Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
Asphodel schlaff in den Armen ihrer Herrin, bis ihr Körper plötzlich zuckte – ein einziges Mal. Alexia fuhr erschrocken zusammen, ebenso wie Major Channing, worauf Madame Lefoux sie beide mit einem mäßigenden Blick bedachte.
Asphodels Augen flogen auf, weit und erschrocken, und starrten ihre Beobachter direkt an. Dann begann sie zu schreien. Es war ein tiefer, lang gezogener Schrei der Todesqual. Ihre Augen wurden dunkler, veränderten die Farbe und weiteten sich aus, bis ihre gesamten Augäpfel ein tiefes dunkles Rot zeigten.
Dann begannen die Augen des Mädchens zu bluten. Dicke Tropfen quollen hervor, liefen ihr über die Wangen und tropften ihr von der Nase. Ihre Schreie wurden zu einem Gurgeln, als das Blut auch aus ihrem Mund quoll und die Laute erstickte.
»Genug, meine Königin«, sagte Dr. Caedes. »Es schlägt nicht an. Diese hier wird nicht verwandelt werden.«
Die Vampirkönigin hörte nicht auf, mit glückseliger Miene zu saugen. Allerdings verloren ihre Arme allmählich den Halt, und sie sank über dem Mädchen zusammen.
Dr. Caedes trat vor und entriss Asphodel den Fängen seiner Königin. Unter normalen Umständen, so vermutete Alexia, wäre er dazu nicht in der Lage gewesen. Alle Vampire waren stark, aber Königinnen sagte man nach, dass sie von ihnen allen die Stärksten waren. Dennoch waren die schönen Augen der Countess vor Erschöpfung zugefallen, als sie sich schließlich öffneten.
Dr. Caedes entwand das Dienstmädchen dem Griff der Countess und warf es zu Boden wie ein benutztes Geschirrtuch. Die junge Frau verkrampfte sich noch ein letztes Mal und blieb dann reglos liegen.
Besorgt beugte sich Alexia über sie, achtete jedoch darauf, sie nicht zu berühren, für den Fall, dass dies hier seine Richtigkeit hatte und sie die Metamorphose mit ihrer außernatürlichen Fähigkeit unterbrechen könnte. Das Mädchen jedoch rührte sich nicht mehr. Lady Maccon blickte aus ihrer kauernden Position zu Major Channing hoch. Der Werwolf schüttelte den blonden Kopf.
»Meine Königin«, sagte Dr. Caedes in die schockierte Stille des Blauen Salons hinein. »Es hat nicht angeschlagen. Sie müssen sich stärken und Ihre Kräfte zurückgewinnen. Bitte, ziehen Sie die Erzeuger ein. Ich werde die Drohnen herbeirufen.«
Countess Nadasdy richtete den verschwommenen Blick auf Caedes. »Es hat nicht funktioniert? Wieder eine dahin. Wie bedauerlich. Ich werde mir wohl ein neues Kleid kaufen müssen.« Sie sah sich um und erblickte das reglos daliegende Mädchen und Lady Maccon, die sich über sie beugte. Sie lachte. »Es gibt nichts, was Sie tun könnten, Seelensauger.«
Alexia erhob sich mit einem flauen Gefühl im Magen.
Überall war Blut. Es durchtränkte das grüne Gewand der Countess, war über den blau- und cremefarbenen Teppich verspritzt und bildete unter dem Körper des unglücklichen Mädchens eine Pfütze. Das war wirklich mehr, als irgendeine Dame bei einem gesellschaftlichen Besuch zu tolerieren gezwungen sein sollte.
Dr. Caedes winkte Mabel Dair herbei. »Kümmern Sie sich um Ihre Herrin, Miss Dair.«
»Selbstverständlich, Doktor. Sofort.« Hastig rannte Mabel zur Königin, dass ihre goldenen Löckchen hüpften, und bot Countess Nadasdy ihr Handgelenk.
Dr. Caedes folgte ihr und griff um sie herum, um seiner Königin den Kopf zu stützen. »Und denken Sie daran, nur die Nährer. Sie sind geschwächt, meine Königin.«
Countess Nadasdy trank lange vom Handgelenk der Schauspielerin, während alle sie stumm dabei beobachteten. Mabel Dair stand still und reglos in ihrem schönen bronzefarbenen Kleid da, doch bald schon begann die rosige Frische auf ihren perfekten runden Wangen zu verblassen.
»Genug, meine Königin«, sagte Dr. Caedes sanft.
Countess Nadasdy hörte nicht auf.
Da trat Madame Lefoux vor. Ihre Bewegungen waren kantig und scharf unter dem makellosen Schnitt ihres Abendjacketts. Sie packte Miss Dairs Arm oberhalb des Handgelenks und entriss ihn den Zähnen der Vampirkönigin, was beide Frauen überrascht aufkeuchen ließ.
»Er sagte, genug.«
Wütend starrte die Countess die Französin an. »Wag es ja nicht, mir Befehle zu erteilen, Drohne! «
»Haben Sie denn nicht schon genug Blut für einen Abend?« Die Erfinderin wies auf den Leichnam und die entstandene Bescherung.
Countess Nadasdy leckte sich die Lippen. »Und dennoch bin ich immer noch hungrig.«
Die Französin wich zurück, doch Dr. Caedes hielt sie auf, indem er ihr die Hände auf die Schultern
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