Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
ihre Ellbogen und Füße in empfindliche Bereiche der Anatomie einer anderen Person zu rammen.
Sie dachte an viele Dinge, die sie tun könnte, doch tatsächlich tat sie nichts davon. Sie war zum ersten Mal in ihrem Leben geneigt, überhaupt nichts zu unternehmen und einfach abzuwarten.
Der Streit wurde fortgesetzt.
Dann gab es einen Tumult im Gang, und zwei Drohnen brachten eine sich wehrende Madame Lefoux herein.
»Alexia! Dachte ich’s mir doch, dass Sie hier sind.«
»Ach, wirklich?«
»Es war die einzige logische Schlussfolgerung. Sobald ich mich von der Vorstellung befreit hatte, dass ein Vampir ewig leben möchte, blieb nur diese Antwort: Matakara hat die Plage erweckt, und zwar beide Male. Zuerst gegen die Werwölfe und später gegen die Vampire und sich selbst. Und da sie so verzweifelt sterben will, würde sie auch versuchen, entweder Sie oder Prudence dazu zu bewegen, sie zu berühren.«
»Und wie soll Ihr ungeschicktes Hereinplatzen nun irgendwie von Nutzen sein?« Alexia war verwirrt, aber nicht wütend. Sie hatte nicht genug Emotion übrig, um wütend zu sein.
»Ich habe Verstärkung mitgebracht.«
In diesem Moment zockelte ein mechanischer Marienkäfer in den Saal, auf dem die kleine Prudence ritt. »Mama!«
Daraufhin wurde Alexia doch wütend. »Genevieve, was haben Sie sich nur dabei gedacht, meine Tochter in ein Haus voller Vampire zu bringen, von denen einer ein Kidnapper ist, der sie entführen wollte, und ein anderer eine Vampirkönigin, die sterben will. Wenn das geschieht, wird der ganze Stock hier verrückt spielen.«
Die Französin lächelte. »Oh, ich habe nicht nursie mitgebracht.«
Hinter Prudence kam die Theatertruppe hereingestürmt. Die Schauspieler trugen ernste Mienen zur Schau und waren mit Bühnenschwertern und anderen Requisiten bewaffnet. Angeführt wurden sie von Ivy Tunstell und ihrem Ehemann. Ivy trug einen schwarz-weißen Miniatur-Admiralshut mit einer besonders langen Straußenfeder obendrauf, und Tunstells Hosen, obschon eng, waren aus kampftauglichem Leder.
Der Haufen theatralischer Eindringlinge verursachte einige Aufregung. Überall schwirrten bunte Stoffe und Leute umher, als die Schauspieler ihren Gegnern mit Bühnenfechten, wilden Saltos und im Falle einer jungen Dame mit Balletttanz auswichen. Es gab eine Menge Geschrei, in das der opernhafte Schlachtruf von Mr Tumtrinkle einfiel.
Tunstell rezitierte Shakespeare, und Ivy stürzte auf ihre Tochter zu, wobei sie wild ihren Sonnenschirm schwang. Die Drohne, die das Kind festhielt, stand lange genug mit leicht offenem Mund da, um Ivy Gelegenheit zu geben, ihr hart auf den Kopf zu schlagen, bevor die Schauspielerin ihre Tochter an sich riss. Halb erwartete Alexia, dass ihre liebe Freundin gleich darauf über ihre eigene Kühnheit in Ohnmacht sinken würde, doch Ivy Tunstell blieb standhaft, das Kind auf dem Arm und den Sonnenschirm kampfbereit in der anderen Hand. Der winzig kleine Teil von Alexia, der nicht betäubt war, war außerordentlich beeindruckt.
Da der Aufruhr anhielt und die Vampire und Drohnen abgelenkt waren, schlich Alexia weiter auf die Vampirkönigin zu. Matakara wollte sterben. Matakara, die alles angefangen hatte. Matakara, die verantwortlich für den Tod von Alexias Ehemann war. Nun, Lady Alexia Maccon würde schon dafür sorgen, dass die Vampirin starb. Und zwar mit Freuden!
Alexia schaffte es bis zum Fuß der Plattform mit dem grauenhaften Stuhl. Sie fing Kanzler Neshis Blick auf, und der nickte ermutigend, bevor er seine heftige Diskussion mit einem der anderen Vampire wieder aufnahm. Alexia fragte sich, ob irgendjemand sonst überhaupt verstand, was hier vor sich ging.
Doch als sie auf die Plattform steigen wollte, packte sie ein Vampir um die Taille. Er verlor bei der Berührung seine Kraft, hielt sie aber weiterhin fest, riss sie herum und fiel mit ihr zu Boden.
Am Boden liegend sah Alexia, dass es um Madame Lefoux’ Streitmacht nicht zum Besten stand. Ivy, die Primrose umklammert hielt, erwehrte sich tapfer zweier Drohnen mit ihrem Sonnenschirm, aber auf Dauer würde Ivy unterliegen. Tunstell hielt Prudence’ Marienkäfer in den Händen und hieb damit um sich. Mr Tumtrinkle duellierte sich mit einem Vampir, doch schlug er sich dabei wie zu erwarten nicht besonders gut.
Da stürzte sich ein Vampir auf Ivy und hatte es eindeutig auf ihren Hals abgesehen.
Alexia hakte ihren Sonnenschirm los, zielte und erinnerte sich dann, dass sie keine Betäubungspfeile mehr hatte. Sie
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