das falsche Kind entführt.«
Der Kanzler zuckte zurück und blinzelte sie verblüfft an. »Habe ich das?«
»Das haben Sie. Sie haben die Tochter meiner Freundin, und die ist alles andere als glücklich darüber.«
»Nicht die Abscheulichkeit?«
»Nicht die Abscheulichkeit.«
Es folgte langes Schweigen.
»Können wir sie dann also wiederhaben?«, fragte Alexia schließlich.
Der Gesichtsausdruck des Vampirs wechselte von verwirrt über wütend zu entschlossen. »Nein. Wenn ich die Abscheulichkeit nicht benutzen kann, dann werde ich Sie benutzen. Sie darf nicht länger leiden.«
»Geht es hier um Königin Matakara?«
»Natürlich.«
»Oder sollte ich sagen Königin Hatschepsut?«
»Dann sollten Sie König Hatschepsut sagen.«
»Was will Ihre Königin mit meiner Tochter?«
»Sie will eine Lösung. Eine einfache Lösung. Wir wollten das Kind schnell hinein- und wieder hinausschmuggeln, ohne dass es jemand merkt. Aber das hier musste ja schwierig werden. Es musste zwei schwarzhaarige englische Kinder geben, und wir haben das falsche erwischt. Und jetzt habe ich Sie am Hals.«
»Ich bin nicht leicht zu schmuggeln.«
»Das sind Sie ganz gewiss nicht, Lady Maccon.«
»Ja, aber warum das alles?«
»Kommen Sie mit mir, dann werden Sie erfahren, warum.«
»Und Primrose?«
»Wir werden Ihnen das nutzlose Kind zurückgeben.«
Er führte sie aus dem Gebäude, und zusammen gingen sie zum Haus der Alexandria-Vampire.
Es war ein langer Weg durch die Stadt, den sie zunächst schweigend zurücklegten. Doch Lady Maccon ertappte sich dabei, wie sie über Königin Matakara nachdachte. Gefangen in diesem Stuhl. Und dann diese traurig blickenden Augen. Es waren die Augen einer Frau, die sterben wollte. Alexia konnte es ihr nachfühlen.
»Es war Matakara«, sagte sie in die stille Nacht hinein und blieb auf einmal stehen.
Kanzler Neshi hielt ebenfalls an.
»Sie hat die Gottesbrecher-Plage ursprünglich geschaffen«, sagte Alexia, »undsie hat sie auch wiedererweckt. Sie und mein Vater. Sie hatten einen Handel.«
»Er überwarf sich mit dem OMO «, bestätigte der Kanzler. »Und er erzählte weder dem OMO noch den Templern von seiner Entdeckung. Im Gegenzug erlaubte ihm Königin Matakara, für eine Ausbreitung der Plage zu sorgen, mit dem Wissen, dass die Plage irgendwann auch sie selbst
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