Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
davonsprang, um im Saal herumzuflitzen.
Matakara, sterblich und immer noch an ihren Stuhl gefesselt, zerrte an ihren Riemen und Schläuchen und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei der Qual.
Einer der Vampire wandte sich Alexia zu. »Sie! Seelenlose. Machen Sie, dass es aufhört!«
Lord Maccon, der immer noch ein Wolf war und aus dessen Maul altes dunkles Vampirblut troff, sprang vor seine Frau, um sie zu verteidigen. Er sträubte das Nackenfell und fletschte die Zähne zu einem drohenden Knurren.
»Sie darf nicht sterben!«, schrie einer der Vampire auf. Offenbar sprachen mehr von ihnen Englisch, als Alexia bisher angenommen hatte. »Wir haben keine neue Königin!«
»Dann werden sie eben auch sterben.« Lady Maccon hatte kein Mitgefühl.
»Schlimmer als das – wir werden wahnsinnig werden. Und wir werden ganz Alexandria mit uns nehmen. Denken Sie nur, welchen Schaden auch nur sechs Vampire einer ganzen Stadt zufügen können.«
Alexia sah sich um. Madame Lefoux hatte ihren Zylinder verloren, hielt sich ansonsten jedoch tapfer und rang auf der anderen Seite des Thrones mit der schönen weiblichen Drohne. Mr Tumtrinkle lag ausgestreckt am Boden, und Alexia konnte nur hoffen, dass er noch atmete. Mehrere der anderen Schauspieler sahen ziemlich mitgenommen aus. Eine der jüngeren, hübscheren Aktricen blutete stark aus mehreren Bisswunden am Hals. Floote stand inmitten des Getümmels, ein hölzernes Messer in der Hand und einen Ausdruck völlig Butler-untypischer Wildheit auf dem Gesicht. Als er Alexias Blick auffing, nahm seine Miene wieder die übliche Ausdruckslosigkeit an.
Auf einmal hörte Alexia von der gegenüberliegenden Seite des Saales ein ersticktes Röcheln und sah Tunstell, der schluchzend das rothaarige Haupt über die zusammengesunkene Gestalt von Ivy beugte.
Alexias Freundin lag schwer verletzt und mit aufgerissener Kehle am Boden, Primrose unversehrt und laut weinend in Ivys schlaffer Armbeuge. Tunstell nahm das Kind in die Arme und drückte es immer noch schluchzend an die Brust.
Ein Schrei riss Alexia von der tragischen Szene fort. Einem der anderen Vampire war es gelungen, Prudence zu fangen. Die zappelnde Gestalt des Kindes auf Armeslänge von sich gestreckt wie beim Eierlaufen rannte er auf Alexia zu.
Alexia wusste, dass er ihr das Kind in die Hände drücken wollte, und wich aus. Nicht, dass sie ihre Tochter nicht lieben würde, aber im Augenblick wollte sie das Kind ganz gewiss nicht berühren.
Lord Maccon knurrte zähnefletschend und warf sich dazwischen, da er Alexias Notlage vollkommen verstand.
»Warten Sie!«, brüllte Alexia. »Ich habe eine Idee. Kanzler – was wäre, wenn wir Ihnen eine neue Königin besorgen?«
Der Vampir trat vor. »Das wäre ein akzeptabler Vorschlag. Wenn Matakara noch die Kraft hat, es zu versuchen, und wir eine Freiwillige finden. Wen schlagen Sie vor?«
Nachdenklich sah Alexia Madame Lefoux an.
Sogar mitten in ihrem innigen Gerangel mit der schönen Drohne schüttelte die Französin wild den Kopf. Die Erfinderin hatte nie nach Unsterblichkeit gestrebt.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Genevieve. Ich habe jemand anderen im Sinn.«
Alles um sie herum verstummte, als Alexia durch den Saal zu Ivy Tunstell ging. Ihre allerbeste Freundin atmete nur noch flach, und ihr Gesicht war unnatürlich blass. Sie würde nicht mehr lange in dieser Welt weilen. Alexia war vertraut genug mit dem Tod, um zu wissen, wann er jemanden heimsuchte. Mühsam schluckte sie ihren eigenen Kummer hinunter und sah Ivys geliebten Ehemann an. »Nun, Tunstell, wie würde es Ihnen gefallen, mit einer Königin verheiratet zu sein?«
Tunstells Augen waren feucht, aber er brauchte keine Sekunde, um eine Entscheidung zu treffen. Er war einst ein Claviger gewesen und hatte sein Leben im Dunstkreis der unsterblichen Gesellschaft verbracht. Er hatte seine eigene Chance auf die Metamorphose geopfert, um Miss Ivy Hisselpenny zu heiraten. Er hatte keine Skrupel oder Vorbehalte. Wenn Ivy entweder tot oder ein Vampir sein würde, dann hätte er sie lieber als Vampir.
Tunstell war der am progressivsten eingestellte Mensch, dem Alexia je begegnet war.
»Versuchen Sie es, Lady Maccon – ich flehe Sie an!«
Also gab Alexia einem der Vampire auf diese ihr eigene zutiefst herrische Weise ein Zeichen. Folgsam kam der Vampir herbei, um zu tun, was sie verlangte, obwohl er sie wenige Minuten vorher noch hatte töten wollen. Er trug Ivy hinüber zu Matakara, drapierte die Schauspielerin
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