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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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Schnell überprüfte Matthias den Boden rund um die dicke Frau, griff dann nach ihrer Handtasche, die noch immer halb über ihrer Schulter hing, und zerrte daran, bis sie sich löste.
    Von vorn schlängelte sich Kindergeschrei zwischen den Ästen hindurch, und er erhob sich hastig. Die Jeans hatte ein paar Blutflecken im Bereich der Oberschenkel, aber das war jetzt nicht zu ändern. Schnell stopfte er das Messer und die Handtasche der unbekannten Toten in seine Tasche und fuhr mit den Handflächen über die Hose, um die losen Blätter abzustreifen. Die Kinderstimmen kamen näher. Es eilte. Ein schneller Blick nach rechts und links. Noch waren die Spaziergänger weit genug entfernt. Er würde sich durch die Sträucher davonschleichen und dann sein Auto suchen. Im Fahrzeug war er relativ sicher, solange ihn niemand anhielt und kontrollierte.
    Matthias irrte eine halbe Stunde am Rande des Küchwalds entlang, bis er seinen Golf am Straßenrand nahe des Klinikums fand, immer darauf bedacht, sich niemandem zu zeigen.
    Erst in der heißen Stille seines Autos, umgeben von dem schützenden Metallgehäuse, öffnete er die Handtasche und wühlte darin herum, bis er ein blaues Lederportemonnaie fand, in dem auch der Ausweis steckte. Er betrachtete das Bild und las den Namen, und es brach aus ihm heraus. Zuerst war es nur ein hysterisches Kichern, das sich jedoch schnell zu einem schrillen Gelächter auswuchs, welches in ein wildes Kreischen überging. Matthias lachte, bis er keine Luft mehr bekam. Dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und startete den Motor.
    Karin Gurich!
    Erst an der Autobahnauffahrt Chemnitz-Glösa fielen ihm die
Details wieder ein: Wie er zur Wohnung der Gurich gefahren war und in der Nähe ihres Hauses im Auto eingeschlafen war. Wie sie plötzlich aus der Tür gekommen war. Wie er sie vorsichtig verfolgt hatte, fast durch den ganzen Küchwald, bis zu einer Stelle mit zahlreichen Rhododendronbüschen. Er hatte sie fast angesprungen und ins Gebüsch gezerrt. Die Gurich hatte keinen Mucks von sich gegeben, so überrascht war sie von der plötzlichen Attacke gewesen.
    Eigentlich hatte er sie nur ein bisschen befragen wollen, zu ihrem Vorleben, zu den Dingen, die sie im Heim getan hatte, aber dann war der Zorn wie eine meterhohe Welle über ihn gekommen und hatte alle Vernunft hinweggespült. Dieser Overkill war nicht geplant gewesen, aber was vorbei war, war vorbei. Matthias gab Gas. Die Gurich war erledigt. Miss Piggy hatte das Zeitliche gesegnet. Er konnte jetzt nach Hause fahren und sich endlich ausruhen.

45
    »Isabell? Du klingst so abgehetzt!« Lara machte Jo ein Zeichen und fuhr langsamer. »Ja, ich bin auf dem Weg zurück in die Redaktion.« Sie lauschte und zog dabei die Augenbrauen über der Stirn zusammen. »In zehn Minuten. Wenn du meinst.« Lara schaltete das Handy aus und sah Jo an, der ein fragendes Gesicht machte. »Sie hat etwas für mich. Was es ist, wollte sie nicht sagen.«
    »Geheimnisse?«
    »Sie wartet am Seiteneingang. Ich weiß noch nicht, um was es sich handelt.« Lara gab Gas und überquerte die Kreuzung bei Gelb.
    Im Parkhaus mussten sie bis in die vierte Etage fahren, um einen freien Platz zu bekommen. Anscheinend hatten sich alle
Leute den Donnerstagnachmittag zum Shoppen ausgesucht. Vor dem Zeitungsgebäude roch es nach heißem Staub und Frittierfett. Lara wünschte sich eine kalte Dusche. Isabell stand in der halb geöffneten Tür und trat von einem Fuß auf den anderen. Sie wirkte erregt. »Da bist du ja. Hampenmann wartet auf dich.«
    »Ich weiß schon. Er ist wütend.« Lara blickte kurz zu Jo. »Gehst du hoch?«
    »Ich bin schon weg.« Der Fotograf rückte seine Taschen auf der Schulter zurecht und verschwand im Treppenhaus.
    »So. Wir sind unter uns. Was hast du denn?«
    »Komm mit rein.« Obwohl niemand in der Nähe war, flüsterte Isabell und zog Lara dabei an einem Ärmel ins Haus. »Ich habe Beweise.«
    »Beweise? Wofür denn?«
    »Tom hat doch behauptet, er wäre nicht an deinem Rechner gewesen. Vorhin, in der Mittagspause.«
    »Richtig.«
    »Er war aber doch dran. Ich habe es fotografiert. Mit dem Handy. Hier.« Isabell klickte an ihrem Mobiltelefon herum und hielt es Lara dann vor die Nase. Eine schnelle Bildfolge zeigte Tom Fränkel, wie er Lara nachsah, die hinausging. Im nächsten Bild erhob er sich von seinem Schreibtisch. Die zusammengekniffenen Augen hatten einen lauernden Ausdruck. Dann sah man ihn um die beiden Schreibtische herumgehen und im

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