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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Sie vertrauen mir nicht mehr, nun, da ich zu Woolsey gehöre. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie es waren, die mich dorthin gebracht hat?«
    Alexia rang empört nach Worten.
    »Dada«, warnte Prudence die beiden.
    Lord Maccon hatte sich um das Gepäck gekümmert. »Nun, Ladys, Madame Lefoux, sollen wir? Der Zug fährt gleich los, und ich glaube, es sind alle an Bord bis auf uns.« Es dauerte einen Augenblick, bis er die Spannung zwischen seiner Frau und ihrer ehemaligen Freundin bemerkte.
    »Aber, aber, worum geht’s denn hier?«
    »Fuu!«, sagte Prudence.
    » Aye , Püppchen, das sehe ich.«
    »Ihre Gemahlin vermisst immer noch ihren Sonnenschirm.«
    »Ah. Mein Liebes, ich habe einen neuen für dich bestellt, aber es dauert viel länger, als ich erwartet habe. Du weißt ja, wie Wissenschaftler sein können.«
    «Oh, vielen Dank, Conall! Ich hatte schon gedacht, es wäre dir vielleicht einfach entfallen.«
    »Niemals, mein Liebes.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Also, wenn die Angelegenheit damit erledigt ist?«
    Die Sonne spähte über den Horizont, außerhalb des Bahnhofs zwar, dennoch ging sie eindeutig auf. Der Zug ließ sein Signalhorn erklingen, laut und lang, und die Maschine begann zu beschleunigen und stieß dichte Wolken aus Rauch und Dampf auf den Bahnsteig wie plötzlichen übel riechenden Nebel.
    Lord Maccon packte Madame Lefoux’ Reisekoffer und warf ihn hoch ins Abteil zu dem wartenden Schaffner. Seine Kraft wurde zwar von der aufgehenden Sonne beeinflusst, aber nicht so sehr, als dass selbst ein wuchtiges Gepäckstück eine große Last für ihn dargestellt hätte. Dann nahm er seiner Frau Prudence ab. Entzückt schlang seine Tochter die molligen Ärmchen um ihn. Prudence begann in zunehmendem Maße, das Tageslicht zu lieben, da sie dann ihren Vater umarmen durfte. Sodann nahmen sie dann auch ihre Tante Biffy und ihr Onkel Lyall hoch und wirbelten sie herum, wenn die Sonne am Himmel stand.
    »Dada«, sagte sie zustimmend. Dann beugte sie sich zu seinem Ohr, als wolle sie ihm ein Geheimnis erzählen, und sprudelte einen ganzen Schwall an unverständlichem Geplapper hervor. Alexia stellte sich vor, dass das Prudence’ Version von Klatsch war. Vermutlich wäre es sogar ziemlich interessant und informativ gewesen, hätte es aus Worten bestanden.
    »Prudence, Liebling«, sagte ihre Mutter, als sie in den Zug stieg. »Du musst lernen, anständiges Englisch zu sprechen. Andernfalls besteht nicht die geringste Hoffnung für dich, verstanden zu werden.«
    »Nein«, sagte Prudence äußerst entschieden.
    Madame Lefoux schien das fürchterlich zu amüsieren, denn Alexia hörte sie hinter sich leise glucksen, als sie ebenfalls ins Abteil stieg.
    Die Truppe der Tunstells hatte bereits in mitreißendem Chor »Shine Your Buttons with Brasso« angestimmt, ein äußerst schlüpfriges Lied, das für das Erste-Klasse-Abteil des Morgenexpresszugs nach Southampton völlig unpassend war.
    Lady Maccon sah ihren Mann an, als wäre er möglicherweise jemand, der ein solches Benehmen erklären könnte.
    Er zuckte mit den Schultern. »Schauspieler.«
    Prudence, der jeglicher Sinn für Würde und Anstand fehlte, quietschte vor Entzücken und klatschte zu dem Lied in die Hände.
    Madame Lefoux vertiefte sich in ein paar Schriften der Royal Society, wobei sie leise die Melodie mitsummte.
    Tunstell verlangte nach Ale, obwohl es noch früh am Morgen war. Eine der jungen Schauspielerinnen tanzte im Mittelgang einen kleinen Jig.
    »Was wird der Schaffner nur von uns denken?«, sagte Alexia zu niemandem im Besonderen. »Das wird eine sehr lange Reise werden.«

7

    Biffy begegnet einem äußerst unbefriedigenden Sonnenschirm
    I n den Jahren, die noch folgen sollten, erschauderte Lady Maccon jedes Mal vor Entsetzen, wann immer sie sich an diesen albtraumartigen Morgen erinnerte. Wer nicht in der Gesellschaft von zehn Schauspielern, drei Kleinkindern, einem Werwolf und einer französischen Erfinderin gereist war, konnte ihr diese Qualen unmöglich nachfühlen. Das Chaos am Bahnhof war nur ein bloßer Vorgeschmack auf den Hauptgang aus blankem Wahnsinn, den der Versuch der Macconschen Reisegesellschaft, in Southampton an Bord des Dampfschiffs zu gelangen, darstellte. Wundersamerweise gelang es ihnen dennoch, dies mit nur geringen tatsächlichen Verlusten zu bewerkstelligen. Ivy verlor eine ihrer Hutschachteln an die salzigen Fluten und erlitt einen hysterischen Anfall. Der Mann, der den Schurken spielte, ein

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