Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
Kerl namens Tumtrinkle, schürfte sich das Schienbein an der Gangway auf, ein Ereignis, das ihn aus irgendeinem unerfindlichen Grund dazu veranlasste, die nächste Dreiviertelstunde lang aus vollem Halse Wagner-Arien zu schmettern, um den Schmerz zu ertragen. Die Gewandmeisterin geriet über die unangemessene Behandlung der Kostüme in Panik, und der Bühnenbildner bestand darauf, alle Kulissen persönlich zu tragen, obwohl er einen kaputten Rücken hatte und humpelte. Ein Mädchen der zweiten Besetzung beklagte Größe und vor allem Lage ihrer Kabine und fing an zu weinen, wobei sie behauptete, dass in ihrem Land Geister an die Nähe von Wasser gebunden seien und sie sich deshalb unmöglich in einem Raum mit Blick auf das Meer aufhalten könne – und das auf einem Schiff. Percy spuckte auf das Revers des Kapitäns. Primrose riss eine sehr lange Feder aus dem Hut einer Passagierin. Prudence entwand sich einmal dem Griff ihres Vaters, tapste zur Reling und fiel beinahe über Bord.
Lady Maccon fand, dass unter diesen Umständen ein heftiger Nervenzusammenbruch durchaus angebracht gewesen wäre, hätte sie zu der Sorte Frauen gehört, die solchen Dingen erlag. Sie hätte sich gut und gern in ihre Gemächer zurückziehen können, mit einem kühlen Tuch auf der Stirn und den Sorgen der Welt weit hinter sich.
Stattdessen überwachte sie mit eiserner Faust das Verladen des Gepäckberges, verteilte saubere Tücher an den Kapitän und Percy, rettete die Feder und gab sie ihrer rechtmäßigen Besitzerin zurück, schickte einen Steward mit stärkendem Tee in Ivys Kabine, bestand darauf, dass Tunstell die hysterische zweite Besetzung tröstete, lenkte die Gewandmeisterin und den Bühnenbildner mit Fragen ab, hielt ihre Tochter mit einem Arm und ihren Gatten mit dem anderen in Zaum, und das alles, bevor das Signalhorn zur Abfahrt trötete und das Dampfschiff mit einem schwerfälligen Ruck hinaus in eine dunkle und aufgewühlte See stach.
Schließlich, als sich jeder beruhigt hatte, wandte sich Alexia an Conall, die Augen glänzend vor Neugier. »Bei wem hast du ihn in Auftrag gegeben?«
Lord Maccon, der so erschöpft war, wie nur ein Mann sein konnte, dem die alleinige Verantwortung für ein Kleinkind übertragen worden war, antwortete: »Was könntest du nur meinen können, meine Liebe?«
»Den Sonnenschirm natürlich! Bei wem hast du meinen neuen Sonnenschirm in Auftrag gegeben?«
»Nun, ich habe die zur Auswahl stehenden Möglichkeiten einmal genau in Augenschein genommen, da Madame Lefoux ja vom Markt ist, und fand, dass wir jemanden brauchen, der zumindest eine gewisse Ahnung von deinem Charakter und deinen Anforderungen hat. Also wandte ich mich mit dem Auftrag an Gustave Trouve.«
»Du liebe Güte, das liegt aber ziemlich außerhalb seines bevorzugten Betätigungsfelds, oder etwa nicht?«
»Ganz gewiss, aber aus liebevoller Hochachtung nahm er den Auftrag dennoch an. Leider muss ich sagen, dass er bei der Ausführung auf einige Schwierigkeiten stieß. Hat nicht Madame Lefoux’ Gespür für Accessoires.«
»Das kann ich mir denken. Bist du dir sicher, dass er der Aufgabe auch wirklich gewachsen ist?«
»Dazu ist es jetzt zu spät – das fertige Produkt hätte eigentlich schon kurz vor unserer Abreise eintreffen sollen. Ich habe Lyall die Anweisung hinterlassen, uns den Gegenstand nachzusenden, sobald er in London eintrifft. Es hätte eigentlich eine Überraschung werden sollen.«
»So wie ich Monsieur Trouves Geschmack kenne, bin ich mir sicher, dass es trotzdem eine wird. Aber danke, mein Liebster, sehr aufmerksam von dir. Ich habe mich in den letzten paar Jahren ziemlich beraubt gefühlt. Obwohl ich Gott sei Dank sehr wenig Bedarf hatte, ihn einzusetzen.«
»Der verhältnismäßige Frieden war angenehm.« Conall drapierte sich Prudence, die eingedöst war, über seine mächtige Schulter und trat dichter an seine Frau heran. Sie standen im Heck des Schiffes und beobachteten, wie die Klippen von England im Dunst verschwanden.
»Aber?«
»Aber du wurdest allmählich unruhig, mein kleines Zankteufelchen. Glaub nicht, ich hätte das nicht bemerkt. Du wolltest nicht zuletzt wegen ein bisschen Aufregung nach Ägypten.«
Lächelnd schmiegte Alexia das Kinn auf seine freie Schulter. »Man könnte meinen, Prudence wäre Aufregung genug.«
»Mhmm.«
»Und schieb das nicht alles allein auf mich – du schielst doch selbst nach ein wenig Abenteuer, nicht wahr, mein werter Herr Gemahl?«
»Ach, Alexia, warum
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