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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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Anschluss am Computer seiner Kollegin stehen, den Rücken gebeugt, die rechte Hand auf der Maus. Die große Wanduhr im Hintergrund zeigte die Zeit: drei Minuten nach zwölf.
    »Ich hatte also doch recht. Na warte, Freundchen!«
    »Es tut mir leid.« Isabell hatte den Kopf gesenkt. »Er wollte mich mit hineinziehen, aber das ist endgültig vorbei. Du bist vorhin so schnell weg gewesen, dass ich es dir nicht gleich zeigen konnte.«

    »Ich bin dir wirklich dankbar, Isi.« Lara streckte die Hand aus. »Darf ich mir dein Handy kurz ausleihen?«
    »Warte. Ich hab noch was.« Isabell schaute jetzt schuldbewusst. »Ich konnte ja nicht wissen, dass ich ihn heute beim Spionieren erwischen würde. Also habe ich gestern Abend etwas unternommen.«
    »Du hast etwas unternommen ?«
    »Na ja, ich hatte dir gestern doch versprochen, dass ich dir helfe.« Von oben näherten sich Schritte, und Isabell sprach leiser. »Ich habe gestern Abend diese Therese angerufen  – meine Vorgängerin quasi. Und was soll ich dir sagen …« Isabell machte eine bedeutungsvolle Pause, und Lara wusste, was jetzt kam. »Sie hatte auch eine Affäre mit Tom! Oder sollte ich besser sagen, er mit ihr?« Sie lachte kurz und schluchzte gleich darauf. »Sie hat gesagt, er hätte mit jeder etwas gehabt, mit dem Mädchen, das vor ihr da war, mit deren Vorgängerin, mit ihr! Leider hat sie das auch erst hinterher spitzgekriegt. Dieses Schwein!«
    Friedrich kam die Treppen herabgeschlichen, die unvermeidliche Zigarette hinter dem Ohr. Er trug einen undefinierbaren Gesichtsausdruck zur Schau. Wahrscheinlich hatte er gelauscht. Es fehlte nur, dass er ein Liedchen pfiff. Mit einem knappen Nicken marschierte er hinaus. Lara wartete, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, ehe sie sprach. »Geahnt habe ich das schon längst. Aber Beweise hatte ich keine dafür.«
    »Die hast du jetzt.« Isabell nestelte in ihrer kleinen Umhängetasche und brachte einen länglichen Gegenstand heraus. »Hier ist alles drauf.«
    Verblüfft betrachtete Lara das silberfarbene Diktiergerät. »Wie meinst du das, da ist alles drauf?«
    »Warte, ich spiele es dir vor.« Isabell drückte den Abspielknopf, und Toms Stimme ertönte.
    »Na und? Was geht dich das an? Das ist außerdem eine Weile her. Sie haben mir eben gefallen, die kleinen Biester.«

    »Kleine Biester ?« Isabell hörte sich auf dem Band an, als ob sie gleich losheulen würde.
    »Ach komm, Isabell! Tu doch nicht so! Ihr seid doch alle gleich. Lauft in ultrakurzen Röckchen herum, bei denen man euch bis sonst wohin schauen kann, wackelt mit den Ärschen, dass es jedem halbwegs normalen Mann die Sinne raubt, und seid zu allem bereit. Wie man es bei dir unschwer nachweisen konnte. Du hast ja sogar mit mir auf der Redaktionstoilette gefickt!« Er lachte meckernd. » Natürlich habe ich sie rangenommen. Dich und diese Therese und ihre Vorgängerin, Maureen hieß sie, glaub ich. Was ist dabei? Ihr habt mich angehimmelt, und ich habe euch die Bestätigung gegeben, die ihr wolltet. Mein Gott! Wie ich dieses scheinheilige Getue hasse!« Man hörte Isabell schnaufen, und dann fuhr Tom in seiner Tirade fort: »Warum fragst du überhaupt danach? Es ist vorbei, Isichen. Vorbei! Es war nett mit uns beiden, aber es hatte nichts zu bedeuten. Verstehst du das? Natürlich hast du mich angehimmelt, das tun sie doch alle. Aber mehr war da nicht. Und nun sind wir damit fertig. Sprich mich bitte nicht mehr darauf an. Ist das klar?« Ein gehauchtes »Ja« von Isabell, dann verabschiedete sich Tom mit einem »Fein«. Und legte auf.
    Lara sah Isabell in die Augen. »Du hast ihn angerufen?«
    »Gestern Abend. Nachdem ich mit dieser Therese telefoniert hatte. Natürlich ist er nicht auf die Idee gekommen, ich könnte das Gespräch aufzeichnen. Aber ganz so dumm, wie er glaubt, bin ich auch nicht. Bitte.« Isabell reichte Lara Handy und Diktiergerät. »Mach damit, was du willst.«
    »So viel Unverfrorenheit. Ich glaube es nicht. Danke, Isi. Ganz großen Dank.« Lara tätschelte der Praktikantin das Gesicht und spürte die Feuchtigkeit auf ihrer Wange. »Sei nicht traurig. Es ist wirklich nicht schade um ihn.«
    »Ich weiß.« Isabell zog die Nase hoch.
    »Du möchtest jetzt bestimmt nicht mit hochkommen. Geh
einen Kaffee trinken. Ich werde Tom zur Rede stellen. Hampenmann und die anderen müssen nichts davon erfahren. Du kriegst das nachher gleich zurück.« Sie wedelte kurz mit Handy und Diktiergerät und rannte die Treppen nach

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