Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
ungewöhnlicher Geruch in die Nase stieg, den er normalerweise nicht mit seinem Heim in Verbindung brachte. Etwas Würziges und Exotisches und – er hielt inne und überlegte angestrengt – Sandiges . Er drehte sich um, nahm mit kleinen, kurzen Schnüfflern die Spur auf und folgte der fremdartigen Witterung zum hinteren Teil des Hauses ins Reich der Dienstboten.
Biffy hörte das Gemurmel von Stimmen. Sein feines Wolfgehör vernahm es sogar durch die geschlossene Küchentür. Männerstimmen, eine davon tief und mit Autorität, die andere höher und mit singenderem Tonfall. Die erste klang vertraut, doch es war schwer zu sagen, wer es war, da sich beide in einer fremden Sprache unterhielten, die Biffy nicht richtig einordnen konnte.
Die Unterhaltung endete, und die Hintertür der Küche wurde geöffnet und wieder geschlossen, was die Geräusche des Hinterhofs und einen kurzen Hauch nach Unrat hereinwehen ließ. Schnell wie der Blitz huschte Biffy in den Schatten unter der Treppe auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs, von wo aus er wartend nach dem anderen Beteiligten der Unterhaltung Ausschau hielt.
Floote trat aus dem Raum. Der Butler bemerkte Biffy nicht, sondern glitt nur vorbei, um sich seinen Pflichten zu widmen.
Nachdenklich stand Biffy lange Zeit im Dunkeln. Dann wurde ihm bewusst, was für eine Sprache es gewesen war, die er zuvor vernommen hatte. Interessant, dass Lady Maccons Lieblingsbutler fließend Arabisch sprach.
»Nun.« Alexia stand vor der Königin des Woolsey-Stocks und sah die Frau aus schmalen Augen an. »Hier bin ich, Countess, zu Ihrer Verfügung. Wie kann ich helfen?«
»Aber, Lady Maccon, ist das eine Art, eine Respektsperson anzusprechen?« Countess Nadasdy veränderte nicht ihre steife Pose. Angesichts des eng geschnittenen Kleides vermutete Alexia, dass sie das auch gar nicht konnte.
»Sie haben mich von einem Abend mit meiner Familie fortgeholt, Countess.«
»Nun, was dieses Thema betrifft, hatten wir angenommen, Lord Akeldama hätte das primäre Sorgerecht für die Abscheulichkeit, und dennoch …« Die Vampirin ließ ihre Worte ausklingen.
Alexia verstand vollkommen. »Ja, und das hat er auch. Prudence lebt bei ihm. Und bitte nennen Sie meine Tochter bei ihrem Namen.«
»Aber Sie wohnen im Haus nebenan und besuchen sie ziemlich häufig, wie ich höre.«
»Das ist richtig.«
»Die Liebe einer Mutter und die Zuneigung eines Kindes?«, fragte die Countess.
»Nein«, log Alexia. »Um sie unschädlich zu machen.«
Unvermittelt grinste die Countess. »Ist wohl etwas schwierig, der Seelenstehler?«
»Nur, wenn sie nicht sie selbst ist.«
»Interessant, wie Sie das ausdrücken.«
Alexia, die verärgert darüber war, dass man ihr weder Tee noch einen Platz angeboten hatte, ließ etwas von ihrer Gereiztheit in ihre Stimme sickern. »War das der Grund Ihrer Vorladung, oder gibt es etwas Bestimmtes, das Sie mit mir zu besprechen wünschen?«
Die Vampirkönigin streckte den Arm nach einem kleinen Beistelltischchen aus, und Alexia war sich sicher, das Kleid knarzen gehört zu haben. Die Königin griff zu einer kleinen Pergamentrolle und bedeutete Alexia, näher zu kommen.
»Jemand wünscht, die Abscheulichkeit kennenzulernen.«
»Wie meinten Sie? Ich fürchte, ich habe Sie nicht ganz verstanden«, sagte Alexia. »Wünscht, wen kennenzulernen, sagten Sie?«
Countess Nadasdy zeigte ihre Fangzähne. »Matakara wünscht, Ihr Kind kennenzulernen.«
»Mata-wer? Nun, viele Leute würden Prudence gern kennenlernen. Warum sollte diese spezielle Person irgendwie von Bedeutung …«
Die Countess unterbrach sie mit einer scharfen Geste. »Nein, sie missverstehen. Matakara, Königin des Alexandria-Stocks.«
»Wer?«
»Oh, wie können Sie nur mit so vielen Unsterblichen vertraut sein und dennoch so wenig von unserer Welt wissen?« Das schöne, runde Gesicht der Countess verkniff sich, so gereizt war sie. »Königin Matakara ist der älteste noch lebende Vampir, wahrscheinlich sogar das älteste lebende Wesen. Manche behaupten, er sei über dreitausend Jahre alt. Natürlich kennt keiner die genaue Zahl mit Gewissheit.«
Alexia versuchte, sich ein so gewaltiges Alter vorzustellen. »Oh.«
»Sie hat ein besonderes Interesse an Ihrer Nachkommenschaft gezeigt. Dabei hat Königin Matakara seit fünfhundert Jahren an überhaupt nichts mehr Interesse gezeigt. Das ist eine große Ehre. Wenn man aufgefordert wird, sie zu besuchen, zögert man nicht.«
»Damit ich das richtig verstehe:
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